Mikl-Leitner und Edtstadler

"Messlatte liegt für Frauen einfach höher!"

Ein Abend, viele Frauen: Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und die designierte Salzburger Landeshauptfrau, Karoline Edtstadler (ÖVP) gaben persönliche Einblicke, sprachen über Hürden und ihre Erfolge.

NÖ / SALZBURG. Die Korken knallen, in der Vinothek in Klosterneuburg wird Prosecco kredenzt und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und die designierte Landeshauptfrau Karoline Edtstadler erwartet. Die beiden Politikerinnen sprachen mit Klosterneuburgs Kulturstadträtin Katharina Danninger über inspirierende Geschichten und ihre Erfahrungen in der Politik. 
"Was ist die schönste Eigenschaft einer Frau, die Männer nicht haben?", wollte Danninger wissen. "Sie sind schön und klug", sagte Mikl-Leitner lachend, Edtstadler meinte, dass "die schönste Eigenschaft gleichzeitig auch die Schwierigste ist, nämlich die Empathiefähigkeit. Das bedeutet, dass wir uns selbst viel mehr hinterfragen, als es notwendig ist, und wir viel mehr darauf Rücksicht nehmen, was die anderen vielleicht denken könnten."

Kompetenz an erster Stelle

Dass Frauen auch in der Politik härter kämpfen müssen, darüber sind sich die beiden einig. Allerdings "kommen die Äußerlichkeiten hinzu: Ist der Lippenstift zu rot, der Rock zu kurz, warum trägt sie Hose, was will sie uns damit sagen. Insofern habe ich das Gefühl, dass Frauen keine Vorteile in der Politik haben, aber es ist ein Vorteil für die Gesellschaft, Frauen in der Politik zu haben", so Edtstadler.

Mit der auf europäischer Ebene ins Leben gerufenen Initiative "The next Generation is female" will Mikl-Leitner unterstützen, klar ist dennoch, dass die Messlatte bei Männern bei hundert, die von Frauen bei 150 Prozent liegt. Fest steht, Frauen, die in Führungspositionen sind, müssen Frauen fördern. Dennoch geht es für Niederösterreichs Landeshauptfrau zuerst um die Kompetenz, dann ums Geschlecht. 

Hunderte von Fragen

Mikl-Leitner erinnert sich an die Zeit im Innenministerium: "Das Kabinett war nervös, weil der damalige Landespolizeidirektor aus Salzburg in Väterkarenz ging. Ich habe ihm zu diesem Schritt gratuliert."
Frauen stehen sich selbst im Weg, sagen Nein zur Verantwortung, weil sie sich hunderte von Fragen stellen. Etwa: Bin ich gut genug, kompetent, kann ich das meiner Familie/meinem Mann zumuten? Diese Fragen stellt sich ein Mann nie. 

Auch Edtstadler hat damals mit sich gerungen, als sie Staatssekretärin im Innenministerium wurde: "Ich habe schnell 'Ja' gesagt, die 500 Kilometer von Straßburg nach Salzburg und weiter nach Wien habe ich mich hinterfragt, aber ich habe diesen Schritt keinen Tag bereut."

Gesetz und Reform als Meilenstein

Besonders stolz ist Edtstadler auf die Umsetzung des Kommunikationsplattformengesetz, Stichwort: Hass im Netz, Mikl-Leitner auf die Polizeireform, die Umsetzung der Rot-Weiß-Rot-Karte. Auf NÖ-Ebene zählt sie die Kinderbetreuungsreform auf, die Landesstrategie 2030 plus, die unter dem Titel "Mission Niederösterreich" bekannt ist.
Auch die Wissenschaft und Forschung sind ihr ein Anliegen, mit dem Ziel, dass Niederösterreich einen Nobelpreisträger stellt. 

Erfahrung und Unsterblichkeit

Zum Thema Alter und welche Vorteile es hat, konstatiert Mikl-Leitner, dass "man gelassener wird und außerdem 60 das neue 40 ist". Edtstadler ist 44 und Großmutter: "Das verleiht ein Gefühl von Unsterblichkeit", sagt sie.
Mit einem Zitat ihrer Mutter schließt Mikl-Leitner den Abend: "Du magst vielleicht g'scheiter sein, aber ich habe die Erfahrung. Heute sage ich das zu meinen Töchtern."

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