Taxis lassen kranken Hund im Regen stehn

Yorkshire-Terrier Sambo versäumte Operationstermin weil kein Taxifahrer ihn und sein Frauchen Birgit zum Tierarzt bringen wollte

Seit Wochen frisst Sambo kaum mehr etwas, schleift ständig mit seiner Schnauze über den Boden, um die Schmerzen zu lindern. Doch die dringend notwendige Operation des entzündeten Zahnfleisches des kleinen Yorkshire-Terriers musste abgesagt werden.

(gstr). „Der Operationstermin war seit langem vereinbart – der Tierarzt hat auf uns gewartet!“ Hundehalterin Birgit Kahr könnte heute noch vor Wut aus der Haut fahren. Am Mittwoch vergangener Woche hätte Birgit mit ihrem fünfeinhalb Jahre alten Yorkshire-Terrier Sambo einen Termin beim Tierarzt gehabt. Denn das kleine Hündchen – der Rüde wiegt kaum mehr als drei Kilo – leidet seit Wochen an einer schmerzhaften Zahnfleischentzündung. „Wir hatten am vergangenen Mittwoch einen Termin zur umfassenden Mundhygiene. Da dieser Eingriff unter Vollnarkose stattfindet, war ich bereits ziemlich aufgewühlt – man macht sich halt doch Sorgen“, schildert die junge Frau.

60 Minuten umsonst gewartet
„Da ich schon öfter wegen meines Hundes von Taxifahrern einfach stehen gelassen wurde, ging ich diesmal auf Nummer sicher“, erinnert sich die Hundehalterin. Der Tierarzt-Termin war für 11.00 Uhr vereinbart. Dennoch stellte sich Birgit Kahr schon um 10.30 an die Bushaltestelle in der Kajetan-Sweet-Straße und verständigte über 5311 ein Taxi. Bereits nach wenigen Minuten kam das bestellte Funktaxi. „Obwohl ich der Dame in der Zentrale Bescheid gesagt hatte, dass ich einen kleinen Hund dabei habe, fuhr der Wagen, ein weißer Mercedes, einfach vorbei, ohne stehen zu bleiben. Ich habe sofort nocheinmal angerufen und nachgefragt, bekam jedoch nur seltsame Ausreden zu hören“, ärgert sich Frau Kahr. Obwohl die Disponentin in der Funkzentrale ihr Möglichstes versuchte, um für Birgit Kahr und den kranken Sambo doch noch ein Fahrzeug zu organisieren, fand sich bis 11.30 Uhr kein Taxi-Lenker, der bereit gewesen wäre, das Hündchen samt seiner verzweifelten Halterin zum Tierarzt zu bringen. „Wir haben den Arzt extra verständigt, dass es etwas später wird und er wartete sogar auf uns. Um 11.30 mussten wir die OP schließlich endgültig absagen. Das ist eine bodenlose Frechheit“, erzählt Birgit Kahr, der schließlich nichts anderes mehr über blieb, als sich mit ihrem Sambo wieder auf den Heimweg zu machen.

Das Verhalten des Taxi-Unternehmens bringt Birgit Kahrs Vater Peter, seines Zeichens Obmann der Tiroler Tierengel, auf die Palme. „Sie bräuchten nur von Anfang an zu sagen, dass sie nicht kommen werden und keine Hunde transportieren wollen – dann könnte man noch versuchen, sich eine andere Transportmöglichkeit zu suchen. Doch jemanden scheinheilig eine Stunde lang zu vertrösten, um dann nicht zu kommen, ist eine Frechheit“, poltert der Tierschützer.

„Sonderwünsche dauern“
Harald Flecker, Geschäftsführer von Funktaxi 5311, kann die Verärgerung der Hundehalter zwar nachvollziehen, betont jedoch, dass es sich bei dem geschilderten Fall um eine schwierige Materie handelt. „Grundsätzlich versuchen wir immer, den Wünschen unserer Kunden nachzukommen. Allerdings ist ein Transport von Tieren ein Sonderwunsch, der manchmal eine gewisse Vorlaufzeit braucht“, erläutert Flecker. Grundsätzlich besteht laut Flecker das Problem darin, dass etliche Taxifahrer bereits negative Erfahrungen mit Hunden gemacht haben. „In erster Linie geht es dabei um die Verschmutzung des Innenraums. Die meisten Taxis sind mit Kunstleder ausgekleidet. Wenn hier ein Hund Pfotenabdrücke oder gar Schlimmeres hinterlässt, muss der Fahrer etliches an Zeit und Arbeit investieren, um sein Fahrzeug wieder sauber zu bekommen, weshalb es jedem Fahrer freigestellt ist, ob er Hunde mitnimmt oder nicht“, erläutert Flecker.

Um derartigen Problemen vorzubeugen, empfiehlt Flecker beim Transport von Haustieren die Funkzentrale frühzeitig zu verständigen. „Wenn wir eine entsprechende Vorlaufzeit haben, ist es für uns leichter, ein Fahrzeug zu organisieren“, so Flecker.