Florian
60 Jahre „im Dienste der Königin“
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- Unsere Gesellschaft lebt vor allem von Menschen, die mehr tun, als es ihre Pflicht ist
- hochgeladen von Werner Gattermayer
Organist Otto Arnezeder aus Hofkirchen ist für sein ehrenamtliches Engagement für den diesjährigen "Florian"-Preis der BezirksRundschau nominiert.
HOFKIRCHEN (gawe). Musikalität wurde in der Familie von Otto Arnezeder immer groß geschrieben. Seine Eltern waren beim Kirchenchor, er selbst verstärkte ihn als Tenor. Sein Schlüsselerlebnis hatte der heute 75-Jährige aber, als er beim Stimmen einer Orgel als Helfer engagiert war: „Zwei Tage lang habe ich bei 1098 Orgelpfeifen immer auf eine Taste drücken müssen.“ Eine Volksschullehrerin brachte ihm schließlich die Grundbegriffe des Spielens bei. Als diese Lehrerin durch Heirat plötzlich abhanden kam, war Not am Manne: „Ich war der einzige Organist und musste plötzlich einspringen“ erinnert sich Arnezeder, wie er damals ins kalte Wasser gesprungen ist. 50 Jahre lang wirkte er dann als Kirchenorganist in der Pfarrkirche Oberkappel – ohne Urlaub. Nur einige wenige Tage in diesem halben Jahrhundert war er wegen Krankheit nicht auf der Bank vor der Kirchenorgel zu finden. Jeden Sonntag spielte der Organist aus Leidenschaft gleich zweimal hintereinander – bei der Frühmesse und beim sonntäglichen Hochamt. Darüber hinaus orgelte der Musikliebhaber auch an zwei Messen pro Woche an Wochentagen. Beruflich war er als Zuschneider in einer Näherei bei Passau tätig.
Jubiläum im Juni 2020: „60 Jahre Orgelspieler“
Der Königin der Instrumente, der Orgel, blieb Otto auch nach seiner Übersiedlung nach Hofkirchen treu. Seit zehn Jahren vertritt er inzwischen die Organisten der Pfarre Hofkirchen und war Vertreter in verschiedenen Pfarren. Als klingendes Geburtstagsgeschenk zum 75er erhielt er im April 2020 zum 60jährigen „Dienstjubiläum“ ein ganz besonderes Präsent: Er durfte sein Können an der Rudigierorgel im Linzer Mariendom zeigen.
Ehrenamtliches Wunschkonzert
Als Organist ist er momentan seit November coronabedingt im Zwangsurlaub. Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit an der Orgel hat er aber noch ein weiteres Herzensanliegen. Als begeisterter Akkordeonspieler erfreut er mehrmals in der Woche die Bewohner des Altenheims Lembach mit seinem Spiel: „Die Schwestern feuern die Bewohner an und singen selbst auch kräftig mit. Viele sind froh, eine Abwechslung zum Fernsehen zu haben.“ Mit „Wahre Freundschaft", "Tief drin im Böhmerwald" und ähnlichen Liedern erfüllt er viele Musikwünsche der älteren Generation. Lässt es das Wetter zu, fährt der rüstige Pensionist selbst mit dem E-Bike zu seinen Konzerten. Seine Gedanken bei der Altenbetreuung drückt er so aus: “Es ist besser, eine Unterhaltung für 15 Menschen zu veranstalten, als nur einen einzigen allein mit dem Rollstuhl zu schieben.“
Fotos: gawe
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