Frei im Theater: Die Tür mit den 7 Schlössern
Rasend komisches Verwirrspiel
Die Innsbrucker Ritterspiele begeistern mit einer hinreißend kreativen Edgar-Wallace-Persiflage.
Edgar Wallace, das war der Kino-Straßenfeger der Sechzigerjahre, wo etwa in „Die Tür mit den 7 Schlössern“ sogar der große Klaus Kinski als Ganove Pheeney einen eher kurzen Auftritt hatte. Das Autorenduo Alexander Liegl und Gabriele Rothmüller hat aus diesem Kult-Stoff eine hinreißende Persiflage kreiert, mit der die Innsbrucker Ritterspiele in den kommenden Faschingswochen im Bierstindl für Furore sorgen werden. Vergangenen Samstag feierte die Kriminalkomödie, die sich zu Beginn fast wie ein leicht durchschaubarer Wallace-Krimi anlässt, sich dann aber mehr und mehr zu einem regelrechten Verwirrspiel mit sieben Siegeln hochschaukelt, ihre gefeierte Premiere.
Ein Feuerwerk an kreativen Regie-Ideen
Regisseurin Caroline Mercedes Hochfelner, die das Stück mit den Ritterspielen erarbeitete, hat ganz offensichtlich ein wirkliches Händchen für temporeiche Krimistoffe. Die von ihr inszenierte Theater-ohne-Pölz-Produktion "Mord im Orientexpress" gewann etwa 2022 den Tiroler Volksbühnenpreis. In der Edgar-Wallace-Persiflage legt sie noch mal ein Schäufelchen drauf, ohne jedoch übers Ziel hinauszuschießen. Trotz der unglaublichen Fülle an kreativen Regie-Ideen bewahrt sie sich stets eine feine selbstironische Klinge. Das macht den Abend zu einem echten Theatererlebnis, wo man sich über jeden einzelnen Auftritt und an jeder Figur erfreut.
Ein großartig getimtes Ensemblestück
Großartig etwa wie Elisabeth Mayr und Thomas Leistner, die unter anderem als Edgar-Wallace-Sidekicks in eleganten Anzügen (Kostüme: Marion Frank) das Geschehen akustisch-atmosphärisch mit ihren Stimmen, zerknautschtem Nylon oder auch mit Saxofon oder singender Säge untermalen. Auf Werner Franks ausklappbarem Wandtafel-Bühnenbild lässt sich der zusehends rätselhaftere Fall natürlich ideal mit Kreideskizzen resümieren. Frank spielt gleichzeitig auch den abgründigen Frankenstein-Verschnitt Dr. Antonio Staletti, während Conni Schuster als seine nur vor sich hinröhrende Kreatur Ann geradezu umwerfend spooky ist.
Jede Figur hat ihre Glanzmomente
Doch auch der Rest des Ensembles, angeführt von Ulla Baumgartner als der vermeintlich hilfsbedürftigen Bibliothekarin Sybil Landsdown und Dieter Zoller als umschwärmtem Inspector und Bestsellerautor Richard Martin, der diesen als selbstverliebten 70er-Jahre-Pseudo-Beau anlegt, ist zum Hinknien komisch: wie etwa Susanne Fietz als Martins gewiefte Assistentin Emily, Marina Pargger und Dominic Siroky als doch nicht ganz so gerissenes Gaunerpärchen Belinda und Bertram Cody, Gabi Mitternöckler als schwerhörige und brillant schnippische Anwältin Clarissa Havelock, Hannes Ellmerer als prinzipiell unerschrockener Bobby mit leichter Fallsucht, Werner Fink als Tresorknacker Lew Pheeney, der relativ schnell das Zeitliche segnen muss sowie Constantin von Craushaar als immer wieder die Szenerie enternder Henker von London. Ein klares Highlight des Abends sind natürlich die völlig wahnwitzig eingebauten Werbesprüche. Wer gerne von Herzen lacht auflacht, wird „Die Tür mit den 7 Schlössern“ lieben.
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