Wolfsproblematik
Erste Almen ohne Schafe - mit Video

Wollen weiter für echte Lösungen kämpfen: NR Hermann Gahr, GBO Bgm. Alexander Woertz, Bgm. Lukas Peer, der Obmann des Schafzuchtverbands Navis, Gerald Penz mit Lebensgefährtin Alexandra Wibmer und der Obmann des Schafzuchtverbands Tirol, Michael Bacher | Foto: Kainz
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  • Wollen weiter für echte Lösungen kämpfen: NR Hermann Gahr, GBO Bgm. Alexander Woertz, Bgm. Lukas Peer, der Obmann des Schafzuchtverbands Navis, Gerald Penz mit Lebensgefährtin Alexandra Wibmer und der Obmann des Schafzuchtverbands Tirol, Michael Bacher
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  • hochgeladen von Tamara Kainz

Tourengeher haben erst kürzlich wieder Wolfsspuren entdeckt. Viele Naviser Schafbauern wollen das Risiko heuer nicht eingehen, ihre Tiere aufzutreiben.

NAVIS/SCHMIRN. Das Problem ist bekannt, derzeit vom vielen Schnee zugedeckt, aber eben noch lange nicht gelöst. Das obwohl u.a. bereits mehrere Petitionen eingebracht wurden (wir berichteten).

Einer der Hotspots bisher: Navis

An die 1.200 Schafe aus Navis und darüber hinaus beweiden normalerweise die Berghänge rund um das Tal. 15 Schafe wurden im vergangenen Jahr von Wölfen gerissen. Die Angst geht also um, weiß der Obmann des Naviser Schafzuchtverbands, Gerald Penz: "Viele wollen heuer gar nicht auftreiben. Die, die es doch tun, müssen Verluste in Kauf nehmen." Dass das kein Dauerzustand bleiben kann, steht für ihn, Bgm. Lukas Peer, den Wipptaler Gebietsbauernobmann Bgm. Alexander Woertz, den Obmann des Tiroler Schafzuchtverbands, Michael Bacher und NR Hermann Gahr fest. Nicht beweidete Almen erodieren nämlich, was etwa die Gefahr für Lawinen steigen lässt und sie werden auch für den Tourismus unattraktiv. Ganz abgesehen von den Schwierigkeiten für die Bauern selbst. Sie wären auf kurz oder lang wohl gezwungen, die Schafhaltung aufzugeben. 

"Nebeneinander schwer möglich"

Offen geschrieben wäre den Männern am liebsten, wenn der Wolf aus Tirol überhaupt (wieder) verbannt würde: "Der Wolf hat keinen Nutzen und von der roten Liste ist er schon lange gestrichen." Im Wissen, dass der Beutegreifer dennoch einen sehr hohen Schutzstatus genießt, will man sich den viel propagierten Herdenschutzmaßnahmen nicht verschließen.

Sie bestehen aus Hirte, Hunden, Nachtpferch und Zaun - die Funktionalität ist gegeben, wenn zumindest drei dieser Punkte umgesetzt werden. "Die große Lösung ist das für Navis sicher nicht. Schon das Gelände ist nicht gut geeignet", sagt Peer. Trotzdem plante man zuletzt gemeinsam mit dem Land in der "Kluppe" - auf Schmirner Gebiet - ein (einzelnes) Projekt. "Wir haben uns intensiv damit auseinandergesetzt. Aus diversen Gründen wird es nun aber nicht zustandekommen", hält der Ortschef fest. "Wanderer müssten solche Gebiete umgehen und die Jagd würde auch gestört", verweist Woertz zudem auf vorprogrammierte Nutzungskonflikte. 

Herdenschutz ja, aber ...

Bacher ergänzt, dass die Verunsicherung nicht nur in Navis, sondern im gesamten Land riesig ist. Er resümiert: "Die Co-Existenz zwischen flächendeckender Weidewirtschaft und Wolf ist unmöglich." Denn sogar der Herdenschutz biete nur teilweise Sicherheit und auch die Auswirkungen auf die Freizeitwirtschaft wären gravierend: "Touristenströme müssten künftig ganz und gar gelenkt werden." Der Fulpmer fordert deshalb mit Nachdruck Möglichkeiten zur Entnahme einzelner Wölfe ein und gibt zu bedenken: "Das Problem ist ja nicht nur auf Schafe und Ziegen zu reduzieren. Langfristig werden auch die Großvieheinheiten betroffen sein. Die Schäden waren schon durch Einzeltiere groß, was, wenn wir erst Wolfsrudel hier bei uns haben?"

Gahr: "Brauchen Werkzeuge"

Gahr schlägt in die selbe Kerbe: "Ja zum Versuch von Herdenschutzmaßnahmen, klar ist für uns aber auch, dass wir bei weiteren Schäden unkomplizierte Möglichkeiten zur Entnahme brauchen." Dazu müsste der Schutzstatus des Wolfs gesenkt werden. In anderen EU-Ländern ist dem bereits so. Der Nationalrat kündigt an, dafür weiterhin den politischen Dialog suchen zu wollen. Dass es zeitgerecht bis zur nächsten Almsaison zu einer Lösung kommt, wünscht er sich zwar, glaubt er aber nicht; und bedauert das auch im Hinblick auf die Schafe, die nach den Angriffen teils elendiglich zugrunde gehen: "Der Tierschutz und das Tierwohl werden in dieser Diskussion erstaunlicherweise völlig außer Acht gelassen", wundert sich Gahr abschließend.
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