Hochwasserschutz
Mehr Platz für die Gusen beim Nadelöhr Wimminger Brücke

- Durch die Gabelung fließt die Gusen nun permanent auch durch den Bypass (links). Das schützt besser vor Sedimentablagerungen und Verklausung durch Treibgut.
- Foto: Eckhart Herbe
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Der Hochwasserschutz bewahrt St. Georgen seit 2016 mit einer Kombination aus Dämmen, Schutzmauern, Volumenvergrößerung und einer umfangreichen Renaturierung vor den immer häufiger auftretenden Überschwemmungen der Gusen. Er wurde nun in wichtigen Details optimiert. Das Nadelöhr bei der Wimminger Brücke, wo stete Gefahr von Verklausungen durch Treibgut bestand, hat nun deutlich größeres Durchflussvolumen erhalten.
ST. GEORGEN/GUSEN. Die "Jahrhundertfluten" kommen, bedingt durch den Klimawandel, mittlerweile fast schon als "Dezenienfluten". Mit sprunghaft steigenden Pegeln nach Starkregenereignissen muss man mittlerweile fast schon bei jedem stärkeren Gewitter rechnen. 2002, 2013, 2023, 2024: Zwei 100-jährige und zwei 30-jährige Hochwässer rauschten in diesen Jahren durch den Ort. Bei der Weihnachtsflut 2023 und den Überschwemmungen im September des Vorjahres bewahrte der gut geplante und umgesetzte Hochwasserschutz das Ortsgebiet vor schweren Schäden.
Hätte das Flussbettvolumen der hier einst kanalisierten Gusen nicht eine Vergrößerung um ein Mehrfaches erfahren, dann wären weite Flächen und mehrere Siedlungen überschwemmt worden. Reichte doch der Pegel bei der Wimminger Brücke beide Male fast an die Hochwassermarke der Jahrhundertflut 2013 heran - die damals aber noch im weit schmäleren Flussbett herabdonnerte.
Verklausungsgefahr bei den Brücken
Bereits bei Errichtung des Hochwasserschutzes waren sowohl die denkmalgeschützte Schleppbahnbrücke als auch die unmittelbar daneben liegende Wimminger Brücke mit je einem Bypasselement verlängert worden, um bei größerem Wasseranfall der Gusen mehr Raum zu geben. Die Sohle dieses Überlaufs lag jedoch über dem Niveau des restlichen Flussbettes, sodass dieser nur sporadisch durchflossen wurde.
Zwischenzeitlich lagerte die Gusen munter teils meterhohe Sedimente ab, türmte Treibgut auf und spülte Samen an. Viele St. Georgener beobachteten fasziniert, mit welcher Geschwindigkeit hier eine neue Naturlandschaft entstand. Das Flussbett verschwand in einem dichten Dschungel. Am Pfeiler der Schleppbahnbrücke entstand gar eine stellenweise fast zwei Meter hohe, dicht bewachsene Halbinsel, die rund 50 Meter flussaufwärts wuchs und den Bypass schließlich bei Normalpegel ganz vom Flusslauf abtrennte.
Flussbett wieder vergrößert
Was Ökologie und Optik der Gusen interessant macht, muss trotzdem regelmäßig gewartet werden, um auch die Schutzwirkung zu erhalten. Mehrmals wurde daher bereits das Flussbett von Ablagerungen befreit und die wuchernde Vegetation ausgelichtet, in der sich ganze Treibholzflöße verkeilten.
Vor allem die vergangenen beiden Hochwässer, die innerhalb von nur neun Monaten auftraten, haben das Bett der Gusen radikal verkleinert. Sie durchfloss zuletzt nur mehr ein Viertel der verfügbaren Breite am rechten Ufer. Mehrere Biber sorgten mit reihenweise gefällten Bäumen zusätzlich dafür, dass die Nebenarme an der linken Flussbettseite sukzessive verlandeten und sich dichtes Buschwerk ausbreitete. Auch die klimawandelbedingt geringere Wasserführung über viele Wochen verschärfte das Problem.
Flussdynamik reaktiviert, Schutz gesichert
Um der Gusen die Möglichkeit zu geben, sich aus ihrem selbst geschaffenen Korsett zu befreien und für die Menschen am Fluss den Hochwasserschutz zu gewährleisten, fiel die Flussbettwartung heuer deutlich intensiver aus. Große Mengen an Sediment und Treibgut wurden entfernt, der Bewuchs stark eingekürzt.
Die Ausbaggerung und Wiederanbindung der verschlammten Nebenarme sowie die Befreiung ökologisch wertvoller Schotterinseln von Treibgut und Stauden sorgen für neue Fischbrutreviere, Flutschutz und Reaktivierung von Naturkreisläufen gleichermaßen. Sehr zur Freude der vielen Kinder, für die im Sommer das "Erlebnis Gusen" nun wieder problemlos zugänglich ist.
Nun permanenter Durchfluss im Bypass
Am auffälligsten ist sicher der nun dauerhaft durchflossene Bypass beider Brücken, ermöglicht durch eine veränderte Wasserführung. Die Gusen gabelt sich jetzt vorher, teilt ihr Volumen gleichmäßig auf und fließt außerdem mit etwas höherer Geschwindigkeit. Das erschwert Sedimentablagerungen, was hilft, Bypass und Nebenarme freizuhalten und deren Verschlammung zu reduzieren. Der goldgelbe Feinkies im Flussbett wird künftig wieder sichtbarer in der Sonne glitzern. Auch die Verklausungsgefahr durch angeschwemmtes Holz im Bereich der geringsten Durchflusshöhe der Wimminger Brücke sinkt. Ökologie und Sicherheit profitieren also gleichermaßen.
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