Astrophysik am Meer
Wie eine Steirerin auf Mallorca die Sonne erforscht
Mathematik, Physik, Philosophie – für die Deutschlandsbergerin Isabell Piantschitsch führten diese Disziplinen von der Universität Graz zur Sonnenforschung auf Mallorca. Aktuell pendelt sie zwischen der Steiermark und Spanien und damit zwischen philosophischen Fragen rund um Künstliche Intelligenz und dem eindrucksvollen Blau der mallorquinischen Buchten.
DEUTSCHLANDSBERG/GRAZ/MALLORCA. Wenn Isabell Piantschitsch frühmorgens entlang der Bucht von Palma joggt, ist das mehr als nur eine sportliche Routine. „An einer bestimmten Stelle bleibe ich immer kurz stehen. Von dort sieht man das Meer, die Stadt – und in der Ferne die Gipfel des Tramuntana-Gebirges. Das ist mein Kraftort. Dort sind mir schon viele Ideen für meine Forschung gekommen.“

- Die Deutschlandsbergerin Isabell Piantschitsch erforscht am Physikinstitut der Universität der Balearischen Inseln in Palma de Mallorca die Sonnenatmosphäre.
- Foto: Piantschitsch
- hochgeladen von Martina Schweiggl
Seit einigen Jahren pendelt die Wissenschaftlerin zwischen Graz und Mallorca. An der Universität der Balearen arbeitete sie mehrere Jahre lang als Postdoc im Bereich Astrophysik. Heute forscht sie wieder an der Universität Graz – als Stipendiatin des FWF – an Computersimulationen der Sonnenatmosphäre. Parallel dazu schreibt sie an ihrer Masterarbeit in Philosophie, zum Thema Künstliche Intelligenz.
Interdisziplinäre Forschung mit Zukunft
Die Verbindung dieser beiden Welten – Naturwissenschaft und Philosophie – prägt ihre Arbeit. Für Piantschitsch ist das kein Widerspruch: „Künstliche neuronale Netzwerke beruhen auf mathematischen Prinzipien, sie werden in der Physik eingesetzt und werfen gleichzeitig ethische und erkenntnistheoretische Fragen auf.“ Mit ihrem Projekt DELPHI bringt sie Forschende unterschiedlichster Disziplinen zusammen – von der Mathematik über die Neuroinformatik bis zur Ethik. Erst kürzlich lud Isabell Piantschitsch in St. Stefan ob Stainz zur Podiumsdiskussion "KI in Wissenschaft und Gesellschaft" (siehe: Künstliche Intelligenz: Expertenrunde bringt KI in die Weststeiermark)

- Podiumsdiskussion in St. Stefan ob Stainz als Abschlussveranstaltung des von Isabell Piantschitsch initiierten KI-Projekts DELPHI: (v.l.n.r) Isabell Piantschitsch, Philipp Berghofer, Monika Fuchs, Susanne Kogler. Foto: Nina Ortner
- Foto: Nina Ortner
- hochgeladen von Martina Schweiggl
Von Deutschlandsberg nach Palma
Ihr Weg dorthin begann am BORG Deutschlandsberg. Nach der Matura entschied sich Isabell Piantschitsch für ein Studium der Mathematik, Physik und Philosophie an der Universität Graz. Es folgten ein Diplomabschluss in Mathematik und ein Doktorat in Physik. Anfang 2020 führte sie eine Postdoc-Stelle an die Universität der Balearen nach Palma de Mallorca – eher zufällig, wie sie erzählt: „Ich war auf der Suche nach einer Stelle im Ausland, und die Ausschreibung in Palma hat genau auf mein Profil gepasst. Ich wollte es einfach versuchen – und es hat gleich geklappt.“

- Mit dem Motorrad erkundet Isabell Piantschitsch Mallorca besonders gern.
- Foto: Piantschitsch
- hochgeladen von Martina Schweiggl
Geplant war ein Jahr. Geblieben ist sie länger – der Forschung wegen, aber auch wegen der Insel. „Ich habe mich sehr schnell in Mallorca verliebt. Die Lebensqualität ist unglaublich hoch – und ich versuche bis heute, so viel Zeit wie möglich hier zu verbringen.“
Isabell Piantschitsch im Steiermark-Rap
Meine Heimatgemeinde in der Steiermark ist:
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Deutschlandsberg
Derzeit lebe ich:
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in Deutschlandsberg und auf Mallorca
Mein Lieblingsort zum Nachenken:
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Auf meiner Laufrunde entlang der Bucht von Palma gibt es eine Stelle, an der ich immer 10 bis 15 Minuten stehen bleibe, ein Kraftort zum Nachdenken und Reflektieren. Von dort aus überblickt man die gesamte Bucht und kann auch die südlichen Bergspitzen des Tramuntana-Gebirges sehen. An diesem Ort sind mir schon viele Ideen für meine Forschung gekommen.
Mallorca in drei Worten:
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Paradies auf Erden
Frauen in der Wissenschaft sollten...
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sich noch mehr zutrauen und bestimmte Führungspositionen auch ganz klar für sich beanspruchen. Frauen sind hier meiner Meinung nach noch zu bescheiden.
Ein Buch, das mich geprägt hat:
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Während meiner Zeit als Teenager hat mich vor allem die klassische Science-Fiction Literatur geprägt, also Autoren wie Jules Verne, Isaac Asimov, George Orwell, H.G. Wells oder Ray Bradbury. Kürzlich habe ich erst wieder „Die Welt von Gestern“ von Stefan Zweig gelesen, ein Klassiker, der uns nicht nur viel über das Österreich einer vergangenen Zeit erzählt, sondern auch dabei hilft, bestimmte globale Entwicklungen in der heutigen turbulenten Zeit besser einzuordnen. Sehr bewegend und amüsant finde ich aber auch „Die Hauptstadt“ von Robert Menasse, der genauso wie ich ein glühender Europäer ist.
Der spannendste Moment in der Forschung ist für mich...
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...wenn ich mich mit Wissenschafter:innen ganz unterschiedlicher Disziplinen zum Thema KI austauschen darf. Die verschiedenen Blickwinkel und Meinungen zu diesem Thema kennenzulernen, ist unglaublich spannend und inspirierend.

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