Covid-19 in Tirol+++UPDATE+++
Coronavirus: Paznaun und St. Anton am Arlberg unter Quarantäne
PAZNAUN, ISCHGL, ST. ANTON (otko). Das gesamte Paznaun mit den Orten Ischgl, Kappl, Galtür und See sowie St. Anton am Arlberg werden unter Quarantäne gestellt, teilte Bundeskanzler Kurz im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Die Abschottung dauert 14 Tage.
+++UPDATE: Wer in den vergangenen zwei Wochen in Quarantäne-Gebieten war, soll sich selbst isolieren+++
+++UPDATE Versorgung der Bevölkerung und Gäste vor Ort ist sichergestellt+++
+++UPDATE+++ Bei der Abreise der Gäste aus den Quarantäne-Gebieten kam es teilweise zu chaotischen Szenen. Im Paznaun reichte der Stau um Mitternacht bis nach Kappl zurück. In St. Anton am Arlberg gab es anfänglich zu wenig Taxis und Busse und Gäste machten sich zu Fuß auf den Weg+++
+++UPDATE+++ Feuerwehren versorgten Gäste im Paznaun, die im Stau steckten+++
+++UPDATE+++ Leute sollen in Heimquarantäne
Bundeskanzler Sebastian Kurz rief in einer Presseaussendung am 14. März dazu auf, dass alle, die sich seit 28. Februar in den Gemeinden Ischgl, Kappl, See, Galtür oder St. Anton am Arlberg aufgehalten haben, sich dringend in häusliche Selbstisolation zu begeben. Alle, die Kontakt mit Personen hatten, die in diesen Regionen waren, sollten sich ebenfalls selbst isolieren. Das gilt auch, wenn derzeit keine Symptome spürbar sind!
Paznauntal und St. Anton am Arlberg werden isoliert
Nachdem knapp zwei Drittel der derzeit 170 (Stand Freitag, 13. März 16.30 Uhr) positiven Coronavirus-Testergebnisse in Tirol in Zusammenhang mit dem Paznauntal sowie St. Anton am Arlberg stehen, wurde am 13. März in Abstimmung zwischen Bund und Land Tirol entschieden, diese ab sofort für 14 Tage zu isolieren. Dies verkündeten BundeskanzlerSebastian Kurz und Innenminister Karl Nehammer im Rahmen eine Presskonferenz. Davon betroffen sind die Gemeinden Ischgl, Kappl, Galtür, See und St. Anton am Arlberg mit rund 9.500 Einwohnern. Dazu kommen noch zahlreiche Mitarbeiter in den Tourismusbetrieben.
„Für Tirol steht die Gesundheit der Bevölkerung und der Gäste an erster Stelle. Es ist unsere Aufgabe, dass wir uns auf alle Szenarien einstellen und die Gesundheitsversorgung und Sicherheit in Tirol gewährleisten. Um eine Ausbreitung des Coronavirus bestmöglich zu verlangsamen und die Funktionsfähigkeit unseres Gesundheits- und Versorgungssystems in Tirol sicherzustellen, braucht es drastische aber effektive Maßnahmen. Deshalb muss dieser Schritt nun gesetzt werden. Mit der Isolierung dieser Gemeinden wollen wir sicherstellen, dass Menschen, die möglicherweise erkrankt sind, nicht weitere Personen anstecken können. Wir lassen niemanden im Stich. Sowohl unsere Bevölkerung, als auch die MitarbeiterInnen und Gäste können sich darauf verlassen, dass es eine bestmögliche Versorgung für sie gibt“, betonte LH Günther Platter.
Ausländische Gäste müssen Orte verlassen
Einheimische, MitarbeiterInnen und österreichische Gäste werden für 14 Tage im Paznauntal bzw. in St. Anton am Arlberg isoliert. Eine Ein- und Ausreise ist nicht möglich. Ausnahmen gelten für Blaulichtorganisationen, die Gesundheitsversorgung bzw. allgemeine Versorgungsfahrten und Dienstleistungen im Bereich der Daseinsvorsorge sowie individuell nicht verschiebbare Fahrten wie etwa jene von DialysepatientInnen. Am Coronavirus erkrankte Personen werden vor Ort abgesondert. Ausländische Gäste werden aufgefordert, in ihre Heimat zurückzukehren. Alle abreisenden Gäste aus dem Ausland werden registriert, diese können mit einem Formular ausreisen und die eingerichteten Kontrollstellen mit der Registrierungsbestätigung passieren. Zudem wird ihnen ein Informationsblatt mit klaren Anweisungen ausgehändigt, ohne Zwischenstopp auszureisen und sich zu Hause in 14-tägige Heimquarantäne zu begeben sowie die dortige Gesundheitsbehörde zu kontaktieren. Zudem wird seitens des österreichischen Gesundheitsministeriums der jeweilige Heimatstaat der ausreisenden ausländischen Gäste informiert.
Restriktive Maßnahmen
„Uns ist bewusst, dass dies eine sehr restriktive Maßnahme ist. Dennoch müssen wir jetzt handeln. Wir haben jetzt noch die Chance, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Zahl der Infizierten einzuschränken. Wir werden auch diese für uns alle herausfordernde Situation meistern. Dennoch braucht es dazu nun die Mithilfe aller. Wir haben alle eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und unseren Mitmenschen“, sagte LH Platter.
Aus der Pressekonferenz erfahren
Auch für den Seer Bürgermeister Anton Mallaun überschlagen sich derzeit die Ereignisse: "Gestern hatten wir noch eine gemeinsame Sitzung im Tal zur Schließung der Skigebiete. Die Quarantäne für das Paznaun wurde von ganz oben verordnet. Als Bürgermeister haben wird davon gleich wie alle anderen aus der Pressekonferenz des Bundeskanzlers erfahren." Jedenfalls sollen heute Abend laut dem Seer Dorfchef die Bürgermeister und TVB-Vertreter über die weitere Vorgehensweise beraten.
Ähnlich ging es dem Galtürer Bgm. Landtagsvizepräsident Anton Mattle: "Auch ich habe nichts gewusst. Eine halbe Stunde davor hat es Gerüchte über eine Quarantäne gegeben. Wie mein Seer Amtskollege habe ich es dann via Fernsehen erfahren. Das Paznaun trifft es besonders hart. In Galtür hatten wir bisher auch keine Corona-Fall gehabt. Natürlich sind die 14 Tage Quarantäne eine harte und überraschende Maßnahme, aber die Gesundheit ist ein hohes Gut und dies soll unser Beitrag dazu sein."
Bgm. Helmut Mall bestätigt hingegen, dass die Quarantäne mit einer kurzen Vorlaufzeit angekündigt worden sei. Aufgrund einer laufenden Krisensitzung St. Anton am Arlberg konnte er vorerst nicht mehr sagen.
Kontrollpunkte eingerichtet
Gemäß Erlass des Innenministeriums werden Gäste bei der Abreise aus dem Paznaun (Ischgl, Galtür, Kappl und See) nach deren Aufenthaltsort (Unterkunft) zu befragen. Diese werden registriert und müssen eine Registerkarte vorweisen. Zu diese Zweck wurde von der Polizei Checkpoint in Wiesberg am Taleingang des Paznaun eingerichtet. Einheimische dürfen in das Tal einreisen, müssen dann aber auch 14 Tage dort bleiben. Eine Abreise für alle ausländischen Gäste ist noch möglich.
Auch bei der Abfahrt St. Anton am Arlberg von der S16 Arlberg Schnellstraße werden ebenfalls die Fahrzeuge von der Polizei kontrolliert. Der Arlbergtunnel bleibt aber offen.
+++UPDATE+++ Feuerwehren versorgten Gäste im Stau
Die Bekanntgabe der Sperrzonen via Pressekonferenz führte zu teils chaotischen Szenen. Viele Urlauber brachen Hals über Kopf auf, um aus dem Paznaun hinauszukommen. Auch einige österreichische Gäste durften das anfängliche Chaos und das Zeitfenster noch für eine überstürzte Abreise genutzt haben. Anfangs wurde laut Augenzeugen bei der Kontrollstelle in Wiesberg nicht jedes Fahrzeug aufgehalten und kontrolliert. Nach Hochfahren der Kontrollen kam es zu einem umfangreichen Stau, der um Mitternacht bis nach Kappl hineinreichte. Neben Polizisten waren auch Bundesheersoldaten im Assistenzeinsatz.
Gegen 22 Uhr wurden auch die Feuerwehren See, Kappl und Mathon alarmiert. "Wir haben an die Leute, die im Stau steckten an die 2.000 Getränke und Süßigkeiten verteilt. Teilweise sind die Personen zuletzt fünf bis sechs Stunden mit ihren Autos im Stau gestanden. Auch mussten wir Starthilfe geben. Bewundernswert war auch mit wie viel Verständnis und Geduld größtenteils die abreisenden Gäste uns begegnet sind", berichtet der Seer Feuerwehrkommandant Bernhard Spiss. Die Stadtfeuerwehr Landeck hatte die Verpflegung von der Firma Grisemann in Zams abgeholt und an die Paznauner Feuerwehren verteilt.
Am Samstag waren nur noch wenige Autos von abreisenden Gästen am Weg. Auch der Linienbus war nur mit einer Hand voll Leuten besetzt.
+++UPDATE+++Teils chaotische Szenen bei Abreise
Währenddessen wurden viele Gäste in St. Anton am Arlberg von den Maßnahmen überrascht. Auch hier brachen die Leute als über Kopf auf, um noch aus der Sperrzone zu kommen. Aufgrund der verordneten Quarantäne halten im Bahnhof St. Anton am Arlberg keine Züge mehr. Es kam teilweise zu chaotischen Szenen, da es keine Taxis mehr gab. Laut Augenzeugenberichten soll es zu Handgemengen gekommen sein. Gäste machten sich daraufhin mit ihrem Gepäck zu Fuß auf den Weg machten. Gerade in St. Anton reisen viele Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Am späteren Abend wurden aber für jene, die ausreisen dürfen und ohne Auto da waren, Shuttlebusse nach Landeck organisiert.
Auch am Samstag (14. März) ist die Abreise von ausländischen Gästen mit gültigen Gästeausreiseblatt auf den Straßenweg aus St. Anton am Arlberg noch möglich. um 11 und 15 Uhr werden vom Shuttlebusse vom Westterminal zum Bahnhof Landeck für ausländische Gäste mit einem gültigen Gästeausreiseblatt eingerichtet. Der Skibusbetrieb ist ab sofort eingestellt.
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