Ruinöser Einzelauftrag
Kremsmüller Industrieanlagenbau KG im Sanierungsverfahren

- Das Familienunternehmen Kremsmüller in Steinhaus stolperte über einen Großauftrag.
- Foto: Foto: Kremsmüller
- hochgeladen von Mario Born
Das Familienunternehmen Kremsmüller aus Steinhaus bei Wels hat sich bei einem Auftrag übernommen. Jetzt muss der Teilbereich Industrieanlagenbau Insolvenz anmelden.
STEINHAUS. Die Kremsmüller Industrieanlagenbau KG hat am Montag, 15. Juni, den Weg zum Insolvenzrichter angetreten. Beim Landesgericht Wels wurde die Einleitung eines Sanierungsverfahrens beantragt. Betroffen sind 594 Mitarbeiter. Nicht betroffen davon sind die Kremsmüller Beteiligungs GmbH, die Kremsmüller Industrieservice KG noch die Auslandstöchter.
Die Mitarbeiter sollen ihre Ansprüche nicht verlieren. Man habe alles in die Wege geleitet, damit die Menschen unter Mithilfe der Arbeiterkammer OÖ ihr Geld aus dem Insolvenz-Entgeltfonds binnen kürzest möglicher Zeit erhalten. Wirklich wackeln sollen laut Management rund 20 Jobs.
58 Millionen Euro Passiva
Die Bank-Passiva des Unternehmens belaufen sich auf rund 58 Millionen Euro, in erster Linie als Bankgarantien bei der Hausbank Bank Austria. Diese will genug Mittel für die Fortführung der Geschäfte im Sanierungsverfahren bereitstellen. Auch die Eigentümer werden einen erheblichen Beitrag zur Fortbestandssicherung leisten.
Damit sei auch die Situation für die künftigen Lieferanten ungefährdet. Die Unternehmensleitung appelliert an ihre Lieferanten ihre Treue zu Kremsmüller aufrecht zu erhalten und einen Beitrag zur Zukunft des Unternehmens nach der Restrukturierung zu leisten.
Hauptgrund für die Insolvenz: Auftrag der Wien Energie
Hauptursache für die Insolvenz sei ein "völlig aus dem Ruder" gelaufener Großauftrag der Wien Energie. Dabei handelt es sich um eine Klärschlammtrocknungsanlage zur Verbrennungsaufbereitung des anfallenden Klärschlamms. Der Auftrag läuft seit dem Jahr 2018, die Auftragssummer betrug ursprünglich 22,5 Millionen Euro. Der Engineering-Aufwand stieg aber exponentiell und hat die Möglichkeiten des Unternehmens maßlos überfordert, wie man sich nun eingesteht. So ergab eine vor rund drei Wochen durchgeführte Kostenprognose ein ruinöses Bild, nämlich ein Projektumfang in der Größenordnung von bis zu 65 Millionen Euro. Zu nachträglichen Vertragsanpassungen sei die Wien Energie nicht bereit gewesen.
Heute gesteht das Unternehmen ein, dass „dieser Auftrag für Kremsmüller um eine Nummer zu groß war“, so Gesellschafter Gregor Kremsmüller. Das ist auch der maßgebliche Grund dafür, dass sich Kremsmüller künftig aus dem Bereich Prozesstechnik zurückziehen wird. Drei der bisherigen vier Geschäftsbereiche bleiben unverändert aufrecht: Apparatebau, Elektro-, Mess-, Steuer-und Regeltechnik sowie Rohr- und Anlagenbau.


Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.