Studie
Österreicher schätzen Risiko durch Corona geringer ein
Für die Österreicher hat das Corona-Virus ein Stück weit seinen Schrecken verloren, wie eine aktuelle Studie der Uni Wien zeigt. Auch die Zustimmung zu den Regierungsmaßnahmen sinkt.
ÖSTERREICH. Wie eine aktuelle Studie der Universität Wien zeigt, schätzen die Österreicher Das Risiko für die Gesundheit und Wirtschaft durch das Corona-Virus mittlerweile deutlich geringer ein, als das noch Ende März der Fall war. Die Zustimmung zu den Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie nahm gleichzeitig ab. Regeln werden weniger befolgt als früher.
Virus hat ein Stück Schrecken verloren
Für das Austrian Corona Panel Projects der Uni Wien werden regelmäßig 1.500 Personen befrag. Daraus geht nun hervor, dass zu Beginn der Krise noch rund 60 Prozent der Österreicher die gesundheitliche Gefahr durch Corona als "groß" oder "sehr groß" ein. Jetzt waren es nur noch 33 Prozent bei Befragten mit niedrigem Gesundheitsrisiko und 40 Prozent bei Menschen, die zur Hochrisikogruppe (durch Alter oder Vorerkrankungen) gezählt werden. Sahen rund die Hälfte der Befragten, die der Hochrisikogruppe angehören, zu Anfang das Virus noch als "sehr große" oder "große" persönliche Gefahr für die Gesundheit an, so waren es aktuell nur noch ein Viertel.
Auch bei der Wirtschaft hat sich die Wahrnehmung der Bevölkerung verändert: Mitte April hatten noch rund 70 Prozent der Befragten die Corona-Pandemie als (sehr) große Gefahr für die heimische Wirtschaft angesehen. Mittlerweile waren 13 Prozent weniger diese Meinung. 70 Prozent der Befragten sind aber der Meinung, dass die Regierung auf sehr unwahrscheinliche Ereignisse vorbereitet sein muss, auch wenn diese Vorbereitungen viel Geld kosten.
Zustimmung zu Regierungsmaßnahmen sinkt
In Sachen Zustimmung zu den Regierungsmaßnahmen zeichnet sich jedoch ein Abwertstrend ab: Auf die Aussage "Politischen Entscheidungen muss man auf jeden Fall Folge leisten" ist die Zustimmung von 74 Prozent Ende März auf Mitte April auf 64 Prozent gesunken. Der Aussage "Die Regierung sollte auch dann an den Maßnahmen festhalten, wenn die Mehrheit der Bürger dagegen ist" stimmten Mitte April noch 52 der Befragte zu, jetzt waren es nur noch 40 Prozent.
90 Prozent der Befragten geben aber an, den Sicherheitsabstand von einem Meter meistens oder nahezu immer einzuhalten. Die Österreich-Daten einer Neun-Länder-Studie zu Corona, an der auch Politikwissenschafterin Barbara Prainsack an der Uni Wien beteiligt ist, bestätigen das, gleichzeitig gibt es aber Hinweise, dass die Regeln der Regierung weniger befolgt werden. Prainsacks erklärt das damit, dass der Druck auf die Menschen steige und sie Wege suchen, sich das Leben leichter zu machen. "Wenn man zum Beispiel als alleinlebender Mensch mit anderen spazieren geht, weil man sonst die Einsamkeit bzw. Isolation nicht mehr ertragen kann, dann ist das formal ein 'Regelbruch', aber insgesamt verhindert man damit natürlich Schlimmeres", so Prainsack. Sie meint damit psychische Probleme oder vermehrten Alkoholkonsum.
In den vergangene Tagen sprachen Menschen aber auch erstmals in der Studie von einer "Angstmacherei" der Regierung, wie Prainsack erklärt. Bundeskanzler Sebastian Kurz wies den Vorwurf in einer Pressekonferenz am Mittwoch zurück: Es sei richtig gewesen, "die Bevölkerung für die Gefahr zu sensibilisieren". Er stehe zu seinem Vorgehen, sagte der Bundeskanzler.
In den kommenden Tagen werde daher Transparenz bei politischen Entscheidungen und eine bisher vernachlässigte offene und öffentliche Diskussion wichtig sein, um der Bevölkerung die Sinnhaftigkeit der Beschränkungen zu vermitteln, so Bernhard Kittel vom Institut für Wirtschaftssoziologie an der Uni Wien und Projektleiter des Austrian Corona Panel Projects.
Mehr dazu findet Ihr auf der Webseite des Austrian Corona Panel Project.
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