Tatort WC: Das Klo ist kein Mistkübel

- Die Verstopfung einer Abwasserpumpe durch Feuchtpflegetücher verursacht Störungen und hohe Kosten.
- Foto: eww AG/Abwasser
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Abfall über den Kanal zu entsorgen führt zu Störungen, Ausfällen und höheren Kanalgebühren.
BEZIRK. Im Raum Wels und Wels-Land ist die Liste von "Fremdkörpern" im Kanal- und Abwassersystem lang: Sie reicht von Hygieneartikeln wie Tampons oder Windeln über Essensreste, Öle und Fette bis zu Katzenstreu. Auch Textilien, Medikamente und Tierkadaver gelangen immer wieder über die Toiletten in die heimische Kanalisation. Helmut Rechberger, Bereichsleiter Kanal der eww Gruppe, berichtet zudem von Spritzen in Straßenabläufen und diversen Werkzeugen wie Hämmer und Zangen, die sich ins Abwassersystem "verirren". Besonders problematisch seien Feuchttücher aus reißfester Kunstfaser, die sich im Abwasser nicht auflösen, so Rechberger. Wenn Feuchttücher in ein Abwasserpumpwerk gelangen, bilden sich zähe, verfilzte Stränge, die sich in den Antriebswellen der Pumpen verfangen, diese blockieren und die Pumpe zum Stillstand bringen. In der Stadt Wels gibt es 47 Pumpwerke, davon zehn große. "Anfällig sind Pumpwerke von kleineren Siedlungen. Hier kann es bis zu viermal jährlich zu Verstopfungen der Abwasserpumpe kommen", erklärt der eww-Bereichsleiter. Auch Speisereste, Frittieröle und andere Fette sowie verhärtete Katzenstreu und Tierkadaver führen zu massiven Geruchsproblemen, Rattenplagen und hartnäckigen Verstopfungen. Und in der Folge zu höheren Kanalgebühren durch die notwendigen Reinigungs- und Reparaturarbeiten.
Müll in Kläranlagen
Das gilt auch für die Wiederaufbereitung des Abwassers (Details unter "Zur Sache"). Klaus John, Geschäftsführer des Abwasserverbandes (AWV) Welser Heide, berichtet von allerlei Kuriositäten wie Einkaufswägen, die in den Rechen des Kanalnetzes hängenbleiben: "Größere Fremdkörper wie Kanaldeckel oder Spülwannen verursachen im Schnitt dreimal pro Jahr Störungen. Das Hauptproblem für die zwei Rechen des Abwasserverbandes Welser Heide sind große Holzpfosten, die etwa alle zwei Jahre zu einem eingeschränkten Betrieb durch Ausfall eines Rechens führen", so John.
Ziel der Initiative "Denk KLObal, schütz' den Kanal!" des Landes Oberösterreich ist es, der verbotenen Müllentsorgung über die Toilette einen Riegel vorzuschieben. Sie dient auch der Bewusstseinsbildung für die entstehenden Mehrkosten und für die sachgerechte Entsorgung des jeweiligen Abfalls.
Wolfgang Nöstlinger, technischer Vorstand der eww Gruppe und Obmann des AWV Welser Heide, erklärt, dass 2017 alleine in Wels bei der Entleerung der Straßenablaufkanäle rund 44 Tonnen Räumgut angefallen seien. In ganz Oberösterreich müssen laut KLObal-Kampagne jährlich 4.500 Tonnen Kanalräumgut und 6.000 Tonnen Rechengut entsorgt werden.
ZUR SACHE
Die Gemeinden Buchkirchen, Gunskirchen, Marchtrenk, Sattledt, Schleißheim, Steinhaus, Thalheim, Weißkirchen und die eww AG (Wels-Stadt) sind Mitglied im Abwasserverband (AWV) Welser Heide. Der AWV Welser Heide sammelt das Abwasser von rund 160.000 Einwohnern im Großraum Wels, reinigt es und leitet es in die Traun ein.
Der Weg des Abwassers – der sogenannte Abwasserkreislauf – im Raum Wels und Wels-Land beginnt laut Klaus John, AWV-Geschäftsführer, in der Ortskanalisation der Gemeinden. Von dort wird es über Abwasserpumpwerke zur Wiederaufbereitung in die Sammelkanäle im AWV Welser Heide geleitet. Vom sogenannten "Hauptsammler", dem Zusammenlauf mehrerer Sammelkanäle, kommt es in die Kläranlage Marchtrenk, wird dort gereinigt und in die Traun eingeleitet.
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