Josef Muchitsch im Interview
2024 - das Jahr der Entscheidung
Nationalrat und Bau-Holz-Chef Josef Muchitsch im Interview zu erfolgreichen KV-Abschlüssen der Gewerkschaft Bau-Holz, zum Lohnraub durch längere Arbeit und zur Frage, warum es so wichtig ist, zu Wahlen zu gehen.
Die Frühjahrslohnrunde der GBH ist beinahe abgeschlossen. Wie ist die Bilanz?
JOSEF MUCHITSCH: Die GBH liegt mit ihrer Strategie, in 2-Jahres-Abschlüssen Reallohnerhöhungen zu garantieren, goldrichtig. Die Lohnerhöhungen liegen 2023 und 2024 deutlich über der Jahresinflation. Die aktuellen Verhandlungen endeten ebenfalls mit sehr guten Abschlüssen. Ein großer Dank geht an die Verhandlungsteams der GBH, die mit Hartnäckigkeit und Verhandlungsgeschick deutliche Lohnerhöhungen erreicht haben. Damit haben wir die Versäumnisse der Bundesregierung bei der Bekämpfung der hohen Inflation abgefedert.
Heuer gab es gleich zwei Abschlüsse an einem Tag.
Ja, wir konnten heuer in zwei parallel laufenden Verhandlungen, für die Wildbach- und Lawinenverbauung und für die Kunststoffverarbeiter:innen, zwei Abschlüsse an einem Tag erkämpfen. Das ist einzigartig.
Wie gelingt es euch, ohne Streiks oder Protestmaßnahmen zu so ausgezeichneten Lohnabschlüssen zu kommen?
Niemand ist davor gefeit, gewerkschaftliche Forderungen auch einmal mit der geballten Kraft der Mitglieder durchsetzen zu müssen. Die Besonderheit bei uns ist unsere gelebte Sozialpartnerschaft auf Augenhöhe. Wir treffen uns nicht nur einmal im Jahr, sondern regelmäßig und entwickeln gemeinsam Konzepte. Das ist unsere Basis für gegenseitiges Vertrauen und Fairness.
Was sind aus deiner Sicht die KV-Highlights der letzten Jahre?
Wir haben im Baubereich mit über 2.700 Euro die höchsten Mindest-Einstiegslöhne und bei den Pflasterern Lehrlingseinkommen mit bis zu 2.680 Euro im 3. Lehrjahr. Uns ist es auch gelungen, die Lehrlingseinkommen deutlich stärker zu erhöhen, um unsere Branchen für junge Leute noch attraktiver zu machen. Darüber hinaus konnten wir für die unteren Lohngruppen Lohnerhöhungen um bis zu 26 % durchsetzen. Damit haben wir in beinahe allen unseren Berufsgruppen die 2.000 Euro Mindestlohn umgesetzt, in den meisten sind es bereits über 2.300 Euro.
Wie siehst du die Forderung aus der Industrie und Teilen der ÖVP nach einer 41-Stunden-Woche?
Das ist Lohnraub per Gesetz! Die Regierung versäumte es, die Bevölkerung und Wirtschaft vor der Teuerung zu schützen, und jetzt unterstützt sie plötzlich längere Arbeitszeiten auf Kosten der Arbeitnehmer:innen. Eine Verlängerung würde nicht nur die schwierigen Arbeitsbedingungen verschärfen, sondern auch die Beschäftigten 7,8 Prozent ihres Einkommens oder 12 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Wir wissen aus Erfahrung, dass Maßnahmen gegen Arbeitnehmerinteressen durchgesetzt werden, wenn Schwarz und Blau regieren.
2024 ist ein Super-Wahljahr, mit AK-Wahlen, EU-Wahl, Landtagswahl und der Nationalratswahl.
2024 ist richtungsweisend für alle Beschäftigten in Österreich. Es geht darum, in welche Richtung wir uns bewegen, ob es Maßnahmen für die Beschäftigten gibt oder gegen sie. Deshalb ist es so wichtig, sich genau anzuschauen, was die einzelnen Parteien fordern und wie sich diese Forderungen auswirken, und dann zu entscheiden. Am wichtigsten ist es, mit seiner Stimme unsere Demokratie zu schützen. Denn nur eine stabile Demokratie ist ein gutes Bollwerk gegen Extremismus jeder Art und diktatorische Ideen.
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