Aschermittwoch einst
Strafen fürs Fastenbrechen und der Biber als Fisch

Damals wie heute beginnt die Fastenzeit im Christentum mit dem Aschermittwoch und dem Aschenkreuz. | Foto: Unsplash
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Am Mittwoch beginnt mit dem Aschermittwoch für das Christentum die 40-tägige Fastenzeit.  Wir verraten dir, was am Aschermittwoch "typisch steirisch" war und ist, was in der Geschichte passierte und dass das Fastenbrechen einst bestraft wurde.

STEIERMARK. Pünktlich, nachdem der Fasching mit dem Übermaß zu Ende geht, beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit vor Ostern. Er soll an die 40 Tage erinnern, die Jesus fastend und betend in der Wüste verbracht hat (Matthäus, 4,1ff.). Für die Gläubigen beginnt der Tag heute mit dem Gang in die Kirche und dem Empfang des Aschenkreuzes auf der Stirn (Jona 3,6). Es ist ein heiliges Zeichen und gleichzeitig Symbol für die Buße. Die Asche wiederum soll jene aus den verbrannten geweihten Palmzweigen des Vorjahres sein. 

Aus der steirischen Geschichte

In den "Blättern der Heimatkunde" (Jg. 1950, 44) von Franz Leskoschek liest man, dass der Faschingdienstag in Graz schon im 17. Jahrhundert eine große Sache war. "[...] [U]nd bei Tag und Nacht liefen oder ritten die 'Mascaren', die 'ärgerliche' Masken trugen, durch die Stadt." Sozusagen als Entschädigung wurde der Aschermittwoch mit einem 40-stündigen Gebet begonnen – "in der Domkirche zu Graz [...], wozu sich eine große Teilnehmerzahl einfand". In Pitschgern bei Eibiswald (Pitschgau) wurde die Fastenzeit mit einem Glockenläuten um Punkt 12 Uhr eingeläutet. 

40 Stunden lang beten, um das Übermaß des Faschings wieder gutzumachen ... | Foto: doungtepro/Pixabay
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Dass die Fastenzeit in der Steiermark schon früh viele Traditionen hatte, zeigt Leskoschek auch, indem er auf das Murauer Marktrecht von 1298 verweist. Hier steht: "vleischer sullen sunderleichen in der vasten vaile haben vissch vnd öl vnd daz zer vasten gehort vastmuez muegen vail haben arme leute." Und das heißt so viel wie: "Fleischer sollen besondere (Speisen) in der Fastenzeit haben. Fisch und Öl und das (im Sinne von "was") zum Fasten gehört, dürfen auch arme Leute oft haben." Eine steirische Urkunde aus dem 14. Jahrhundert erwähnt den "Aschtag". Darin steht unter anderem geschrieben, dass es im Mittelalter ein Fastengebot war, "zum Schmalzen der Speisen" nur Öl zuzulassen. 

Strafen fürs Fastenbrechen

Dass die Kirche ganz genau darauf achteten, was die Steirerinnen und Steirer während der Fastenzeit zu sich nahmen, zeigt wiederum ein Patent vom 13. April 1615 aus Graz: Der Regierung sei zu Ohren gekommen, dass es Menschen gibt, die während der Fastenzeit gegen die von der Katholischen Kirche eingesetzten Regeln verstoßen, an Fasttagen Fleisch zu kochen und zu speisen.

Im Mittelalter war man nicht zögerlich, wenn es um das Bestrafen von Menschen ging, die sich gegen die Kirche stellten. | Foto: Gabriel Kiener/Unpslash
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Gerichtsprotokolle zeigen, dass hier Ernst gemacht wurde: Das Deutschlandsberger Gerichtsprotokoll von 1611 bis 1615, so Leskoschek, vermerkte, dass man Übeltäter "wegen des fleischkochens in iren heusern am Sambstag in Straff erkhennt", das bedeutet, dass man ihre Strafe erkannte, weil sie in ihren Häusern am Samstag Fleisch kochten. 20 Taler war das Strafmaß. In Frohnleiten, Graz-Umgebung, kam es gar so weit, dass der hiesige Pfarrer Wirte und Bürgerinnen und Bürger anzeigte, die an einem Samstag öffentlich Fleisch speisten. 

Ein feiner fischiger Schmaus

So wie das Amen im Gebet gehört auch der Heringsschmaus zum Aschermittwoch. Fisch galt und gilt seit jeher als Fastenspeise. Während heute in den Gasthäusern allerlei Fisch serviert wird, war es einst ausschließlich der Hering, der auf den Tisch kam. Warum? Der Hering war günstig, und damit ein sogenanntes Arme-Leute-Essen. Außerdem sagte man ihm eine heilende Wirkung zu (er ist reich an Omega-3-Fettsäuren, senkt den Cholesterinspiegel, ist gut für das Herz und wirkt entzündungshemmend) und – für die damalige Zeit wichtig – er war konservierbar, somit lange haltbar. Eine der ältesten steirischen Fastenspeisen neben dem Fisch war die Brezel, das soll schon im Admonter Vokabular aus dem 11. Jahrhundert niedergeschrieben worden sein.

Hering ist seither ein beliebtes Fastenessen. Früher war es ein sogenanntes Arme-Leute-Essen. | Foto: NoName_13/Pixabay
  • Hering ist seither ein beliebtes Fastenessen. Früher war es ein sogenanntes Arme-Leute-Essen.
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Außerdem: Laut Leskoschek verzeichnet der Verwalter von Stubegg, Bezirk Weiz, 1671 im Rechnungsbuch "570 Schneggen" (also Schnecken, die ein beliebter Fischersatz waren). In Graz wiederum ließ man sich gut gehen, da wurden 1579 allerlei Köstlichkeiten nach italienischem Vorbild bestellt. Die italienischen Kaufleute brachten unter anderem aus Triest Mandeln, Rosinen, Limonen oder Parmesan – die Mönche des Jesuitenkonvikts begnügten sich hingegen mit Fastensuppen, Eiern, frischen oder eingesalzenen Fischen, Kohl oder Hülsenfrüchte.

  • Übrigens: Im Mittelalter hat man sich durchaus kreative Ideen einfallen lassen, um das Verbot vom Verzehr von Fleisch und Fisch zu umgehen: Weil Biber eine "Flosse" haben, wurden sie dem Fisch gleichgesetzt und waren demnach erlaubt. Auch Krebse oder Frösche wurden irgendwann zu "Fischen", immerhin lebten sie auch im Wasser. Man sagt sich, dass Hühner deshalb erlaubt waren, da Gott die Vögel am selben Tag wie die Fische erschuf.
Der Biber wurde kurzerhand zum Fisch erklärt. | Foto: Bru-nO/Pixabay
  • Der Biber wurde kurzerhand zum Fisch erklärt.
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Ausnahme am Sonntag

Ja, richtig gelesen. Wer vom Aschermittwoch bis Ostern 40 Tage rechnet, dem wird auffallen, dass sich das so nicht ganz ausgeht. Das liegt daran, dass der Sonntag als Tag des Fastenbrechens erlaubt war und ist. Der einfache Grund: Am Sonntag ist Tag des Herrn. An jedem einzelnen Sonntag wird die Auferstehung Christi gefeiert – auch in der Fastenzeit. Allerdings: Während der Fastenzeit gibt es keine Gloria und auch kein Halleluja und das Spiel an der Orgel ist an sich nur als Begleitung für einen Chor gedacht.

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