Schlangen in der Region
Die Kreuzotter ist giftiger als eine Klapperschlange

In unserem Gebiet kommt es vor allem zu Bissen der Kreuzotter. Das "Reptil des Jahres 2024" gilt in unserer Region als einziger giftiger Vertreter.  | Foto: Esterbauer
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  • In unserem Gebiet kommt es vor allem zu Bissen der Kreuzotter. Das "Reptil des Jahres 2024" gilt in unserer Region als einziger giftiger Vertreter.
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Trotzdem ist die Furcht vor Schlangen gerade in unserer Region weitgehend unbegründet. Denn sollte es wirklich zu einem Biss kommen, geben heimische Giftschlangen deutlich weniger Giftmenge ab, als anderswo, beruhigt Facharzt Stephan Schoiswohl. 

BEZIRK KIRCHDORF. Bei vielen Menschen rufen Schlangen – genau wie Spinnen – Angst oder Ekel hervor. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit, im Bezirk durch einen Schlangenbiss in ernsthafte Gefahr zu geraten, relativ gering. Wobei: "Heuer wurden im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum (PEK) Kirchdorf bereits zwei Schlangenbisse versorgt. Einer davon stammt von einem Kletterer, welcher in den Kampermauern unterwegs war", informiert Simone Danese, Unfallchirurg und Bergrettungsarzt in Kirchdorf an der Krems.

In unserem Gebiet kommt es vor allem zu Bissen der Kreuzotter. Das "Reptil des Jahres 2024" gilt in unserer Region – neben den harmlosen Ringel-, Würfel-, Schling- und Äskulapnattern – als einziger giftiger Vertreter. Erkennen kann man die Kreuzotter an ihrer braunen oder grauen Farbe sowie an ihrem dunklen Zickzack-Muster. "Bemerkenswert ist, dass ihr Gift grundsätzlich stärker wäre als jenes der Klapperschlange", weist Stephan Schoiswohl, Facharzt für innere Medizin im PEK Steyr und Ortsstellenarzt beim Roten Kreuz Kirchdorf, auf ein Kuriosum hin. "Da jedoch bei Bissen deutlich weniger Gift abgegeben wird, sind unsere heimischen Giftschlangen als weniger gefährlich einzuschätzen."

"Bemerkenswert ist, dass das Gift der Kreuzotter grundsätzlich stärker wäre als jenes der Klapperschlange. Da jedoch bei Bissen deutlich weniger Gift abgegeben wird, sind unsere heimischen Giftschlangen als weniger gefährlich einzuschätzen."
Stephan Schoiswohl

Schoiswohl kennt noch weitere interessante Details über die Kreuzottern. So sind sie die einzigen Schlangen, die jenseits des nördlichen Polarkreises aufgefunden werden können. Die Giftmenge eines Verteidigungsbisses ist geringer ist als jene eines Beutebisses. Etwa jeder dritte Biss ist "trocken", dabei wird gar kein Gift abgegeben. "Todesfälle nach Bissen von Kreuzottern sind unwahrscheinlich, da die potenziell tödliche Giftmenge für einen durchschnittlichen Erwachsenen zeitgleichen Bissen von mehr als fünf Kreuzottern entsprechen würde", schildert der Facharzt.

Grundsätzlich nicht lebensgefährlich

Kreuzottern sind tagaktiv, besonders bei schwülem Wetter. Sie fühlen sich an sonnigen Plätzen mit der Möglichkeit zur raschen Flucht wohl, etwa am Waldrand oder auf Geröllfeldern. Die scheuen Tiere beißen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Grundsätzlich ist ihr Gift für Menschen nicht lebensgefährlich. Dennoch, fügt Simone Danese hinzu, kann es zu allergischen Reaktionen oder Kreislaufproblemen führen. "Die Gefahr schwerer Reaktionen besteht vor allem für Kinder, ältere Personen und Menschen mit chronischen Erkrankungen", ergänzt Stephan Schoiswohl. Auch Schwangere sollten ärztliche Hilfe suchen. Das gilt im Übrigen auch für Hunde: Ein Biss ist für Vierbeiner in der Regel nicht tödlich, der Gang zum Tierarzt jedoch ratsam.

Glatt- oder Schlingnatter, Coronella austriaca, Weibchen | Foto: Esterbauer
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Nicht in die Enge treiben!

„Heimische Schlangen greifen den Menschen niemals direkt an", unterstreicht auch der ausgewiesene Experte Hans Esterbauer aus Steyr. Die meisten dieser Reptilien seien friedlich. Bei einer Begegnung heißt es Ruhe bewahren, stehenbleiben oder langsam zurückweichen – und ein Tier auf keinen Fall in die Enge treiben. "Wenn es sich bedrängt fühlt, könnte es sich durch Bisse verteidigen", erklärt Esterbauer. Ziehe es sich nicht zurück, gehe man langsam und mit einem Abstand von mindestens zwei Metern an ihm vorbei. Beim Durchqueren dichter Vegetation wie Latschenfeldern könne der Einsatz eines Stockes hilfreich sein. 

Wenn eine Schlange dennoch zubeißt

Sollte eine ungiftige Schlange zubeißen, ist das harmlos und tut meistens nicht weh. "Auch Infektionen oder Entzündungen sind nicht zu erwarten, sofern eine etwaige blutende Wunde nachträglich nicht verunreinigt wird. Trotzdem ist nach einem Biss das Desinfizieren der Bissstelle mit einer Jodtinktur oder ähnlichem empfehlenswert", sagt Hans Esterbauer. 

Beim Biss einer Kreuzotter kommt es nach rund einer halben Stunde zu einer Schwellung, mitunter begleitet von starken Schmerzen. Im schlimmsten Fall führt das Gift zu Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Atemnot, Lähmungen, Kreislaufschwäche und Herzbeschwerden. Von einer Manipulation der betroffenen Stelle, wie beispielsweise Aussaugen, Ausbrennen, oder auch Abbinden, ist absolut abzuraten, da dies den Gewebeschaden durch den Schlangenbiss nur noch verstärken würde. Ringe, Uhren, Armreifen, oder sonstige einschnürende Schmuck- oder Kleidungsstücke sollten in Anbetracht der Gefahr zunehmender Schwellung von der betroffenen Gliedmaße entfernt werden. Um der Schwellung entgegenzuwirken, empfiehlt sich ein Hochlagern der betroffenen Extremität.

Äskulapnatter, Zamenis longissimus | Foto: Esterbauer
  • Äskulapnatter, Zamenis longissimus
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Sterile Wundversorgung durchführen

Falls das Gift durch den Biss direkt in ein Blutgefäß abgegeben wird, sind die Symptome stärker ausgeprägt. Wie bei allen Wunden, ist auch bei Schlangenbissen, sofern möglich, eine sterile Wundversorgung durchzuführen. "Sobald die Schwellung größere Ausmaße annimmt, oder auch sonstige Symptome hinzutreten, werden die Patienten auch stationär zur Überwachung aufgenommen, ebenso bei Bissen außerhalb von Armen und Beinen - also falls Rücken, Bauch, Hals, oder Kopf betroffen sind", informiert Stephan Schoiswohl. Falls zwei Stunden nach dem Biss keine Symptome auftreten, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um einen trockenen Biss gehandelt hat. Lebensgefährliche Reaktionen seien, so Schoiswohl, unabhängig von der eigentlichen Giftwirkung jedoch auch durch eine allergische Reaktion auf das Schlangengift möglich, wie dies auch bei Bienen- oder Wespenstichen bekannt ist. 

"Wenn es zusätzlich zu lokalen Beschwerden zu systemischen Reaktionen kommt, die den gesamten Organismus betreffen, muss die Gabe eines Antiserums erwogen werden. Das Antiserum zur Behandlung von Vergiftungen mit Toxinen europäischer Vipern ist im Notfalldepot des Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikums vorhanden. Somit ist im Falle eines Schlangenbisses eine rasche, zielgerichtete Therapie in unserer Region gewährleistet."

"Das Antiserum zur Behandlung von Vergiftungen mit Toxinen europäischer Vipern ist im Notfalldepot des Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikums vorhanden. Somit ist im Falle eines Schlangenbisses eine rasche, zielgerichtete Therapie in unserer Region gewährleistet."
Stephan Schoiswohl

"Wenn es zusätzlich zu lokalen Beschwerden zu systemischen Reaktionen kommt, die den gesamten Organismus betreffen, muss die Gabe eines Antiserums erwogen werden. Das Antiserum zur Behandlung von Vergiftungen mit Toxinen europäischer Vipern ist im Notfalldepot des Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikums vorhanden. Somit ist im Falle eines Schlangenbisses eine rasche, zielgerichtete Therapie in unserer Region gewährleistet."

Mehr über heimische Schlangen

Die in Österreich am häufigsten anzutreffenden Schlangen sind Nattern und somit ungiftig. Die in Europa freilebenden Giftschlangen sind fast ausschließlich Vipern. Davon sind in Österreich die Kreuzotter und die Sandviper verbreitet. Bis in die 1970er-Jahren gab es hierzulande mit der Wiesenotter noch eine dritte Giftschlange, diese ist in Österreich jedoch bereits ausgestorben. Zwar stellt die Sandviper die europäische Giftschlange mit dem stärksten Gift dar, jedoch ist diese nur im südlichen Österreich heimisch. Somit ist ein Biss durch eine freilebende Sandviper in der Pyhrn-Eisenwurzen-Region auszuschließen.

Alle einheimischen Reptilien, somit auch die Schlangen, sind ganzjährig geschützt. Sie dürfen daher in allen ihren Entwicklungsformen weder verfolgt, beunruhigt, gefangen, befördert, gehalten oder getötet werden. Auch ihre Lebensgrundlagen sind zu erhalten.

Würfelnatter, Natrix tessellata  | Foto: Esterbauer
  • Würfelnatter, Natrix tessellata
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Empfehlungen der Bergrettung

Die Bergrettung rät bei einem Schlangenbiss im alpinen Gelände zu folgenden Maßnahmen:

  • Ruhe bewahren
  • Alpinnotruf 140 oder 112 absetzen (eventuell auch Infos von der Vergiftungszentrale einholen, Tel. 01/4064343 – Kontakt im Mobiltelefon speichern)
  • Vorgangsweise, falls keine Verbindung im eigenen Netz verfügbar: SIM Karte entfernen, statt dem PIN die Notrufnummer 140 eingeben (das Telefon wählt auch über Fremdnetz).
  • Betroffene Stelle hochlagern und kühlen (mit Wasser oder Schnee)
  • nicht abbinden und kein Versuch, das Gift herauszusaugen
  • Falls möglich, die Schlange fotografieren und dem behandelnden Arzt weiterleiten

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