Round Table
Podiumsdiskussion macht patriarchale Gewalt zum Thema
Im "Kompetenz Wohnzimmer" in Leibnitz fand eine Diskussion zum Thema Gewalt in den eigenen vier Wänden mit Expertinnen und Experten statt. Und man war sich einig: Gewaltprävention beginnt bei Sprache und den Vorbildern.
LEIBNITZ. Patriarchale Gewalt in der Privatsphäre - die männerdominante Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf Gesundheit und Zusammenleben - war Thema der Podiumsdiskussion im Rahmen der Aktion "16 Tage ohne Gewalt" von Verein Freiraum und "Leibnitzer Männertisch" (Projekt StoP).
Expertin Rotraud A. Perner (Feministin, Autorin, Juristin, Theologin und Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Gewalt), Sebastian Nöhammer (Männerberatung Steiermark), Eva Surma (verein-freiraum), Heinz Payer (StoP Männertische) und Landtagsabgeordnete Bernadette Kerschler tauschten sich in einer anregenden Diskussion mit dem Publikum zum Thema Gewaltprävention, sowie dem bagatellisierten Thema verbale Gewalt, aus.
Norbert Leitner von der Männerberatungsstelle Leibnitz moderierte den Abend. Seitens der Polizei konnten Sarah Oswald und Werner Zuschnegg von ihren Erfahrungen berichten.
War die Diskussion eingangs von der allgemeinen politischen Zukunftsunsicherheit geprägt, so wurde doch rasch klar: Wer auch immer das Zepter in der Hand halten wird, am Thema Gewalt kommt niemand vorbei. Einrichtungen wie Verein Freiraum oder die Männerberatungsstelle werden auch in Zukunft wichtiger denn je sein, wenn man an die Fülle der schockierenden Nachrichten denkt.
Wurzeln oft in familiären Strukturen
Die Präventionsexpertin Rotraud A. Perner betonte bei der Podiumsdiskussion „Patriarchale Gewalt in der Privatsphäre“, dass Gewalt tief in gesellschaftlichen und familiären Strukturen verwurzelt ist. Prägend seien vor allem Strafen und Erziehungsstile in der Kindheit sowie gesellschaftliche Erwartungen und „unsichtbare Geschlechtsgenossen“, die Verhalten bewerten. Sie forderte mehr Achtsamkeit für die Sprache, da diese Gewalt indirekt fördern könne.
Ein zentrales Anliegen sei der Zugang zu professioneller Unterstützung: Seit den 1990er-Jahren setzt sich Perner dafür ein, dass in jedem Krankenhaus ausgebildete Fachkräfte Gewaltopfer betreuen und Frauenberatungsstellen bei Anzeigen unterstützt werden. Sie kritisierte auch stereotype Denkweisen und den Glauben, Probleme durch Verbote lösen zu können, und plädierte für ein stärkeres Bewusstsein für die eigene Gewaltbereitschaft sowie für deeskalierende Alternativen.
"Hinschauen und Hilfe leisten"
Mit Blick auf die öffentliche Sicherheit und Städtebau sprach sie sich gegen Barrieren aus, die Sicht und Zugang erschweren, und hob die Bedeutung von Community Policing und präventivem Wissenstransfer hervor. „Ich bin immer fürs Anzeigen, der Staat, die Polizei, was auch immer, muss wissen, was sich abspielt. Wir brauchen Ermutigung, hinzuschauen und Hilfe zu leisten – und das Bewusstsein, die eigene Gewalttätigkeit zu erkennen und abzulegen“, so Perner abschließend.
Community Policing oder auch bürgernahe Polizeiarbeit zielen auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Polizei und Gemeindemitgliedern ab. Ziel ist es, die öffentliche Sicherheit zu verbessern und die Lebensqualität in der Gemeinde zu erhöhen. Dabei steht nicht nur die Reaktion auf Straftaten im Fokus, sondern auch deren Prävention durch gemeinsame Problemlösung. In der Südsteiermark trägt dieses Projekt "Gemeinsam sicher" bereits erste Früchte.
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.