Jagd
Harsche Kritik an Jagdmethoden der Bundesforste - war Gerlos kein Einzelfall?

In Sachen Jagd rumort es. Die Jagdmethoden der Bundesforste werden angezweifelt.  | Foto: Archiv
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Als in der Gemeinde Gerlos kürzlich Wild im großen Stil von den Bundesforsten erlegt wurde und der Abtransport der 12 Tiere aus dem unwegsamen Gelände per Hubschrauber misslang, war die Aufregung groß. Diese Aktion rief, vom Landesjägermeister abwärts, landesweit zahlreiche Waidmänner auf den Plan, welche massive Kritik an den Methoden Bundesforste übten. 

FÜGEN (fh). Einer, der sich in dieser Hinsicht ebenfalls kein Blatt mehr vor den Mund nehmen will, ist Franz Kröll aus Fügen. Der erfahrene Jäger und Jagdpächter im Märzengrund (Grundbesitzer/Nachbar) erklärt im Gespräch mit der MeinBezirk-Redaktion, dass der Fall Gerlos wohl nur die Spitze des Eisbergs sei. "Im Märzengrund ist es so, dass sich der Wildbestand seit dem Jahr 2018 so stark verringert hat, dass man die 900 Hektar große Jagd quasi wildfrei gemacht hat. Bei der Abschussplanbesprechung sind die Bundesforste nie dabei und dann wird plötzlich bei der Behörde (BH: Anmerkung der Redaktion) angesucht und alles herausgeschossen, was nur geht", erklärt Kröll. Dass die ÖBF den Jagdpächtern bei der Bejagung helfen ist gut, aber wie das vonstatten geht,  ist nicht in Ordnung", so Kröll. "Vonseiten der privaten Jäger wollen wir, dass das Tiroler Jagdgesetz für alle gilt - auch für die Bundesforste. Außerdem wird auch noch die einzige Rotwildfütterung im Märzengrund abgerissen, obwohl das Tiroler Jagdgesetz dazu verpflichtet, die Tiere in Notzeiten zu füttern", so Kröll. 

Man distanziert sich 

"Ich weiß genau, dass die Vorgehensweise der ÖBF den privaten Jagdpächtern sauer aufstößt und ich persönlich distanziere mich klar von derartigen Methoden, wie sie z. B. in Gerlos angewendet wurden, denn das hat mit Jagdethik nichts mehr zu tun", findet Franz Kröll deutliche Worte. Im Märzengrund hätten die ÖBF zum Beispiel auch Muttertiere mit Jungen, im Mai und Juni, erlegt. "Ein Jäger mit Verantwortungsgefühl tut sowas nicht und ich muss mich schon fragen ,wohin das führen soll, denn waidgerecht ist das nicht", so Kröll. "Ich hoffe der Tiroler Jägerverband und die zuständigen Politiker setzen diesem Treiben ein Ende, denn wenn es so weitergeht, haben wir in Tirol in einigen Jahren kein Wild mehr und das möchte, glaube ich, niemand", so Kröll. 

Wald vor Wild

In den letzten Jahre hat man vonseiten der Bundesforste die Preise für die Jagden im Land massiv erhöht. Zahlreiche Jagdpächter konnten die Jagden nicht mehr finanzieren und stiegen aus. Die ÖBF stellten somit auf Eigenbewirtschaftung um. "So wie es in Gerlos war, dass das Wild quasi als Ungeziefer behandelt wird und man nach dem Motto Wald vor Wild alles erlegt, was einem vor die Flinte kommt, ist meines Erachtens zu verurteilen", erklärt Franz Hörl, selbst erfahrener Jäger und Jagdpächter in Gerlos. "Wenn eine Jagd, wie jene im Märzengrund, von 91 Stück Rotwild innerhalb von sechs Jahren auf fast null reduziert wird, hat das in meinen Augen nichts mit Reduktion, sondern mit Ausrottung zu tun", erklärt Jäger Franz Kröll. "Ich verstehe auch nich wie bei 0 Winterstand 43 Stück Rotwild von der BH Schwaz zum Abschuss bewilligt werden, denn bei dieser Bejagung sind auch angrenzende Eigenjagden nichts mehr wert", so Kröll weiter. 

Geschäftsmodell?

Auch im hinteren Zillertal hat man so seine Sorgen mit den Methoden der Bundesforste-Jägern. "Das Ganze hat sich zu einem Geschäftsmodell für betuchte Kundschaften bzw. Pächter entwickelt. Da sind teils Leute unterwegs, die keine Ahnung von der Jagd haben und einfach drauflosschießen, ohne Rücksicht auf Verluste. Außerdem ist es so, dass die Berufsjäger der ÖBF provisionbeteiligt sind. Unsereins bekommt eine Strafe von knapp 200,- Euro pro Tier, wenn man die Abschusspläne nicht erfüllt und für die ÖBF gelten kaum Regeln", erklärt ein Jäger aus dem hinteren Zillertal, welcher anonym bleiben will.

Bundesforste bedauern Gerlos

"Im Juli wurden  im ÖBf-Jagdgebiet Schönachtal 11 Stück Rotwild von ÖBf-Mitarbeitern erlegt. Bei dem rund 3.000 Hektar großen Jagdgebiet handelt es sich um ein hochalpines, schwer zugängliches Gelände, entsprechend herausfordernd war die möglichst rasche und sichere Bringung des Wildes. Daher wurde bereits im Vorfeld ein Hubschrauber-Unternehmen mit der Bergung des Wildes direkt am nächsten Morgen beauftragt. Die Einholung von Genehmigungen für einen Flug obliegt dem Luftfahrtunternehmen. Nachdem der Hubschrauber aufgrund einer fehlenden Genehmigung leider umkehren musste, wurden die Tierkörper händisch aus dem unwegsamen Gelände gebracht", erklärt Hermann Schmiderer, Betriebsleiter der Bundesforste für das Unterinntal. "Wir bedauern, dass die fachgerechte Bergung des Wildes nicht wie vorab geplant und daher nicht optimal verlaufen ist. Ohne die vorangegangenen mündlichen Zusicherungen des Luftfahrtunternehmens hätte dieser jagdliche Eingriff nicht stattgefunden", so Schmiderer weiter. 

Bundesforste übernehmen Sie

"In Gebieten, wo das Zusammenspiel von Wald und Wild deutlich aus dem Gleichgewicht geraten ist und zu hoher Wildeinfluss durch Verbiss junger Bäume und Schälung der Baumrinde festgestellt werden, übernehmen die Bundesforste vorübergehend auch Jagden in Eigenregie. In Tirol sind dies derzeit rund 15 % der ÖBf-Flächen, der Rest ist an Jagdkunden vergeben. Der Preis der verwerteten Jagden orientiert sich unter anderem am regional vorherrschenden Preisniveau sowie an der Beschaffenheit des Reviers und seiner Einrichtungen", so Hermann Schmiderer. 

Wald und Wild untrennbar

"Die Bundesforste bewirtschaften ihre Wälder nachhaltig und ganzheitlich. Wir bekennen uns zu einem Gleichgewicht von Wald und Wild auf Basis der Mariazeller Erklärung, einer Übereinkunft von Forst- und Jagdexperten, um sowohl wald- als auch wildkökologische Zielsetzungen miteinander zu vereinbaren. Damit wird die Grundlage geschaffen, dass der Wald der Zukunft von Natur aus nachwachsen kann und die Wildtiere auch weiterhin intakte Lebensräume vorfinden. Denn Wald und Wild sind untrennbar miteinander verbunden", erklärt der ÖBF-Bedienstete abschließend.

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