Tippen, Telefonieren
Ablenkung ist Hauptursache für Verkehrsunfälle

- Ablenkungen wie Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung, Textnachrichten auf dem Handy schreiben oder aus Wasserflaschen trinken, sind die Unfallursache Nummer eins im Straßenverkehr und Auslöser für 30 Prozent aller Unfälle in den letzten fünf Jahren.
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Beim Autofahren ohne Freisprecheinrichtung telefonieren, Textnachrichten auf dem Handy schreiben oder aus Wasserflaschen trinken, erhöht die Gefahr für folgenschwere Verkehrsunfälle deutlich, wie eine aktuelle Studie des ÖAMTC, Erkenntnisse aus einer neuen Verkehrsbeobachtung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) und die Zahlen der Unfallstatistik zeigen. Demnach sind solche Ablenkungen im Straßenverkehr die Unfallursache Nummer eins und Auslöser für 30 Prozent aller Unfälle in den letzten fünf Jahren.
ÖSTERREICH. Im vergangenen Jahr ereigneten sich 10.176 Ablenkungsunfälle auf Österreichs Straßen, dabei wurden 9.290 Lenkerinnen und Lenker verletzt und 76 weitere getötet. Nach einem Rückgang in den Pandemiejahren stieg die Zahl solcher Unfällle nun wieder an. "Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung lässt das Unfallrisiko für Lenkende etwa um das Vier- bis Fünffache, das Schreiben von Textnachrichten sogar um das 23-fache ansteigen", erklärte Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im KFV, in einer Presseaussendung.
Der Experte rechnet zudem mit einer weiteren Zunahme der Ablenkungsunfälle. So sei seit der letzten Beobachtung im Jahr 2016 der Anteil bei den abgelenkten Radfahrerinnen und -fahrern von acht auf 17 Prozent, bei den Fußgängerinnen und Fußgängern von 30 auf 37 Prozent gestiegen. Hauptablenkungsursache war demnach das Telefonieren.

- Bereits 37 Prozent aller Unfälle in denen Fußgängerinnen und Fußgängern verwickelt sind, sind auf Unachtsamkeiten zurückzuführen.
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Wer SMS tippt, ist 123 Meter im "Blindflug" unterwegs
Im Rahmen einer Studie im vergangenen März untersuchte ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger die Auswirkungen von ablenkenden Tätigkeiten beim Autofahren. 40 Probandinnen und Probanden im Alter von 18 bis 50 Jahren mussten im Fahrtechnik Zentrum Teesdorf in fünf unterschiedlichen Fahrsituationen vier Aufgaben erledigen. So hatten sie zwei Denkaufgaben (Buchstabieren, Kopfrechnen) sowie zwei haptische Aufgaben zu meistern (SMS lesen/schreiben, aus einer Flasche trinken). Seidenberger analysierte die Ergebnisse:
"Beim SMS-Lesen und -Tippen waren die Testpersonen bis zu 123 Meter im Blindflug unterwegs. Dabei fuhren zwar alle signifikant langsamer, aber keine Person verringerte das Tempo vor dem Schutzweg so, dass sie hätte anhalten können. Die meisten wären mit etwa 30 km/h mit einem Fußgänger bzw. einer Fußgängerin kollidiert."
Auch vermeintlich einfache Aufgaben als Sicherheitsrisiko
Wie die Studie zudem zeigte, stellt auch das Hantieren mit und Trinken aus einer Wasserflasche ein erhöhtes Risiko dar. So hatten die Probandinnen und Probanden während dieser Aufgabe bis zu acht Sekunden die Hände vom Lenkrad. "Insgesamt zeigte sich, dass die Probanden Sichthindernisse nicht ernst genug nahmen, zu wenig Abstand hielten und viele keine Notbremsung beherrschten", erklärt die ÖAMTC-Expertin.
Als trügerisch erwies sich zudem die Selbsteinschätzung – die subjektive Gefahreneinschätzung stand demnach oft klar im Widerspruch zu den bei der ÖAMTC-Studie objektiv erfassten Daten. "Viele glauben, dass sie 'eh alles im Griff' haben –vermeintlich einfache Nebentätigkeiten, wie das kurze Checken einer Nachricht, werden unterschätzt. Dabei muss man im Straßenverkehr immer damit rechnen, dass man plötzlich in eine fordernde Situation gerät", betont Seidenberger. Die drei wichtigsten Tipps der ÖAMTC-Expertin für Autofahrende: Abstand vergrößern, jegliche Ablenkung unterlassen, eine Notbremsung beherrschen.
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