Er war 40 Jahre der Anker für Trauernde
Welser Bestatter: „Abgrenzen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit"

Heinrich Walter war bei Dienstantritt mit 25 Jahren der jüngste Bestatter Österreichs. Für seine besonderen Dienste erhielt er das goldene Verdienstzeichen der Bundesinnung. | Foto: Walter
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  • Heinrich Walter war bei Dienstantritt mit 25 Jahren der jüngste Bestatter Österreichs. Für seine besonderen Dienste erhielt er das goldene Verdienstzeichen der Bundesinnung.
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WELS. Heinrich Walter war seit 1986 bei der Bestattung Wels, seit 32 Jahren offizieller Leiter. Mit Juni trat er nun seine Pension an. Walter hat circa 20.000 Begräbnisse organisiert und dementsprechend einiges erlebt. Im Interview mit MeinBezirk spricht er über seine prägendsten Eindrücke, aktuelle Bestattungs-Trends und darüber, wie sich mit dem Job die Sicht auf das Leben verändert.

In unserer Gesellschaft ist ja der Tod eher ein Thema, das so gut es geht, vermieden wird. Wieso wollten Sie Bestatter werden und wie sind Sie dazu gekommen?
Walter: Ich habe ursprünglich eine Wirtschaftsausbildung gemacht und war im internationalen Rechenzentrum. Dann habe ich den damaligen Bestattungsdirektor kennengelernt, der dachte, ich sei der richtige Mann für die Leitung der Bestattung Wels. Ich bin in die Obhut von Profis gekommen und wurde Schritt für Schritt eingelernt. Und das hat mir sehr gefallen – ich arbeite gerne mit Menschen und wollte für diese Leute auch etwas Gutes tun. Aber eines wurde mir sofort klar: Bestattungen sind ein sehr sensibler Bereich. Denn auf der einen Seite steht das Soziale und der Umgang mit den Angehörigen. Auf der anderen Seite sollte man den Betrieb auch wirtschaftlich führen. Diesen Spagat zu finden, ist schwer.

Was muss ein Bestatter mitbringen, um diesen Beruf auszuführen?
Empathie ist das wichtigste. Auch eine gewisse Lebenserfahrung schadet nicht. Ich muss aber zugeben: Auch mit jungen Bestattern habe ich besonders gute Erfahrungen gemacht.

Wie sieht es denn mit dem Berufsnachwuchs aus?
Die Nachfrage ist gar nicht so gering. Das Problem ist aber: Die Leute sind oft unaufgeklärt, was den Job betrifft. Sie stellen sich die Arbeit anders vor.

Dann leisten wir mal Aufklärungsarbeit: Was macht ein Bestatter eigentlich?
Der Bestatter ist Ansprechpartner und Organisator von dem Zeitpunkt, ab dem der Tod eintritt bis zum Grab. Wir schicken den Beschauungsarzt zum Toten und organisieren innerhalb kürzester Zeit die Verabschiedung mit der Familie und die Zeremonie. Das ist natürlich eine schwierige Sache. Was auch noch wichtig zu erwähnen ist: Der Bestatter ist jeden Tag rund um die Uhr erreichbar – egal ob an Weihnachten, Silvester oder am Geburtstag. Der Anruf vom Rund-um-die-Uhr-Dienst kann jederzeit kommen – da sollte man dann nicht zu beschwipst sein.

Was ist das Wichtigste bei dieser Tätigkeit?
Das penible Arbeiten. Wo Menschen arbeiten, können zwar Fehler passieren, trotzdem sollte bei uns immer alles zu 100 Prozent stimmen. Dinge wie eine falsche Kerze, ein Schreibfehler in der Parte oder Ähnliches sind Katastrophen für die Angehörigen.

Was finden Sie schön an Ihrem Beruf?
Das Schönste an meinem Job ist, dass ich Leuten in einer Extremsituation Hilfe bin. Und ich bekomme auch sehr viel zurück. Besonders freue ich, wenn sich jemand die Mühe macht und etwas Schriftliches verfasst.

Was waren die prägendsten Eindrücke, die Sie in Ihrem Beruf erlebt haben?
Als Bestatter muss man sich eine Strategie erarbeiten, damit man das Leid, das andere trifft, nicht an sich heranlässt. Das funktioniert aber nicht immer. Ich hatte mehrere Fälle in meinen Berufsjahren, die wirklich so schlimm waren, dass ich selbst einfach nur hilflos dagesessen bin, weil man so mit den Betroffenen mitfühlt. Das Allerschwierigste war für mich, wenn Eltern bei mir waren, die massivst getroffen wurden, etwa durch Verlust eines Kindes – egal welchen Alters. Und das im schlimmsten Fall nicht nur einmal. Ich habe es immer bewundert, wie diese Leute solche Situationen bewältigen – aber das aufzuarbeiten dauert Jahre oder Jahrzehnte, wenn es überhaupt ganz möglich ist.

Kann man sich da abgrenzen?
Sich da wirklich abzugrenzen – noch dazu wo wir ja rund um die Uhr erreichbar sind – ist eigentlich fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die Situationen kommen immer wieder auf – beim Schlafen gehen, im Alltag daheim, auch beim Wandern.

Setzen sich die Menschen genug mit der eigenen Sterblichkeit auseinander?

Die Leute wollen meistens nicht übers Sterben reden. Da es aber jeden irgendwann trifft, gibt es in der Bestattung Wels seit Kurzem einen Bogen mit einer Art Checkliste: Welche Art der Bestattung möchte ich? Soll es auf meiner Beerdigung Blumen, Musik oder ein Essen im Gasthaus geben? So kann sich jeder mal Gedanken für sich machen. Den ausgefüllten Bogen dann einfach zu den eigenen Dokumenten legen, so finden ihn Angehörige im Ernstfall sicher.

Welche Trends gibt es aktuell in der Bestattung?
Der Trend geht in Richtung Einäscherung. Denn hier gibt es verschiedene Varianten wie Bestattung im Ruheforst. Auch Erinnerungen, wie den Fingerabdruck vom Verstorbenen auf einen Kettenanhänger drucken lassen, werden immer beliebter. Natürlich gibt es auch bei dem einen oder anderen Trend Haken, hier sind aber wir als Bestatter da, um aufzuklären: Beispielsweise wird in Filmen immer öfter das romantische Verstreuen von Asche im Wind gezeigt. In der Realität funktioniert das aber gar nicht, da menschliche Asche so schwer ist, dass sie direkt auf den Boden fällt.

Verändert sich nach 40 Jahren Bestattungstätigkeit die Sicht auf das Leben?
Es hat sich nicht sehr viel geändert, da ich stets die gleiche Einstellung zu meinem Leben hatte. Ich finde, man sollte sich selbst nicht wichtig nehmen und möglichst so leben, dass man nicht zu viel offen lässt.

Die neue Leiterin der Bestattung Wels, Martina Brandstötter, und Ex-Chef Heinrich Walter. | Foto: MeinBezirk/Kirschner
  • Die neue Leiterin der Bestattung Wels, Martina Brandstötter, und Ex-Chef Heinrich Walter.
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Martina Brandstötter, Sie übernehmen nun nach Heinrich Walter den Betrieb. Welche Pläne haben Sie für die Bestattung Wels? Und was möchten Sie als neue Chefin an unsere Leser weitergeben?
Brandstötter: Wir haben ganz viel vor. Ein Betrieb muss sich immer wieder erneuern und darf auf keinen Fall stehen bleiben. Mir ist die Zufriedenheit der Kunden das allerwichtigste. Ich will ihnen Sicherheit geben, in einer Zeit, die wahnsinnig unsicher ist. Denn der Tod ist die größte Verunsicherung unseres Lebens.

Heinrich Walter war bei Dienstantritt mit 25 Jahren der jüngste Bestatter Österreichs. Für seine besonderen Dienste erhielt er das goldene Verdienstzeichen der Bundesinnung. | Foto: Walter
Die neue Leiterin der Bestattung Wels, Martina Brandstötter, und Ex-Chef Heinrich Walter. | Foto: MeinBezirk/Kirschner
Martina Brandstötter | Foto: MeinBezirk/Kirschner
Heinrich Walter | Foto: MeinBezirk/Kirschner

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