Nach Regen im Frühsommer
Neusiedler See auf Höchststand seit fünf Jahren

- Die Wasserspeicher für den Schilfgürtel sind aktuell noch gefüllt.
- Foto: Franz Tscheinig
- hochgeladen von Gernot Heigl
Der verregnete Frühsommer brachte zumindest für den Neusiedlersee etwas Positives mit sich: Der Wasserstand im Juni ist so hoch wie seit 2019 nicht mehr, auch für Schilfgürtel und Tierwelt eine erfreuliche Entwicklung, die allerdings nur von kurzer Dauer sein könnte.
BURGENDLAND. Die anhaltenden Regenfälle im Mai sowie Anfang Juni brachten zumindest einen positiven Effekt mit sich. Nach dem in den letzten Jahren der niedrige Wasserstand des Neusiedlersees weit und breit thematisiert wurde, ist dieser aktuell auf dem Höchststand der letzten fünf Jahre. Aktuell liegt der offizielle Wasserstand laut Wasserportal Burgenland bei 115,48 Metern über der Adria (kurz "müA"), so die Maßeinheit für den Gewässerstand. Im Vergleich dazu lag man im Vorjahr im gleichen Zeitraum bei 115,24 "müA", 2022 gar nur bei 115,14 "müA", ein historischer Tiefwert. Trotzdem liegt der Wasserstand auch aktuell noch unter dem langjährigen Durchschnitt.

- Ein Blick auf den Wasserstand des Neusiedlersees der letzten fünf Jahre.
- Foto: Wasserportal Burgenland
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Neues Leben für den Schilfgürtel
Thomas Zechmeister, Leiter der biologischen Station Neusiedlersee, betont einen positiven Effekt des regnerischen Frühsommers, der Schilfgürtel und der See seien dadurch wieder miteinander gekoppelt. Der Boden unter dem Schilf agiere dabei als Schwamm und Wasserspeicher für den See, dieser sei aktuell relativ vollgesaugt. Zechmeister: "Wenn es jetzt Niederschläge gibt, dann hat aus auf den See einen viel höheren Effekt, weil der Speicher darunter voll ist." In den letzten Jahren war der Schilfgürtel immer mehr verlandet, rund 50 bis 60 Prozent sind nicht mehr im Wasser.
Der höhere Wasserstand habe auch auf die Tierwelt rund um den See einen positiven Effekt, wie der Experte erklärt: "Man kann beobachten, dass der Schilfgürtel wieder lebendig ist, es ist ein Aufatmen für alle Tiere um den See." Je weniger Wasser der See führt, desto höher wird der Salzgehalt im Wasser, was vor allem Amphibien "nicht so gern" hätten, so Zechmeister.

- Die Wasserspeicher für den Schilfgürtel sind aktuell noch gefüllt.
- Foto: Franz Tscheinig
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Nur eine Momentaufnahme
Einen langfristigen Umschwung dürfte das allerdings nicht zu Folge haben. Durch die hohen Temperaturen der letzten Woche ist der Wasserstand des Neusiedlersees im Vergleich zu Anfang Juni bereits wieder etwas abgesunken. Martin Gerzabek von der Universität für Bodenkultur Wien erklärt warum: "Der Neusiedlersee wird zu 85 Prozent vom Niederschlag, zu rund fünf Prozent vom Grundwasser und zu ca. zehn Prozent von der Wulka gespeist. Die Wasserabfuhr erfolgt zu rund 90 Prozent aus Verdunstung." Dementsprechend schnell könne sich die Situation beispielsweise durch eine längere, heiße Trockenphase auch wieder ändern.
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