Buchpräsentation
Exorzismus in Österreich immer noch ein Thema?
Am Donnerstagabend stellten die Religionswissenschaftlerin Nicole Bauer und der Historiker Gerhard Ammerer ihr Buch "Dæmonen: Besessenheit und Exorzismus in der Geschichte Österreichs" vor. Das Buch steht auch zur Wahl des Wissenschaftsbuch des Jahres.
INNSBRUCK. Am 12. Dezember präsentierten die beiden Wissenschaftler Nicole Bauer und Gerhard Ammerer in der theologischen Fakultät der Universität Innsbruck ihr Buch, das sie gemeinsam mit dem Soziologen Carlos Watzka geschrieben haben, Dæmonen: Besessenheit und Exorzismus in der Geschichte Österreichs vor. Für ihr Buch durchforsteten die drei Forschenden verschiedenste Archive unter anderem in Pfarren und Klöstern. Nicht nur einmal stießen sie dabei auf Widerstand.
Exorzismus und Besessenheit mit langer Tradition
In ihrem Buch gehen die drei AutorInnen weit in die Geschichte zurück. So erfährt man in dem Buch, dass Dämonen in den verschiedensten Formen schon in frühester Zeit, in den verschiedensten Religionen und Kulturen immer wieder auftraten. Es werden Fragen beantwortet, ob Dämonen immer schon böse waren oder wie der Umgang mit ihnen gehandhabt wurde. Die AutorInnen gehen auch darauf ein, in welcher Zeit Besessenheit und Exorzismus ihren Höhepunkt erreichten. Dabei gehen sie die wichtigsten geschichtlichen Epochen durch und werfen speziell einen Blick nach Österreich. Auch die Frage, wie es im Hier und Heute mit dem Thema Dämonen, Besessenheit und Exorzismus aussieht, wird beantwortet.
"Egal, ob sie existieren, Dämonen sind sehr real" (Nicole Bauer)
Einblick in das Hauptwerk des Exorzismus
Das Buch "Dæmonen: Besessenheit und Exorzismus in der Geschichte Österreichs" geht auch auf das Hauptwerk des Exorzismus ein. Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstand ein Standard-Lehrbuch für Exorzisten. Darin fanden Exorzisten alle Informationen, wie man Besessene erkennen und wie man die Dämonen austreiben kann. Die AutorInnen gehen auch darauf ein, wie weit sich dieses Standardwerk in den kommenden Jahrhunderten veränderte und an Bedeutung gewann beziehungsweise verlor. Ein weiterer Punkt des Buchs ist, wie die Kirche der jeweiligen Zeit die Praktiken des Exorzismus bewerteten oder wie Filme Exorzismus und Besessenheit beeinflussen.
Neben zahlreichen historischen Abbildungen, Zitaten aus historischen Schriftstücken finden sich auch Interviews unter anderem mit einem aktuell aktiven Exorzisten.
Gibt es nun Dämonen?
Auch auf diese Frage geht die Religionswissenschaftlerin Nicole Bauer bei der Buchpräsentation ein - allerdings auch mit dem Hinweis, dass die Antwort wohl unbefriedigend sein werde.
"Über die Frage nach der Existenz der Dämonen, deren ontologischen* Status, können und möchten wir gar keine Aussage treffen, diese Frage wird auch heute Abend offen bleiben, war wir Ihnen jedoch näherbringen möchten, sind die vielschichtigen Diskurse um das Dämonische in der Religionsgeschichte. Dämonen sind das Produkt der Religionsgeschichte." (Nicole Bauer)
(*Ontologie: Lehre vom Sein, Anmerkung Red.)
Die Wahl zum Wissenschaftsbuch des Jahres
Noch bis zum 9. Jänner kann für das Wissenschaftsbuch des Jahres 2025 abgestimmt werden. Eine Fachjury hat die Nominierungen vorgenommen, nun dürfen die Leserinnen und Leser entscheiden. Abgestimmt werden kann über die Homepage www.wissenschaftsbuch.at. Zusätzlich kann die Stimme auch in österreichischen Büchereien und Buchhandlungen abgeben werden. Die Bücher sind in vier Kategorien unterteilt:
- Geistes- / Sozial- / Kulturwissenschaften
- Medizin / Biologie
- Naturwissenschaft / Technik
- Junior-Wissensbücher
Je fünf Bücher in jeder Kategorie stehen für das Wissenschaftsbuch 2025 zur Auswahl. Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden im Anschluss attraktive Preise verlost. Die Preisverleihung zum Wissenschaftsbuch des Jahres findet im März 2025 in Wien statt.
Dæmonen: Besessenheit und Exorzismus in der Geschichte Österreichs ist auch für Laien gut lesbar und verständlich. Das Buch ist im Anton Pustet-Verlag erschienen.
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