Lehrlinge gesucht
Virtual Reality als Motor bei Berufsorientierung
Das neue Virtual-Reality-Studio von Jugend am Werk soll Jugendliche zeitgemäß und spielerisch auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.
GRAZ. Stärken aufzeigen, Interesse wecken und schließlich für Beschäftigung sorgen – das sind die Ziele von Berufsorientierung. Dass diese trotz der großen Nachfrage nach Lehrlingen nicht immer leicht zu erreichen sind, erklärt Walerich Berger, Geschäftsführer von Jugend am Werk, folgendermaßen: "Noch immer gibt es zu viele Jugendliche, die nach Beendigung der Schule kaum anschlussfähig an den Arbeitsmarkt sind." Daher geht man nun neue Wege.
Um junge Menschen besser zu erreichen und zielgerichtet vorzubereiten, wurde im Frühjahr 2020 in Kooperation mit dem Arbeitsmarktservie (AMS) und der Technischen Universität Graz (TU) das Virtual-Reality-Studio im Grazer Gürtelturm geschaffen. Mithilfe von VR-Brillen und entsprechenden Apps können Ausbildungssuchende dort in verschiedene Branchen und Betriebe schnuppern. Auch in Sachen Digitalkompetenz und beim Abbau von Schüchternheit habe dies Vorteile, wie Berger meint: "Virtuelle Realität eignet sich ausgezeichnet, um Social Skills wie Selbstvertrauen und kooperatives Arbeiten zu fördern."
Kompetenzen stärken
Ebenso überzeugt ist die stellvertretende Landesgeschäftsführerin des AMS Steiermark, Christina Lind, und betont: "Digitale Kompetenz ist eine neue Kulturtechnik." Zum jetzigen Zeitpunkt sei es besonders wichtig, die Ärmel aufzukrempeln: "Wir erleben eine große Pensionierungswelle. Die Babyboomer werden verschwinden."
Trotz erfreulicher Arbeitsmarktwerte – den besten in den letzten 30 Jahren – gebe es aktuell in der Steiermark 3.000 offene Lehrstellen. Dem gegenüber stünden lediglich 1.300 Jugendliche, die beim AMS als lehrstellensuchend vorgemerkt sind. Ihr ginge es auch um Chancengleichheit, so Lind. Viele Jugendliche seien nicht vom Schicksal begünstigt, wüssten nicht, was sie für ihre Zukunft wollen. Da sei es hilfreich sich mittels VR-Technik probeweise an verschiedene Arbeitsplätze "beamen" zu können.
Vieles spreche dafür, neue Technik bei der Berufsorientierung einzusetzen, so Johanna Pirker vom Institute of Interactive Systems and Data Science der TU Graz. Denn: "Unser Schulsystem ist so starr, obwohl sich Technologie alle paar Monate verändert." Jugendliche lebten heute in einer schnelllebigen Welt mit viel Ablenkung – die Ironie sei, so die Informatikerin: "In virtuellen Räumen fällt es ihnen oft leichter sich zu konzentrieren, weil es dort kein TikTok, kein Smartphone gibt."
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