Rekrutierung
Die größten Mythen über den Einstieg bei der Polizei

Jessica Schartner bildet mit ihrem Kollegen Sabri Yorgun das neue Recruiting-Team der steirischen Polizei. | Foto: LPD Stmk/Martinelli
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  • Jessica Schartner bildet mit ihrem Kollegen Sabri Yorgun das neue Recruiting-Team der steirischen Polizei.
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Aktuelle Zahlen zeigen: So schnell gehen der Steiermark die Polizistinnen und Polizisten nicht aus. Damit das so bleibt, wird jetzt mit einer neuen Rekrutierungsstrategie nachgelegt. Denn noch immer halten sich Mythen über den Exekutivdienst hartnäckig.

GRAZ/STEIERMARK. Die derzeit 4.357 Bediensteten bei der steirischen Polizei (in etwa 700 in Graz) – davon knapp 4.000 Exekutivbeamtinnen und -beamte – markieren einen historischen Höchstwert beim Personalstand der Landespolizeidirektion. "Das bedeutet freilich nicht, dass den Leuten bei uns langweilig wird", schmunzelt Pressesprecher Markus Lamb.

Gesucht werden aktuell, wie der Kontrollinspektor festhält, hauptsächlich Streifenpolizistinnen und -polizisten – auch um die Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge ausgleichen zu können. Immerhin: Mit rund 200 Polizistinnen und Polizisten, die vergangenes Jahr ihren Dienst gestartet haben, wurde die Zahl der 150 Pensionsantritte deutlich übertroffen.

Neues Recruiting-Duo

Das Anwerben in der Steiermark funktioniert im Gegensatz zu Bundesländern wie Vorarlberg recht gut. 2022 konnte man 225 Neuaufnahmen, die vom Innenministerium vorgegeben wurden, verzeichnen. Insgesamt befinden sich damit aktuell 300 Polizeibeamtinnen und -beamten in spe in Ausbildung. Trotz Rückgängen oder gerade weil im "grünen Herzen Österreichs" die Bewerberinnen und Bewerber nicht auszugehen scheinen – letztes Jahr waren es 872 – setzt man mit dem jüngst geschaffenen Rekrutierungsteam einen Schritt, um die am besten qualifizierten Kräfte für den Polizeidienst zu finden, wie man von offizieller Seite verlautbart.

Mit einer neuen Rekrutierungsstrategie will man seitens der Landespolizei Vorurteile abbauen und bestmögliche Anwerberinnen und Anwerber finden. | Foto: LPD Stmk/Martinelli
  • Mit einer neuen Rekrutierungsstrategie will man seitens der Landespolizei Vorurteile abbauen und bestmögliche Anwerberinnen und Anwerber finden.
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Dabei sind nun Jessica Schartner und Sabri Yorgun für die gezielte Ansprache von jungen Interessierten zuständig. Gemeinsam mit der Personalabteilung planen und organisieren die beiden Aktivitäten rund um das Thema Personalgewinnung. Dazu gehören Infoveranstaltungen und Vorträge in Schulen, wie auch die Präsenz bei Berufs- und Bildungsmessen. 

Im Rahmen dessen haben Interessierte (egal welchen Alters) etwa am 19. Februar 2023 von 9 bis 15 Uhr beim "Fit für die Polizei"-Sporttag im Raiffeisen Sportpark in Graz-Jakomini die Möglichkeit, sich über den Polizeiberuf zu informieren und unter anderem den für die Aufnahme verpflichtenden Hindernisparkour zu absolvieren. 

Hartnäckige Polizei-Mythen

Geht es um den Einstieg in den Polizeiberuf, ranken sich in der allgemeinen Wahrnehmung immer noch zahlreiche Missverständnisse und veraltete Informationen. Grundvoraussetzungen sind jedenfalls die österreichische Staatsbürgerschaft, ein einwandfreier Leumund und die Berechtigung zum Lenken eines Kraftfahrzeugs (B-Führerschein). Zudem das Schwimmerabzeichender Stufe "Fahrtenschwimmer" (oder höher) und bei männlichen Anwärtern ein vollständig abgeleisteter Präsenz- oder Zivildienst

Mythos 1: Tattooverbot

  • Dass Tätowierungen bei der Polizei verboten sind, stimmt so nicht. Durfte der Körperschmuck früher beim Tragen einer Kurzarm-Uniform nicht sichtbar sein, müssen Tattoos heute nur noch mit langärmeligen Hemd verdeckt werden können. Das bedeutet für betroffene Polizistinnen und Polizisten, dass sie auch im Sommer mit langen Ärmeln ihren Dienst verrichten, oder ihre Tätowierungen mit einen hautfarbenen Strumpf verdecken müssen. Verfassungsfeindliche Kennzeichen als Tattoo-Motiv bleiben auch weiterhin ein Ausschlussgrund.  

Mythos 2: Zu alt für die Polizei

  • Um mit der Polizeiausbildung zu beginnen, durfte man früher nicht älter als 30 Jahre sein. Derzeit gilt nur noch ein Mindestalter von 18 Jahren. In der Personalabteilung sieht man in der Durchmischung von jüngeren Anwärterinnen und Anwärtern und jenen mit mehr Lebenserfahrung durchaus einen Vorteil. "Tendenziell gibt es weniger Bewerberinnen und Bewerber über 40 Jahre, aber vereinzelt kommen auch welche mit Mitte 50, die in der Regel körperlich sehr fit sind", verrät Chefinspektorin Astrid Hernach.

Mythos 3: Nur Draufgänger gesucht

  • Dass die Arbeit in der Exekutive durchaus Gefahren birgt, ist unbestritten. Gerade deshalb ist die Annahme, dass man ausschließlich höchst risikofreudige Kolleginnen und Kollegen sucht, falsch. Polizeisprecher Markus Lamb: "Eine der wichtigsten Eigenschaften von Polizistinnen und Polizisten ist es, dass sie in Stresssituationen gefasst bleiben und in der Lage sind, den Umständen entsprechend mit einem kühlen Kopf zu agieren."

Mythos 4: Matura als Vorraussetzung

  • Eine abgeschlossene Reifeprüfung ist nicht notwendig, um Polizistin oder Polizist zu werden. Ob sich jemand – körperlich wie kognitiv – für die Ausbildung eignet, wird im Rahmen des Bewerbungsverfahrens ermittelt. Was viele nicht wissen: Bei der Polizei gibt es auch Lehrberufe (Sicherheitsverwaltungsassistenz und Betriebslosgistik). 

Mythos 5: Männer haben Vorrang

  • Eine vom Innenministerium vorgegebene Frauenquote gibt es bei der Polizei nicht. Dennoch haben weibliche Anwärterinnen und männliche Anwärter prinzipiell die gleichen Chancen. Ob jemand zur Ausbildung zugelassen wird, hängt ausschließlich vom Punkteergebnis im Bewerbungsverfahren ab. Kleine Erleichterungen gibt es für Frauen nur beim Sporttest, beim dem weniger Liegestütze gefordert sind und der Zeitrahmen für den Parkour etwas höher liegt als bei den Männern. Insgesamt liegt der Frauenanteil bei der steirischen Polizei bei 28 Prozent; im Exekutivdienst sind es 25 Prozent.

Mythos 6: Zu klein für den Dienst

  • Galt für die Bewerbung bei der Polizei bis 2011 eine Mindestkörpergröße von 1,63 Metern bei Frauen und 1,68 Metern bei Männern, liegt die Mindestanforderung heute bei 1,55 Metern. Zudem darf kein Eintrag im Führerschein vorhanden sein, dass man für das Lenken von Fahrzeugen einen Sitzpolster benötigt.

Mythos 7: Zivildiener und Untaugliche sind ausgeschlossen

  • Wer sich gegen den Präsenzdienst beim österreichischen Bundesheer und für den Zivildienst entschieden hat, kann dennoch Polizist werden. Voraussetzung: Der Anwärter muss bestätigen, dass er sich in der Lage fühlt, eine Waffe zu tragen. Wer bei der Musterung als "untauglich" für den Präsenz- und Zivildienst erklärt wurde, kann sich dennoch bei der Polizei bewerben. Ob der Grund der Untauglichkeit für den Polizeidienst relevant ist oder nicht, entscheidet der Polizeiarzt.

Mythos 8: Wunschkonzert für Polizisten

  • Dass man sich nach abgeschlossener Polizeiausbildung sein Einsatzgebiet – etwa bei der Hundestaffel oder als Hubschrauberpilot – aussuchen kann, stimmt nicht. Allerdings: "Bei der Polizei gibt es viele Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln", so Lamb, "davor braucht es aber eine gewisse Zeit im Streifendienst, um das grundlegende Handwerk zu erlernen." 
Am Sonntag, 19. Februar 2023 findet im Raiffeisen-Sportpark (Hüttenbrennergasse 31 , 8010 Graz – Eingang über die Schönaugasse) der "Fit für die Polizei"-Sporttag statt.  | Foto: GEPA
  • Am Sonntag, 19. Februar 2023 findet im Raiffeisen-Sportpark (Hüttenbrennergasse 31 , 8010 Graz – Eingang über die Schönaugasse) der "Fit für die Polizei"-Sporttag statt.
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Weitere Informationen zum Einstieg in den Polizeiberuf sowie relevante Termine findest du online auf polizeikarriere.gv.at. Um Vorträge an Schulen zu vereinbaren, können sich Lehrkräfte an lpd-st@polizei.gv.at wenden. 

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Mit einer neuen Rekrutierungsstrategie will man seitens der Landespolizei Vorurteile abbauen und bestmögliche Anwerberinnen und Anwerber finden. | Foto: LPD Stmk/Martinelli
Neben eigenen Veranstaltungen, Social-Media-Kampagnen und Berufsmessen ist es Aufgabe des neuen steirischen Rekrutierungsteams, Vorträge an Schulen zu halten. | Foto: LPD Stmk/Martinelli
Am Sonntag, 19. Februar 2023 findet im Raiffeisen-Sportpark (Hüttenbrennergasse 31 , 8010 Graz – Eingang über die Schönaugasse) der "Fit für die Polizei"-Sporttag statt.  | Foto: GEPA
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