"Gigtrick" aus Österreich
Dominik Landolt entwickelte "KI-Tool" für Musiker

- Der Wiener Musiker und Kabarettist Dominik Landolt möchte mit "Gigtrick" Musikern das Konzert-Booking erleichtern.
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Der Wiener Musiker und Kabarettist Dominik Landolt erzählt im Interview mit MeinBezirk, wie er anhand eines von ihm entwickelten Tools namens „Gigtrick“ österreichischen Musikerinnen und Musikern das Konzert-Booking erleichtern will. Eines vorweg: die Dienstleistung kostet so wenig wie ein Kaffee.
ÖSTERREICH. Dominik Landolt ist nicht nur Musiker und Kabarettist, sondern auch Visionär mit einem Faible für smarte Lösungen. Mit „Gigtrick“ hat er ein neues Tool entwickelt, das österreichischen Musikschaffenden hilft, ihre Konzerte einfacher, schneller und übersichtlicher zu organisieren – ganz ohne nervenaufreibenden E-Mail-Wahnsinn. Was man sich unter einem Tool vorstellen kann? Ein Tool ist ein Werkzeug oder eine Software, das Aufgaben automatisiert oder vereinfacht. Tools können sowohl physisch als auch digital existieren.
Statt endloser Copy-Paste-Orgien im Postfach ermöglicht „Gigtrick“ automatisierte Kampagnen, klare Pipeline-Strukturen und eine intuitive Steuerzentrale für Bookings, Newsletter und Promotion. Das Ziel: weniger Büro, mehr Bühne. Warum es Zeit ist, künstliche Intelligenz (KI), arbeiten zu lassen und wie ein Kaffeepreis das Booking verändert, erzählt er im Interview mit MeinBezirk:
Dominik, wie bist du auf die Idee gekommen Gigtrick zu entwickeln?
DOMINIK LANDOLT: Ich wollte der Musik Community ein Tool geben, welches nicht mehr kostet als ein Kaffee und viel Zeit und Ärger spart, damit man in der Zeit, wo man jetzt mit Veranstalterinnen und Veranstaltern schreibt und Locations diskutiert, Musik machen kann, weil man weiß, dass währenddessen das Booking erledigt wird, auch wenn man nicht das Glück einer Booking Agentur hat. Ich hab dann lang herumgesucht, mit wem ich das auf die Beine stellen könnte und bin auf Michael Peinsipp gekommen, dessen Schwester ja eine sehr gute Sängerin ist und daher weiß der Michi über die Troubles des Musikbusiness Bescheid. Michi hat einen Kindheitsfreund, den Paul Semler, der ein bisschen das Mastermind hinter unserer Codierung ist.

- "Die KI soll unsere E-Mails schreiben, damit wir im Proberaum geile Musik machen können", so Landolt.
- Foto: Dominik Landolt
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Wie soll man sich das vorstellen? Was macht eine KI Booking Agentur?
Im ersten Schritt geht es mal darum, dass wir quasi ein CRM Programm, also ein Organisationstool, gebaut haben, welches eine generelle Übersicht über die eigenen Anfragen und Konzerte gibt, wo man sich Aufgaben setzen kann, damit man nie wieder vergisst das Festival zu kontaktieren, wo man eigentlich spielen hätte wollen und wo man komplett automatisierte Kampagnen für alle wichtigen Office-Mailings anlegen kann, die Musikschaffende betrifft. So kann man Live-Kampagnen für Tour-Anfragen erstellen, Radio-Kampagnen um Songs und Alben zu promoten, die Newsletter "outsourcen" und über Gigtrick an alle Newsletter-Kontakte automatisiert aussenden uvm.
Kampagnen zu Themen erstellen
Wie funktioniert das Ganze?
Man legt sich zuerst Kontakte an und gibt ihnen Zuweisungen - zum Beispiel ist es ein Konzert-Kontakt, oder ein Pressekontakt, oder ein Radiokontakt. Dann kann man Kampagnen zu Themen erstellen und die passenden Kontakte zuweisen. Will ich zum Beispiel eine Tour in Deutschland planen, kann ich mir alle meine Kontakte aus Deutschland hineinziehen, in die Kampagne importieren und schreibe automatisiert 200 Mails an 200 Veranstalter, die ich trotzdem selbst vorformulieren kann und mit Shortcuts und Placeholder Gigtrick automatisch die richtigen Namen der Veranstalter statt den Placeholdern einsetzt. So habe ich trotzdem meine Nachricht persönlich verfasst und eigentlich alle Kontakte persönlich angeschrieben - nur halt mit einem Klick statt mit 200 eigenen Mails.
Was passiert dann, wenn die Kampagne läuft?
Ich kann schon beim Erstellen der Kampagne unbegrenzt viele Mails schreiben und Gigtrick quasi sagen "wenn ich keine Antwort auf Mail 1 bekomme, dann schreib bitte Mail 2 in zwei Wochen und Mail 3 in vier Wochen und Mail 4 in sechs Wochen" usw. Dadurch "fasst das Programm von selber nach" und schreibt alle meine persönlich verfassten Vorlagen im 2-Wochen-Rad (Zeitabstand natürlich selbst wählbar) an meine Kampagnenkontakte, bis ich eine Antwort bekomme.
Und wenn eine Antwort kommt?
Wenn ich eine Antwort bekomme, erstellt sich im Control Room bzw. in der Kommandozentrale ein neues Kästchen, damit ich sehe, dass ich eine offene Antwort abarbeiten muss. Sobald das passiert, ist dieser Kontakt natürlich automatisch aus den Folgemails draußen, weil wir wollen ja nicht, dass ein Veranstalter, der uns schon gebucht hat, noch fünf Mails von uns bekommt. Ich muss nur noch auf das Kästchen klicken, sehe die Antwort und kann dann entweder ein erfolgreich gebuchtes Konzert auf "Gebucht" schieben, eine positive Anfrage, die allerdings noch zusätzliche Arbeit benötigt, mit einer Aufgabe und Erinnerung versehen, oder die Anfrage auf Absage schieben, um dann eine vorformulierte, freundliche Absage-E-Mail direkt an den Kontakt zu senden. Wenn das Konzert gespielt ist, muss ich mein Kästchen wieder nur auf "Done" bzw. "Erledigt" schieben. Mit wenigen Infos kann ich direkt in Gigtrick Honorarnoten erstellen und mit der nächsten vorformulierten E-Mail automatisch an den Veranstalter schicken, ohne jedes Mal eine neue Honorarnote als PDF erstellen zu müssen.
Das klingt alles sehr spannend, aber wie sieht es mit Datenspeicherung aus?
Wir speichern prinzipiell nichts von den Usern. Wir haben alles auf Google programmiert, damit die Speicherung direkt auf das Gmail-Konto passiert. In Wirklichkeit haben wir eine Maske gebaut, die individuell geschriebene Nachrichten vollautomatisiert über das eigene Google-Konto ausschickt - super easy, super schnell.
Wie gehts jetzt weiter mit Gigtrick?
Wir haben vor, dass wir in den nächsten Wochen einen Soft-Launch, Betatest, wie auch immer man es nennen will für alle, die sich vorab angemeldet haben machen, wo man ein Monat gratis ausprobieren kann, ob Gigtrick Spaß macht. Danach werden wir einen Marketing-Launch machen, wo wir mit mehr Nachdruck versuchen, die Musikerinnen und Musiker Österreichs und auch international von uns zu überzeugen. Wir haben auch technisch einiges auf der Roadmap, so wollen wir eine Map in Gigtrick integrieren, wo man Routen eingeben kann und Konzertlocations direkt angezeigt bekommt, um mit einem Klick die Mails und Kontakte aus Google direkt ins eigene Adressbuch anlegen zu können. Das würde extrem viel Zeit in der Recherche sparen und man könnte schnell einfach eingeben, dass man zum Beispiel in Hamburg einen Gig gecheckt hat, sowieso dort hinfahren muss und Gigtrick dir einfach alle potenziellen Locations entlang der Route anzeigen soll. Dann könnte man sich wieder eine Kampagne erstellen und all diesen Kontakten schreiben, bis man die jeweiligen Antworten erhalten hat.

- Im Control Room bzw. in der Kommandozentrale kann man alle Konzerte übersichtlich sehen und anhand eines Farbcodes schnell erkennen, welche Anfrage zu welcher Kampagne gehört.
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Das klingt alles sehr gut in der Theorie - aber ist es in der Praxis nicht besser, wenn man Leute wirklich kennt und nicht nur E-Mails ausschickt?
Ja, das stimmt - natürlich wird ein Computerprogramm nie eine persönliche Beziehung ersetzen können - Gott-sei-Dank. Wir haben das von vielen skeptischen Menschen schon gehört, aber ganz ehrlich - man kann nicht jeden Menschen kennen und irgendwo muss man anfangen. Wenn ich den Manager von den Rolling Stones kenne, dann werde ich ihn vermutlich nicht in eine Gigtrick-Kampagne schmeißen - außer er hat meinen Newsletter abonniert. Aber wenn ich in Hinterdupfing an der Weser den Kurti vom Klangkarrussel nicht persönlich kenne, was ist die Alternative? Erstkontakt wird vermutlich immer mit Mails sein - und dann kommt es drauf an, wie gut meine Mails sind und wie konsequent ich nachfasse. Und konsequentes Nachfassen ist nicht unbedingt etwas, womit ich Musikerinnen und Musiker beschreiben würde - sorry to say. Ein Programm, das das für dich erledigt, wird daher die Bookings um ein Vielfaches steigern, und sobald ich einen persönlichen Kontakt hergestellt habe, schreibe ich natürlich wieder selbst und baue diese Verbindung auf und aus. Das kann uns der Computer nicht abnehmen, aber den Weg bis dort hin schon. Und das ist unsere Mission. Musikern Zeit sparen helfen, damit sie Musik machen können, statt E-Mails.
Was wird das Ganze kosten?
Am Anfang jetzt mal wie gesagt nichts - danach haben wir uns überlegt, dass wir es im Rahmen eines Kaffees halten wollen. Also je nach Abo zwischen 3 und 5 Euro. Deshalb ist unser Slogan auch "Gigtrick - ist dir dein Booking einen Kaffee wert!?". Mir definitiv schon, ich hoffe vielen anderen auch.
Weitere Infos unter www.gigtrick.at.
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