Fachkräftemonitor
Rohrbach von Arbeitskräftemangel betroffen
Die Arbeitslosenquote im Bezirk Rohrbach ist eine der niedrigsten in ganz Österreich. Das Arbeitsmarktservice (AMS) spricht inzwischen von einem Arbeitskräftemangel.
BEZIRK ROHRBACH. Der Kampf um Mitarbeiter verschärft sich. „Im Bezirk Rohrbach sind neben Fachkräften auch Hilfs- und Anlernkräfte schwer zu finden“, informiert Doris Steiner, Geschäftsstellenleiterin AMS Rohrbach. Deshalb spricht sie von einem Arbeitskräfte- und nicht von einem Fachkräftemangel. Laut AMS waren zum Jahresende 2021 insgesamt 616 offene Stellen gemeldet. Der Großteil davon – exakt 160 – im Bereich "Herstellung von Waren“. Gesucht werden vor allem Arbeitskräfte zur Herstellung von Möbeln, Metallerzeugnissen und im Maschinenbau. Darauf folgt mit 101 offene Stellen der Bereich „Beherbergung und Gastronomie“. 92 Stellen sind für die Erbringung von wirtschaftlichen Dienstleistungen ausgeschrieben und 44 Stellen sind im Gesundheits- und Sozialwesen zu besetzen.
Sorgenkind Gastronomie
Durch die langen und wiederkehrenden Lockdowns und Betriebsschließungen sind Arbeitskräfte aus der Gastronomie in andere Branchen, etwa Produktionsbetriebe, abgewandert. „Hier sind am ehesten negative Auswirkungen durch die Corona-Pandemie zu erkennen“, so Steiner. Umgekehrt war dieser Prozess für andere Branchen durchaus eine positive Entwicklung. „Wie immer im Leben gibt es Gewinner und Verlierer“, kommentiert Steiner. Sie ortet eine dramatische Entwicklung im IT-Bereich, in Pflegeberufen, aber auch in traditionellen handwerklichen Berufen.
Neue Potenziale heben
Für Doris Steiner ist wichtig, Frauen für neue - auch technische - Berufe zu begeistern. Und zu motivieren, so bald als möglich nach der Kinderpause wieder mehr als nur halbtags zu arbeiten. „Das müssen nicht gleich 40 Stunden sein, aber mehr als die ‚berühmten 20 Stunden’. Das bringt den Frauen enorm viel Selbstständigkeit und finanzielle Unabhängigkeit“, so Steiner. Es gehe ihr nicht um junge Frauen mit kleinen Kindern, für die eine Betreuung schwierig zu organisieren ist.
„Ich spreche von Frauen, die (halb-)erwachsene Kinder haben und - aus welchen Gründen auch immer - noch Teilzeit arbeiten. Die Altersvorsorge für die eigene Pension und damit finanzielle Absicherung geht nur über eine entsprechende Beschäftigung im Erwerbsalter“, betont die Rohrbacher AMS-Geschäftsstellenleiterin.
Für Unternehmen sieht sie darin den Vorteil, dass es einfacher ist, eine eingearbeitete Kraft für mehr Stunden zu beschäftigen, als jemand Neues anzulernen.
"Markt-Fairness durch Gesetzgeber"
Die Fachkräftesituation in Oberösterreich bleibt – maßgeblich getrieben durch den demografischen Wandel – angespannt. Bis zum Jahr 2030 wächst die Nachfrage auf 755.000 Personen. Bei gleichzeitig 626.000 verfügbaren Arbeitskräften fehlen damit 129.000 Personen, relativ gesehen sind das 17,1 Prozent. Das zeigt die Auswertung des Fachkräftemonitors Oberösterreich. „Wir müssen uns schon die Frage stellen, wie in Zukunft noch ein genussvoller Restaurantbesuch oder ein Familienfest im Gasthaus möglich sein soll, wenn es keine Köchinnen und Köche und Servicekräfte mehr gibt“, so Andreas Höllinger.
„Es braucht aber auch den Gesetzgeber, der für Markt-Fairness sorgt. Ein einheimischer Betrieb darf nicht dafür gestraft werden, dass er faire Löhne und Arbeitsbedingungen bietet. Darüber hinaus muss der Transport von Waren angemessen besteuert werden“, fordert der Obmann der WKO Rohrbach.
Im Fachkräftemonitor wird das Angebot von und die Nachfrage nach Fachkräften regional und branchenbezogen dargestellt. Die statistischen Abteilungen des Landes OÖ, des AMS OÖ und der WKOÖ stellen die Daten zur Verfügung. Kostenlos abrufbar auf fachkraefte-ooe.at
Bildungsangebote nutzen
Das AMS Rohrbach bietet laufend neue Ausbildungsangebote. Wie alle werden diese teilweise digital und im distance learning angeboten. Um seine Kompetenzen zu erweitern, empfiehlt die Geschäftsstellenleiterin auch Kurse rund um digitale Fitness, Selbstorganisation und Zeitmanagement.
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