Lehre als Koch
Mathias Hetzmannseder: "Dieser Beruf ist gefragter denn je"
Offene Stellen in der Gastronomie haben sich verdoppelt – doch die Branche bietet interessante Jobs.
BEZIRK (anh). Viele offene Stellen, wenig Personal – die Gastronomie gilt als Problembereich. Das bestätigt Doris Steiner, Geschäftstellenleiterin des AMS Rohrbach: "Die im Jahresschnitt gemeldeten offenen Stellen – sowohl die normalen als auch die Lehrstellen – haben sich seit 2008 verdoppelt." Eine weitere Besonderheit: Die Gastronomie ist klar in Frauenhand – und das seit über zehn Jahren. Auf 263 Frauen kamen 2018 nur 100 Männer. Karenzzeiten und Teilzeit-Anstellungen spielen daher eine große Rolle.
Viel diskutierte Arbeitszeiten
Die größte Herausforderung dieser Branche liegt laut der AMS-Chefin aber in der Arbeitszeit. "Sie wird meist als 'entgegengesetzt' zur Arbeitszeit von Freunden empfunden, die von Montag bis Freitag arbeiten", so Steiner. Das sei jedoch eigentlich in vielen anderen Bereichen ähnlich, wie etwa im Handel, im Pflegebereich oder bei Einsatzorganisationen. Ähnlich sieht es auch Klaus Grad, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer. "Es liegt also doch auch an der Attraktivität oder am Image der Branche", resümiert er. Steiner sieht trotzdem einen gewissen Spielraum: "In Absprache mit dem Vorgesetzten und den Kollegen lassen sich Arbeitszeiten sicher bis zu einem gewissen Grad anpassen." Zudem hätte es auch gewisse Vorteile, während der Woche frei zu haben, etwa für die Kinderbetreuung oder um Erledigungen zu tätigen. Ein weiterer Minuspunkt sei laut Steiner das Trinkgeld. Gäste gäben heutzutage weniger Trinkgeld aus – speziell wenn mit Karte bezahlt wird. "Diese Beträge wurden bisher als 'Aufbesserung' des nicht so üppigen Gehaltes betrachtet. Oder als Ausgleich für die speziellen Zeiten", weiß sie. Trotzdem brächte die Sparte viele Vorteile mit sich, zum Beispiel die Vielseitigkeit der Tätigkeit oder den Kontakt mit Menschen. Letztendlich sollten laut dem WKO-Chef die Betriebe selbst Engagement zeigen: "Sie müssen die Rahmenbedingungen soweit wie möglich für die Mitarbeiter optimieren. Attraktive Arbeitgeber – Stichwort Employer Branding – ziehen auch entsprechende Mitarbeiter an." Viele Betriebe setzen laut Grad hier bereits Aktivitäten, wie zum Beispiel die Traumarena-Akademie. Und das wichtigste: Begeisterung für den Beruf.
Kreativ und zukunftsträchtig
Einer, der dieses Gastro-Feuer in sich trägt, ist Mathias Hetzmannseder. Sein Koch-Handwerk lernte der Rohrbach-Berger in der Hoftaverne Atzmüller in Waxenberg. Später kochte er für den Gasthof Dorfner in Rohrbach-Berg, das Aviva oder einen Gastgarten in Gmunden am Traunsee. Dazwischen hat er sich auch klassische Produktionsbetriebe angeschaut, doch den Kochlöffel konnte er nie so ganz aus der Hand legen. "Mir hat es in der Hauptschule schon Spaß gemacht, zu kochen. Man kann kreativ und mit viel Verantwortung arbeiten", erzählt der 28-Jährige. Seit 2017 ist er nun Koch beim Berghof Danter in Lichtenberg in Straß im Attergau, wo er auch seit 1,5 Jahren wohnt, und hilft an freien Tagen oft nebenbei noch Freunden bei Events. Auch er sieht die Arbeitszeiten als größtes Manko, die Arbeit sei fordernd. Doch der Beruf werde immer Bestand haben und in Zukunft gefragter denn je sein. Zudem hätte man die Möglichkeit, durch die ganze Welt zu reisen. Er geht im Winter etwa auf Saison in den Pinzgau auf eine Skihütte. "Man macht Menschen mit seinem Essen satt und glücklich – das ist das Schönste", sagt er.
Zur Sache
Die Wirtschaftskammer Rohrbach setzt verschiedene Maßnahmen, um die Situation in der Gastronomie zu verbessern.
• Seit 2013 gibt es die Kampagne "Mein Job Rohrbach", die Pendler, die ihren Arbeitsplatz im Zentralraum haben, verstärkt zurück in den Bezirk Rohrbach holen will.
• Unter dem Motto "Get a job" werden Workshops in Schulen organisiert, die laut WKO-Geschäftsstellenleiter Klaus Grad bei den Beteiligten sehr gut ankommen.
• Im Februar 2019 gab es zudem die Veranstaltung "Mitarbeiter finden und halten" mit Klaus Kobjoll, die über 300 Gäste besuchten – davon viele Gastronomen und Hoteliers.
Die Fachgruppe Gastronomie ist mit ihrer Kampagne "Gastronomie – des Richtige fia mi" ebenfalls um Werbung für die Branche bemüht.
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