Freddie-Mercury-Freund Rudi Dolezal auf Tour
"Ich war kein Queen-Fan"

- Rudi Dolezal und Freddie Mercury arbeiteten nach einem bekenntnisreichen ersten Interview für insgesamt 32 Musikvideos zusammen - der Queen-Sänger starb 1991. Private Geschichten und Erlebnisse mit seinem Freund erzählt der Wiener Dolezal jetzt mit seiner Leseshowtour "My Friend Freddie".
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Musikvideo-Koryphäe Rudi Dolezal kannte Freddie Mercury so gut, wie ihn nur die wenigsten erleben durften. Über die Freundschaft zur Queen-Ikone hat der Wiener ein Buch geschrieben - und mit dem geht's jetzt auf große Leseshow-Tour. Der Glücks-Treffer-Talk über Freddies letzte Geste, fehlende Liebe und darüber, wie Dolezal als Jugendlicher mit Christoph Waltz Theater spielte.
ÖSTERREICH. Schon früh eroberte Rudi Dolezal die Bühnen (damals mit Oscar-Star Christoph Waltz und Michael Schottenberg) - später beeindruckte er Freddie Mercury mit Wiener Schmäh und Selbstbewusstsein. Das Ergebnis: Der 65-jährige Regisseur produzierte 32 Musikvideos für die Kultband Queen und baute einen lebenslange Freundschaft zum Frontsänger auf, der 1991 an Aids verstarb. Wer Mercury war, beschreibt Dolezal in seinem Buch "My Friend Freddie", aus dem er in seiner Leseshow u.a. am 12. September in Wien vorträgt (weitere Termine findest du hier). Das Interview.
MeinBezirk.at: Was bedeutet Glück für dich?
Rudi Dolezal: Dass ich für meine Söhne (17 und 20 Jahre alt) ein guter Vater bin. Was mir derzeit zum persönlichen Glück fehlt, ist eine Partnerin an meiner Seite, mit der ich meine Abenteuer und tollen Erlebnisse teilen kann. Die große Liebe wartet aber noch auf mich, da bin ich mir sicher. Und zu guter Letzt macht mich glücklich, dass ich mit meinen Leseshows so viele Leute glücklich machen kann.
Stichwort Leseshow: Was erwartet Fans denn da?
Ich bin es normalerweise gewohnt, in abgedunkelten Räumen mit ein, zwei Technikerinnen und Technikern zu arbeiten - wenn ich ein tolles Video mache, dann applaudiert keiner. Da fehlt das unmittelbare Feedback. Nachdem ich über 40 Jahren andere Leute auf der Bühne gefilmt habe, stehe ich jetzt plötzlich auf der Bühne. Und ich muss abliefern! Das hat mich anfangs nervös gemacht.
Hast du denn schon früher Bühnenerfahrung gesammelt?
Ich habe früher mit Christoph Waltz und Michael Schottenberg Theater gespielt. Zuerst im Gymnasium, dann nach der Matura in einer Theatergruppe. Für mich blieben meist nur die Nebenrollen, die zwei anderen haben brilliert (lacht). Wir haben unter anderem "Die Physiker" von Dürrenmatt gespielt, wo ich allerdings schon in der Hauptrolle des Einstein werken durfte. Im Stück "Bunbury" von Oscar Wilde war ich zuvor den Butler, der genau einen Satz gesagt hatte, während die beiden anderen aufgedreht haben.
Ich habe aber auch früher für Kapazunder wie Rainhard Fendrich das Warm-Up vor Konzerten übernommen - und der meinte damals zu mir in der Stadthalle: "Du bist ja eine echte Rampensau."
Dann kommen wir zum Mysterium Freddie Mercury: Was macht denn die Faszination des ehemaligen Queen-Frontsängers aus?
Freddie war einer der außergewöhnlichsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte. Für mich gab es drei Freddies: den Super-Zampano auf der Bühne, der das Publikum in der Hand hatte; das scheue Reh, das von der Bühne runterkam und zurückhaltend, misstrauisch war; und dem Inner Circle, zu dem ich zählte, zeigte er sich als Berserker, der sich aufgeführt hatte und wusste, da dringt nichts nach draußen.

- Dolezal kannte drei Freddies: Mercury zeigte sich als "Super-Zampano auf der Bühne; das scheue Reh, das von der Bühne runterkam; und dem Inner Circle als Berserker, der sich aufgeführt hatte".
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Was gibt es denn über Freddie zu sagen?
In meinem Buch habe ich in 30 Kapiteln viele unveröffentlichte Fotos und bis dato unbekannte Geschichten verpackt. Selbst Freddies Kollegen Brian May und Roger Taylor haben sie aus dem Buch gelernt, weil sie bei manchen Geschichten nicht dabei waren (lacht). Ich war immer heterosexuell, Freddie und ich waren Freunde. Und so habe ich aber auch mindestens 30 Kapitel nicht geschrieben, denn diese wären einfach zu intim. Was ich bei meiner Show mache, hat nichts mit einer reinen Lesung zu tun - bei einer Lesung spielt sich für mein Empfinden zu wenig ab. Deswegen habe ich eine Leseshow kreiert: Im ersten Teil lese ich aus einem Kapitel und zeige ein dazu passendes, unveröffentlichtes Video zu Queen. Im zweiten Teil dürfen die Zuseherinnen und Zuseher alles fragen, was sie über Freddie Mercury wissen wollen.
"Was viele nicht wissen: Ich war nie ein Queen-Fan, sondern immer ein Stones-Fan."
Rudi Dolezal über seine anfängliche Beziehung zur Kultband
Welche Fragen treten da am öftesten auf?
Was ich vom Kinofilm halte, wie ich zur jetzigen Band Queen ohne Freddie stehe - oder aber auch Fragen zu Freddies Tagesablauf oder was bei bestimmten Partys passiert ist. So erzähle ich u.a. auch von einem Abendessen, wo ich neben Rod Stewart und Elton John gesessen bin. Da meinte Freddie: "Das ist Rudi, mein neuer Videokünstler." Mercury hat mir die Türe zur Champions League der Rockmusik geöffnet. Ich muss anmerken: Beim ersten Queen-Video "One Vision", wo ich Regie geführt habe, hatte ich 1984 bereits "Rock Me Amadeus" im Kasten. Das war Nummer eins in Amerika! Und ein Video für die Rolling Stones hatte ich auch bereits gedreht. Ich war damals also kein Unbekannter mehr.
Was viele nicht wissen: Ich war nie ein Queen-Fan, sondern immer ein Stones-Fan. Als ich dann mit Freddie und Co. gearbeitet habe, habe ich sie auch musikalisch zu schätzen gewusst. Als Hippie wollte ich aus Wien-Alsergrund raus in die Welt, um einer der weltbesten Musikregisseure zu werden. Damals haben mich viele belächelt - doch wenn ich an den jungen Dolezal denke, muss ich schmunzeln. Nach dem ersten Interview mit Freddie gab ich ihm meine Visitenkarte mit den Worten: "Wenn du einmal einen wirklich guten Musikregisseur brauchst, ruf mich an." Ich habe ihm dann das Video unseres Interviews geschickt, was 99 von 100 nicht machen. Ein halbes Jahr später hat der Queen-Manager angerufen - und die Chupze hat sich gelohnt!
In diesem Interview konnte ich ihm übrigens den Sager entlocken: "Ich bin nur eine musikalische Hure" - und dieser hat es sogar in den Kinofilm "Bohemian Rhapsody" geschafft!
Du hast mit Freddie, Falco und Co. gearbeitet. Hand aufs Herz: Hast du ein Händchen für exzentrische Musiker?
Die liegen mir, ja. Eigenlob stinkt ja, aber ich muss schon etwas richtig gemacht haben - denn nach dem ersten Queen-Video habe ich mir gedacht, jetzt bin ich eine Fußnote in der Rock-Historie. Insgesamt habe ich 32 Queen-Musikvideos gedreht.

- Jahrelange Freundschaft, verpackt in ein Buch: In "My Friend Freddie" erzählt Rudi Dolezal Persönliches über Queen-Ikone Mercury.
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Hast du eine Lieblingsgeschichte zu deiner Freundschaft mit dem Queen-Star?
Da werde ich immer emotional. Es ist die Geschichte vom allerletzten Take, den Freddie jemals vor einer Kamera gemacht hat. Ich habe die allerletzten Videos vor seinem Tod gemacht, darauf hat Freddie bestanden. Vor dem Dreh von "These are the days of our Lives" hat mich der Manager angerufen und gebeten, nicht wie sonst viele Takes zu machen: "Wir wissen nicht, ob Freddie die Dreharbeiten durchhält." Beim Dreh hatten wir alles schnell im Kasten, ich sagte Danke - doch Freddie wollte den Schluss-Take noch einmal machen. Er gab den großen Freddie, flüsterte "I still love you" in die Kamera, schnippte mit dem Finger und ging aus dem Bild. Ich habe nichts bemerkt - erst, als ich in Wien das Video schnitt und er schon verstorben war, habe ich mir gedacht: Er wusste schon, dass dies der allerletzte Take vor einer Kamera war. Mit der großen Geste wollte er noch einmal den großen Mercury zeigen; mit "I still love you" richtete er sich direkt an seine Fans - sein Abgang aus dem Bild war stellvertretend für seinen Abgang aus dem Leben. Freddie war ein großer Performer, Helfer, ein gebildeter, witziger Mensch.
Danke für diese berührenden Einblicke. Verrate uns doch jetzt mehr über dich: Wie sehr liebst du Wien, deine Heimatstadt?
Ich bin ein Wiener, bin im 9. Bezirk geboren und im 19. Bezirk in die Schule gegangen. 20 Jahre habe ich in Amerika gelebt, davor hatte ich ein Haus im niederösterreichischen Purkersdorf. Ich habe jetzt noch meine Firma in den USA, aber lebe dort nicht mehr. Zurück in Wien habe ich viele Projekte in Österreich, in meiner Heimatstadt habe ich mir ein Studiobüro genommen und entdecke Wien neu.
Was mir an Wien gefällt: die große Tradition, Wert auf Kultur zu legen und zwar nicht nur auf Hochkultur; die Weltoffenheit; und, dass keine Stadt so freundlich wie Wien ist - auch nicht New York, Los Angeles oder London, wo ich ebenso gelebt habe. Das Gesundheitssystem hier habe ich auch zu schätzen gelernt. Wien ist leiwand und wird gut verwaltet.
Anfangs meintest du, dass in deinem Privatleben eine Partnerin fehlt. Martina Reuter, deine letzte Partnerin, war ebenso ein Promi wie du - bringt die Liebe in der Öffentlichkeit eine Schattenseite des Ruhms mit sich?
Martina Reuter hatte sich von Anfang an dazu entschlossen, unsere Beziehung in den Sozialen Medien stattfinden zu lassen. Deswegen wurde auch unsere Trennung online kommuniziert. Für mich steht fest: Meine nächste Beziehung wird nicht öffentlich sein (lacht). Ich war zehn Jahre lang ein alleinziehender Vater, da war kein Platz für eine Beziehung. Jetzt bin ich wieder offen!
Ein spannendes Detail: Ich war nie verheiratet, obwohl ich lange Beziehungen hatte. Wenn ich also jetzt die große Liebe treffe, habe ich mit ihr noch etwas vor, das ich mit keiner anderen Frau gemacht habe. Ist das nicht romantisch?
"I bin's": der Wordrap
MeinBezirk.at: Was liebst du an Österreich?
Rudi Dolezal: Die wunderbare Natur.
Was ist dein Lieblingsessen der heimischen Küche?
Schweinsbraten mit Knödel und Sauerkraut.
Was ist dein Lieblingsplatzerl in Österreich?
Das sind Wien, Purkersdorf und Millstatt.
Welches ist dein Lieblingsdialektwort der österreichischen Sprache?
Wappler.
Welche Österreicherin/ welcher Österreicher hat dich inspiriert?
Hermann Nitsch, Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek - und Hans Krankl, der ist direkt und authentisch und schadet sich mit seiner Ehrlichkeit damit oft selbst, genau wie ich. Krankl ist für mich ein Gott.
Weitere Glücks-Treffer:





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