Gesundheit Wienerwald
So ist das Leben mit einer schweren Einschränkung

Marlene hat einen seltenen Gendefekt, den zum Zeitpunkt ihrer Geburt nur vier andere Menschen hatten. | Foto: Privat
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  • Marlene hat einen seltenen Gendefekt, den zum Zeitpunkt ihrer Geburt nur vier andere Menschen hatten.
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Es gibt viele Gründe, die einem das Leben erschweren. Sei es ein Schicksalsschlag wie ein Unfall oder eine Krebsdiagnose, oder auch einfach eine angeborene Krankheit. 

WIENERWALD. Marlene aus Neulengbach hat einen seltenen Gendefekt, den zum Zeitpunkt ihrer Geburt nur vier andere Menschen hatten. Sie wird von Ärzten als autistisch beschrieben, ist Bewegungseingeschränkt und Nonverbal.

"Kommunikation ist mehr als das gesprochene Wort.",

sagt Marlenes Mutter, Martina Mayr. Marlene kommuniziert durch Hand heben oder senken ja und nein und sie kann durch bestimmte Wörter, welche an ihrer Wand kleben, bestimmte Wünsche ausdrücken, wie zum Beispiel spazieren gehen oder essen. Sie hat allerdings viel Sprachverständnis. "Meine Tochter kann das Wort Mama sagen, weil der Laut nur durch Luft einsaugen und ausatmen gebildet wird. Bei ihr kann das Wort Mama allerdings alles heißen, wie zum Beispiel spazieren gehen. Manchmal spricht sie auch ganz zufällig Wörter aus wie zum Beispiel Apfelsaft. Diese kann sie aber dann nicht mehr reproduzieren.", gibt Martina Mayer an. 

Wo hast du Berührungspunkte mit Personen mit Behinderungen?

Das selbstbestimmte Leben 

Viele Menschen mit einem hohen Betreuungsbedarf leben in Einrichtungen und werden selten in die Gesellschaft inkludiert, was gegen das Gesetz verstößt. Denn das EU-Menschenrecht hat vor vielen Jahren beschlossen, dass auch Menschen mit Behinderungen ein Recht auf Inklusion in die Gesellschaft haben. Deswegen gründete Martina Mayr eine Wohngesellschaft für ihre Tochter in Neulengbach, in der Menschen mit Behinderungen mit anderen zusammenwohnen können. Das Prinzip besteht darin, dass die nicht eingeschränkten Bewohnerinnen oder Bewohner gegen einen Bereitschaftsdienst beziehungsweise einen Dienst einmal im Monat am Wochenende gratis wohnen können. Dies ermöglicht Marlene in einer Gemeinschaft zu wohnen und somit ein viel selbstbestimmteres Leben zu führen als in einer Einrichtung. 

Martina Mayr kämpft um die Inklusion ihrer Tochter Marlene | Foto: Bettina Korotvicka
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Der Umgang mit stark eingeschränkten Personen

"Es ist wichtig, den Leuten die Berührungsangst mit Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf zu nehmen.", so Martina Mayr. Man sollte offen auf behinderte Menschen zugehen, denn diese wünschen sich genauso Interaktionen mit Mitmenschen, wie jeder andere auch. Es gibt viele Vereine, die darauf abzielen eingeschränkte Personen zu inkludieren. "Es sollten einfach viele Barrieren abgebaut werden. Sowohl physische als auch in unseren Köpfen. Wenn man zum Beispiel eine Rollstuhlrampe baut, kann man die auch mit Kinderwagen und einem Rollator nutzen und das ergibt somit Synergien in der Gesellschaft.", gibt Martina Mayr an. "Im Umgang mit Menschen mit Behinderung sollte man respektvoll sein und niemanden anders behandeln. Gerade ein wertschätzender Umgang und Achtsamkeit helfen bei vielen Alltagssituationen.", gibt Daniel Rachecker des Roten Kreuzes an. 

Unterstützung durch Vereine

Der Kriegsopfer und Behindertenverband besteht mittlerweile seit 1947 und hat in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland über 30.000 Mitglieder. Auch in Altlengbach gibt es eine Ortsgruppe des Vereins mit 56 Mitgliedern. Obmann dieser ist Rudolf Nolz, welcher bereits seit 1992 Mitglied im Verein und mittlerweile seit 14 Jahren der Obmann ist. Von den 56 Mitgliedern in der Ortsgruppe sind über 50 selbst behindert. Die Hauptaufgaben des Vereins sind die Vertretung, Unterstützung und die Beratung von Menschen mit Behinderung.

"Der Veriein kümmert sich zum Beispiel um eine Rechtsvertretung, wenn eine benötigt wird. Dabei entstehen keine zusätzlichen Kosten, man zahlt nur den Mitgliedsbeitrag.",

so Rudolf Nolz. Der Verein hilft außerdem bei Pensions- oder Pflegegeldanliegen. Im Verein kann grundsätzlich jeder Mitglied werden, allerdings haben die meisten Mitglieder eine Einschränkung. 

Ausflüge und Veranstaltungen

Der KOBV unterstützt auch bei sozialen Angelegenheiten, wie zum Beispiel dem Klimabonus. Zudem organisiert der Verein regelmäßig einen Stammtisch, welchen auch Menschen besuchen können, die nicht Mitglied sind. In den Gesprächsrunden soll jeder zu Worte kommen und Themen anspechen können, die einen derzeit beschäftigen. Der Stammtisch findet in Gasthäusern in der Umgebung um Altlengbach und im Ort selbst statt. Der nächste Termin ist der 21. April 2024, im Hotel Lengbachhof in Altlengbach. Auch Ausflüge veranstaltet der Verein regelmäßig. "Verganges Jahr waren auf der Gartenmesse Tulln, dieses Jahr fahren wir nach Schloss Schönbrunn", gibt Nolz an.

Daniel Rauchecker des Roten Kreuzes gibt Auskunft, worauf es bei der Rettung im Umgang mit Personen mit Behinderung ankommt.  | Foto: Bettina Korotvicka
  • Daniel Rauchecker des Roten Kreuzes gibt Auskunft, worauf es bei der Rettung im Umgang mit Personen mit Behinderung ankommt.
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Berührungspunkte mit dem Roten Kreuz

Der Rettungs- und Pflegedienst des Roten Kreuz hat nahezu täglich Kontakt mit Menschen mit Behinderung, zum Beispiel bei medizinischen Notfällen, Unfällen, Transporten oder in der Pflege.

"Der Umgang mit Menschen mit Behinderungen erfordert eine besondere Sensibilität und Aufmerksamkeit. Wir müssen uns bewusst sein, dass jede Person individuelle Bedürfnisse hat. Es ist wichtig, einfühlsam zu sein und die Würde der betroffenen Person zu respektieren.",

gibt Daniel Rachecker vom Roten Kreuz an. Transporte oder Einsätze mit Personen mit Behinderungen können zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen. "Zum Beispiel müssen wir möglicherweise spezielle Ausrüstung oder Fahrzeuge bereitstellen, um Transporte durchführen zu können: Ein Rollstuhl oder andere Behelfe müssen bei einem Transport ordnungsgemäß fixiert werden können.", sagt er weiter. Auch eine mögliche Kommunikationsbarriere kann auftreten. Dabei muss sich dann durch alternative Wege, wie zum Beispiel durch Gesten oder Bilder, verständigt werden. 

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