Keine Dachanlagen über 20 KW mehr
Unmut über Photovoltaik-Ablehnungen im Burgenland steigt (+ Umfrage)

- Ernst Kohla wollte alle Dachflächen seiner Autohäuser in St. Michael und Stoob mit Photovoltaikanlagen bedecken, was aber von der Netz Burgenland abgelehnt wurde.
- Foto: Martin Wurglits
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Im Burgenland werden keine Dachanlagen über 20 Kilowatt mehr genehmigt, was bei Betroffenen aus dem Bezirk Güssing für Kritik sorgt.
Ernst Kohla ist mehr als nur verärgert. Er ist stinksauer auf die Gesellschaft Netz Burgenland, die ihm die Umweltpläne durchkreuzt, die er für seine Autohäuser in St. Michael und in Stoob-Süd hatte.
Kein Netzzugang für Autohäuser
Kohlas Absicht war, die Dächer der Betriebsgebäude flächendeckend mit Photovoltaikanlagen zu bestücken, um daraus Ökostrom zu gewinnen. Jeweils 160 Kilowatt wären geplant gewesen, um den wachsenden betriebsinternen Stromverbrauch auch in kommenden Jahren abdecken zu können. "Leider hat die Netz Burgenland den Netzzugang verweigert. Nur jeweils 20 Kilowatt für beide Standorte würden genehmigt", schildert Kohla.
Neuansuchen erst 2025 und 2029
Der Clou aus seiner Sicht: "Im Ablehnungsschreiben steht, ich könne für St. Michael im Jahr 2025 wieder ansuchen, für Stoob-Süd im Jahr 2029." Erst nach einem weiteren Netzausbau könnten die Anlagen ans Verteilnetz angeschlossen werden. "Das ist Schikane", so Kohlas Fazit.
Die Ablehnung versteht er auch aus inhaltlichen Gründen nicht. "Wir würden fast den gesamten Strom im Betrieb selbst verbrauchen, außer dem, der am Wochenende erzeugt wird. Wir werden in den kommenden Jahren immer mehr E-Fahrzeuge bei uns im Autohaus haben, da brauchen wir die Lade-Infrastruktur", sagt Kohla.
Immer mehr Fälle
Sein Fall ist kein Einzelfall. Das bestätigt auch das Europäische Zentrum für erneuerbare Energie in Güssing, wo schon etliche Fälle bekannt sind.
Ablehnung für Lade-Wallbox
Patrick Flasch und sein Bruder in Hackerberg kämpfen mit einem ähnlichen Problem. Beide haben eine Photovoltaikanlage auf den Dächern ihrer benachbarten Häuser errichtet, beide wollten eine Wallbox für 11 Kilowatt installieren, um dort ihre E-Autos mit Ökostrom vom eigenen Dach betanken zu können. Aber auch ihnen machte die Netz Burgenland einen Strich durch die Rechnung. "Die Anlagen müssen von ihnen genehmigt werden, aber sie haben das mit der Begründung verweigert, die Stromleitung sei bei uns zu schwach", ärgert sich Flasch.
Leitungsausbau notwendig
Die Netz Burgenland bestreitet die Absagen nicht, bleibt aber in der Begründung dafür vage. "Wir arbeiten an einem Konzept, um die Einspeisung von Photovoltaik-Projekten bei gleichzeitiger Erhaltung der überdurchschnittlich hohen Versorgungssicherheit zu ermöglichen", sagt Sprecher Gerhard Altmann auf Anfrage. Geplant sei aber eine Verstärkung und den Ausbau von Leitungen, Umspannwerken und Anbindungen an das überregionale Stromnetz. Ein weiterer Netz-Ausbau sei zwingend nötig. Was die Errichtung von E-Ladestationen betrifft, sei diese "standortabhängig".
Wieviele Anträge im Burgenland auf Netzzugang für über 20 Kilowatt in den letzten Monaten abgelehnt wurden? "Ich weiß nicht, ob wir diese Zahl publizieren wollen", so Altmann.
Grünes Licht für Freiflächenanlagen
Seine Antwort auf die Frage, warum im Gegensatz zu kleinen privaten Anlagen die geplanten 160 Hektar Freiflächenanlagen in Urbersdorf, Güssing und Tobaj sehr wohl unlimitiert ins Netz einspeisen dürfen, fällt lakonisch aus: "Wegen des frühen Zeitpunkts des Ansuchens auf Netzzugang".


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