Blasmusiker und Chöre
"Sicherheitsmaßnahmen trübten die Stimmung ziemlich schnell"
Chöre und Blasmusikgruppen dürfen seit 19. Mai wieder in Innenräumen proben. Die Teilnehmer müssen sich jedoch an einige Vorschriften halten, weshalb die Freude über die Lockerungen bei einigen schon wieder verflogen ist.
BEZIRK ROHRBACH. Für die Gastronomie, den Tourismus und Sport wurden bereits Öffnungsschritte gesetzt. Eine weitere Lockerung gibt es aber auch für den Bereich der Volkskultur, konkret Chöre und Blasmusikgruppen: Diese dürfen nämlich seit 19. Mai wieder in Innenräumen proben. Erfreut über diese Lockerungen zeigen sich Blasmusik- und Chorverband: "Jetzt gilt es, in verantwortungsvollem Umgang in den Musikvereinen und Chören mit den vorgegebenen Rahmenbedingungen zu arbeiten, damit die kommenden Prozessionen, Stadtkonzerte und auch die Jugendarbeit umgesetzt werden können", betont Erich Riegler, Präsident des Österreichischen Blasmusikverbands. Karl-Gerhard Straßl, Präsident des Chorverbandes, ergänzt: "Mit der Öffnung der Proben für nicht-berufliche Musikgruppen wird die Kultur in Österreich nun wirklich geöffnet."
Freude ist schon wieder verflogen
Bei Adolf Stallinger, Obmann des Hofkirchner Musikvereins, hält sich die Begeisterung jedoch in Grenzen: "Die Freude über die Lockerungen war groß, ist aber aufgrund der aktuellen Verordnungen schon wieder verflogen." Die Musikkapelle besteht zurzeit aus 56 aktiven Musikern und der Proberaum ist etwa 110 Quadratmeter groß. Gesamtproben sind aus derzeitiger Sicht also unmöglich. "Wir werden allerhöchstens Gruppenproben abhalten können", bedauert Stallinger. Damit aber viele Mitglieder teilnehmen können, plant der Obmann, bei angenehmen Wetter, am Vorplatz des Musikheimes Proben mit genügend Abstand.
Die 3G-Regel (getestet, geimpft oder genesen) dämpft die Stimmung zusätzlich: "Ich habe bei diesen Vorgaben den Eindruck, dass die verantwortlichen Bundes- und Landesregierungen den Druck, sich doch impfen zu lassen, weiter erhöhen. Ich selbst habe mich bereits impfen lassen, kann es aber den jüngeren Musikern, vor allem Musikerinnen, nicht verübeln, wenn sie es nicht machen wollen", erklärt der Obmann. Er befürchtet, dass aus diesen Gründen sogar der eine oder andere Musiker aus dem Verein austreten könnte.
"Auslegung ist lächerlich"
Stallinger ist das Tragen der Maske gewöhnt und steht dieser auch nicht negativ gegenüber. Da im Probelokal sowieso höchstens nur vier bis fünf Mitglieder gemeinsam musizieren können, sieht er hier kein Problem, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. "Draußen im Freien finde ich diese Auslegung, nur während dem Spielen die Maske abnehmen zu dürfen, als lächerlich. Das werden alle Musiker, landauf und landab bestätigen", so der Obmann.
Er hofft und vertraut darauf, dass im kommenden Jahr ein halbwegs normales Proben und Musizieren möglich sein wird. "So hart es auch klingt, wir müssen wieder in das Gesellschaftsleben kommen, das einen Ort erst zu dem macht, was er ist – nämlich lebenswert. Und dazu tragen hauptsächlich die verschiedenen Vereine bei."
Maßnahmen trübten die Stimmung
Auch bei den "S(w)inging Acts" war die Freude über die Nachricht, dass auch Chöre nach mehr als einem Jahr Pause wieder gemeinsam proben dürfen, riesengroß. "Die strengen, aber nötigen Sicherheitsmaßnahmen trübten die Stimmung aber ziemlich schnell, da eine Chorprobe mit der aktuell gültigen 20-Quadratmeter-Regel nur mit maximal sechs Personen möglich wäre", berichtet Nicole Leitenmüller, Obfrau des Lembacher Chors. So denken die Mitglieder bereits über Alternativen zu klassischen Chorproben im Innenraum nach. "Wir starten mit einer Wanderung in Kleingruppen, da es nach so einer langen Zeit des Getrennt-Seins bestimmt einiges zu besprechen gibt. Anschließend streben wir Proben im Freien an", erklärt Leitenmüller.
Die 3G-Regel ist laut der Obfrau eine sinnvolle Maßnahme, um die Proben für alle so sicher wie möglich zu organisieren: "Die Gesundheit hat oberste Priorität. Wir werden uns daher strikt an die Verordnung halten, ein Präventionskonzept erarbeiten und einen Covid-Beauftragten bestimmen."
Kontakt zu den Mitgliedern halten
Die letzte Chroprobe der "S(w)inging Acts" fand am 14. Februar 2020 statt. Mit Online-Spieleabenden und Videokonferenzen versuchte man dann, den Kontakt mit allen Chormitgliedern zu halten. "Zudem nutzten wir die kleinen Zeitfenster, in denen ein Treffen mit mehreren Personen möglich war, um unser musiktheoretisches Wissen aufzubessern", so die 31-jährige Obfrau.
Auch ein Corona-Musikvideo wurde im Frühling 2020 gedreht:
Leitenmüller und die Mitglieder hoffen, bald wieder gemeinsame Proben und Konzerte planen zu können: "Wichtig ist, dass wir nach so einer langen Zeit wieder zusammenfinden. Das wird bei den ersten Proben sicher eine Herausforderung, gemeinsam wieder im Chorverband zu singen, sich auf den anderen einzulassen und aufeinander zu hören ."
Kommentar: Damit die Musiker nicht davonlaufen
Chöre und Blasmusiker dürfen wieder in Innenräumen proben. Hört sich eigentlich nach einer guten Nachricht an, wenn da nicht die 20-Quadratmeter-Regel wäre. Gesamtproben sind nämlich mit dieser Vorschrift nicht möglich. Klar, die Mitglieder können in kleineren Gruppen musizieren, jedoch ist das auf lange Sicht auch keine Lösung. Unzählige haben die Nase von den Einschränkungen bereits voll. Deshalb ist es umso wichtiger, dass so bald als möglich wieder Normalbetrieb herrscht, damit die Musiker den Vereinen nicht davonlaufen. So mancher wird sich nun denken "Was hat das Ganze mit mir zu tun?". Vereine wie die S(w)inging Acts oder der Hofkirchner Musikverein sorgen nicht nur für Stimmung, sie tragen auch wesentlich zur Lebensqualität bei. Und es wäre doch schade, wenn diese in Zukunft vermindert werde.
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