Regionalitätspreis 2020
Drohne rettet Rehkitze vor dem Mäher
Vor der Mahd befliegt der Verein "Rehkitzrettung" mit einer Drohne kostenlos die Felder der Bauern.
PONGAU (jb). Der Verein "Rehkitzrettung und Copterassistenz" gewinnt den Regionalitätspreis in der Kategorie "Land- & Forstwirtschaft". Mit einem "Copter" (Drohne) inklusive Wärmebildkamera greift der Verein erstmals im Frühjahr 2020 Landwirten und Jägern bei der Suche nach Wildtiernachwuchs vor der Mahd unter die Arme. Die von Rehgeißen in Feldern abgesetzten Kitze fliehen bei Gefahr aufgrund ihres natürlichen Duckreflexes nicht aus ihren Verstecken. Dieses Verhalten zwingt Landwirte vor dem ersten Mähen dazu, ihre Wiesen und Felder nach Kitzen abzusuchen.
28 Rehkitze heuer gerettet
"Die Arbeit der Bauern sichert unsere Lebensmittel. Natürlich müssen sie mähen. Die Felder abzugehen ist eine großer Zeitaufwand für Bauern und Jägerschaft. Mit unserem Copter wollen wir sie unterstützen", sagt Projektinitiatorin und Vereinsobfrau Irmgard Wimmer. Und das ist bereits gelungen: In der ersten Saison konnten in den drei Gemeinden Werfen, Pfarrwerfen und Werfenweng 546 Hektar Feld überflogen werden und 28 Rehkitze wurden gerettet. Das Projekt ist so konzipiert, dass sich eine Synergie zwischen Rehkitzrettung, Bergrettung, Feuerwehr und Lawinenwarnkommission ergibt. "Der Copter dient z.B. zur Assistenz bei Sucheinsätzen der Bergrettung oder bei entlaufenen Weidetieren. Wir befliegen verklausungsgefährdete Bäche und die Bilder der Drohne dienen auch zum Abschätzen einer mögliche Gefährdung von Skipisten und Straßen durch Lawinen", sagt Wimmer.
"Unsere Copter-Piloten trainieren für die Tier- und Menschenrettung gleichsam."
Irmgard Wimmer, Obrauf
Nutzung über die Mäh-Saison hinaus
Diese Mehrfachnutzung des Gerätes bedeutet, dass die Piloten ihr Know-How auf dem hochwertigen Gerät für verschiedene Einsatzgebiete zur Verfügung stellen und stets im Training sind. "Die, für die Kitze gefährliche Mäh-Saison dauert nur fünf Wochen zwischen Mai und Juni. Es wäre ineffizient, den Copter im restlichen Jahr nicht zu nutzen", so Wimmer. Dieses gemeinde- und institutionenübergreifende Pilotprojekt wird von Leader mit EU-Geldern gefördert.
Gefahr für Wild und Rind
Wie die Bauern oder Jäger zum Coptereinsatz kommen, ist einfach: "Sie rufen bei unserer Hotline an und wir reihen innerhalb unserer Kapazitäten. Die betroffenen Felder befliegen wir vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang. Für unseren Einsatz verrechnen wir keine Gebühr“, erklärt Wimmer. Die versteckten Rehkitze im Feld sind nicht nur selber in Gefahr, sie sind auch ein Risiko für den bäuerlichen Tierbestand. Es kann vorkommen, dass das Mähen eines Kitzes nicht bemerkt wird und das tote Kitz im Siloballen landet. Es gibt dort Botulinustoxin ab, das wiederum von den Kühen über das Futter aufgenommen wird. Dieses neurotoxische Protein kann im schlimmsten Fall zum Tod der betroffenen Tiere führen. Der Nutzen der Arbeit des Copterteams ist daher vielfach sinnvoll.
>>HIER<< findest du weitere Preisträger vom Regionalitätspreis 2020.
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