Theater in Helfenberg
Die stimmgewaltige, stumme Serenade

Die Premiere des Stücks wurde von tosendem Applaus begleitet.  | Foto: Karin Bayr
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Beim Helfenberger Sommertheater war das Unerwartete Programm. Musikalisch und gesanglich war das Stück "Die Stumme Serenade" heuer unerwartet bombastisch.

HELFENBERG. Im nächtlichen Neapel geschehen merkwürdige Dinge: Im Schlafzimmer des Bühnenstars Silvia Lombardi steht plötzlich ein fremder Mann. Der Start in das Stück mutete wie der Einstieg in eine Seifenoper an, die sich zum Krimi ausweitet: Und unter dem Bett ihres Verlobten, des Ministerpräsidenten Benedetto Lugarini, findet sich eine scharfe Bombe. Tags darauf ist der Eindringling das Gespräch der Stadt, auch im Salon des Schneiders Coclé, der heimlich für seine Kundin Silvia Lombardi schwärmt. "Ich hab' mich so verliebt, wie's das nur einmal gibt", so die Worte von Andrea Coclé. Während der Anprobe platzt Polizeipräsident Caretto in die Szene: Er verdächtigt Meister Coclé als nächtlichen Besucher bei der Diva. Der Modedesigner wird verhaftet – ihm droht die Todesstrafe. Tatsächlich war er vor dem Haus der Diva und hat gesungen: eine stumme Serenade. "Nur meine Seele sang. Und was ich sang, war den Sternen gesungen, den Blumen – und den Glühwürmchen", sagt Coclé. 

Pensioniert, ohne Pension

Das andere nächtliche Ereignis findet an diesem Tag kein öffentliches Interesse – sehr zum Missfallen des Ministerpräsidenten. Missmutig verweigert er die Bitte seiner Verlobten, die Anklage gegen ihren Lieblingsschneider fallen zu lassen und überhaupt ein gütigerer Staatschef zu werden. Er denkt überhaupt nicht daran und setzt seinem Polizeichef, der den Bombenattentäter noch nicht fassen konnte, ein Ultimatum: Den Fall bis Mitternacht zu lösen oder fristlos pensioniert zu werden – ohne Pension. Unerwartet naht Hilfe durch den greisen König, der den Bombenattentäter begnadigen will.

Gestehen und frei gehen

Coclé träumt im Gefängnis von Silvia. Polizeichef Caretto hat einen Plan: Coclé soll doch beide Verbrechen gestehen und würde dann nach der Verurteilung begnadigt, er selbst damit rehabilitiert. Der Schneider jedoch, ehrliche, reine Künstlerseele, weigert sich zu lügen:"Ich bin ein gewissenhafter Entführer! Wenn man einen Ministerpräsidenten ins Jenseits befördert, so ist das eine endgültige Erledigung. Man zahlt mit seinem Leben – aus! Aber eine Frau zu entführen! Da fängt ja die Geschichte erst an", Andrea Coclé. Caretto erhöht den Druck und bestellt Diva Silvia zur Tatrekonstruktion in die Zelle. Und, siehe da, es sind offenbar nicht mehr bloß die wunderbaren Modekreationen, die ihr gefallen. Coclé schöpft neuen Lebensmut und gesteht beide Taten.

Letzter Wille: Ein Date mit Silvia

Die Gerichtsverhandlung ist nicht gerade ein leuchtendes Beispiel ordentlicher Rechtssprechung und endet erwartungsgemäß: Coclé wird zum Tode verurteilt. Sein letzter Wille ist ein privates Souper mit Silvia. Sie stimmt erfreut zu, der Ministerpräsident kann nichts dagegen einwenden. Zudem regt sich in der Bevölkerung immer lauterer Unmut gegen die Regierung. 

Der Tod des Königs

Das vermeintlich letzte Abendmahl bei Silvia sollte für Coclé das schönste zu werden – bis der Polizeichef hereinplatzt: Der König ist gestorben, ohne die Begnadigung unterzeichnet zu haben. Ein Putsch vertreibt schließlich den verhassten Ministerpräsidenten. An seiner Stelle sieht sich plötzlich der Schneider, der sich aber nicht geeignet fühlt für das Regieren. 

Bühnenbild und Hühner-Bild

Clemens Andel, Lehrer am Gymnasium Rohrbach für Bildnerische Erziehung und Technisches Werken, hat das Bühnenbild gestaltet – mit einfachen Mitteln auf mehreren Ebenen. Als Laufsteg, als Gassenbild mit Straßenlaterne oder als Regierungsbüro mit zwei Balkonen von denen das Johann Strauss-Ensemble, geleitet von Vinzenz Praxmarer mit Konzertmeister Josef Herzer, musikalisch überzeugen. Zudem stellte Andel, der in St. Johann am Wimberg wohnt, seine Werke im Foyer aus. Er überzeugte mit Tierzeichnungen, die Titel wie "Star", "Angst vor der Dunkelheit" oder "Getuschel" tragen. Treffend darauf zu sehen: Das Hühnervolk, wie es leibt und lebt.

Lokal Heroes und Profis

Ebenfalls ausgestellt waren Werke von Ilse und Reinhold Bräu aus St. Martin, Petra Fohringer und Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer, der in Nebelberg aufgewachsen ist. Das Sommertheater Helfenberg vereint jedes Jahr Profis mit Beteiligten aus der Region. Regie führte – erstmals der gebürtige Haslacher Rainer Vierlinger. Er kehrte nach langer Kreativzeit in Wien sozusagen "heim". Der Helfenberger Werner Hofbauer kümmerte sich um das Lichtdesign, die St. Martinerin Hannah Brillinger arbeitete als Assistenz und Abendspielleiterin mit und Bianca Fenzl-Singer aus St. Stefan, die in Sarleinsbach lebt, war für die Maske verantwortlich. Auf der Bühne waren der Helfenberger Dominik Revertera als Polizeiwächter und Pater sowie der Zwettler Valentin Thier als Polizeiwächter und Ministrant zu sehen. Produktioinsleiterin waren Gabriela Revertera und Elisabeth Wolkerstorfer. Die gebürtige Helfenbergerin Marlene Haudum assistierte der Produktionsleitung. 

Prädikat: Sehenswert

Musikalisch top, gesanglich ein Highlight und verziert mit feinen und lustigen Seitenhieben auf die aktuelle Politik, lässt sich das Publikum durch das zweistündige (mit Pause) Stück treiben. Das Ende ist abrupt und wird – bei der Premiere – von tosendem Applaus begleitet.  

Mehr dazu: theaterinderkulturfabrik.at

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