Naturschutz im Burgenland
Was Seemänner mit Frühblühern zu tun haben
Endlich Frühling, die Natur erwacht, welche Wonne. Die Frühblüher sind die ersten Pflanzen im Jahr, die mit Blütenpracht bezaubern. Plötzlich leuchtet es bläulich, violett, rötlich, knallgelb oder weiß in Wald und Wiese.
LEITHAPRODERSDORF/ BURGENLAND Es sind förmlich ganze Blütenfelder, wenn der Bärlauch in der Leithaau bei Leithaprodersdorf blüht oder Schneeglöckchen den Waldboden überziehen. Traubenhyazinthen erfreuen mit einem satten Blauviolett in Weingärten und Waldrändern. Veilchen lassen Frühlingsgefühle aufkommen.
Pflanzen mit unterirdischen Speicherorganen
Frühblüher brauchen unterschiedliche Überlebensstrategien, um Sonnenlicht und Kohlendioxid nutzen zu können. Daher gehen sie mit besonders viel Raffinesse an die Sache heran. Der Biologe Mag. Hermann Frühstück aus Leithaprodersdorf war Umweltanwalt und ist seit 2015 Landesleiter der Naturschutzorgane Burgenland und seines Zeichens Experte in Sachen Frühblüher, die die ersten Farbtupfer in die Landschaft bringen. Er erklärt:
Bei Frühblühern handelt es sich großteils um Pflanzen, die über unterirdische Speicherorgane verfügen, die sogenannten Geophyten. Es sind Zwiebel, Knollen oder Rhizome, aus denen die Geophyten sich nähren. Bei vielen Frühblühern werden schon im Herbst Knospen mit Stengeln, Blättern und Blüten angelegt, die im Frühling rasch austreiben können.
Vom Schneeglöckchen zur Frühlingsprimel
Im Volksmund sind die Frühblüher recht geläufig, wie zum Beispiel die Frühlingsknotenblume, die auch „Großes Schneeglöckchen“ genannt wird. Sie ist eine der Pflanzen, die vor allem in Auwäldern und feuchten Laubwäldern im Südburgenland vorkommen. Genauso wie das Adonisröschen hauptsächlich auf kalkreichen Trockenrasen ebenda vorkommt. Die rötliche Schachblume findet man in den Pinka-Auen und Feuchtwiesen von Luising und Hagensdorf im Südburgenland. Im gesamten Burgenland vor allem an Bauchläufen ist die gelbe Sumpfdotterblume verbreitet. Ebenso ist die Frühlingsprimel eine Pflanze, die im ganzen Bundesland auf nicht zu trockenen und nicht zu feuchten Böden wächst.
Pflanzen mit kurioser Geschichte
Das auch im Burgenland verbreitete Scharbockskraut verfügt über einen hohen Vitamin C-Gehalt und wurde früher von Seemännern mit auf hohe See genommen, da es gegen Zahnfäule gekaut wurde. „Scharbock“ ist dabei der Name für den früher nicht nur bei Seefahrern gefürchteten Skorbut, die Krankheit, die durch Vitamin C-Mangel ausgelöst wird. An diesem litten früher nicht nur Seefahrer, sondern auch Menschen nach den langen Wintermonaten ohne frische Kost.
Hermann Frühstück zeigt im Wald, was tierische Bewohner des Waldes anrichten können - Mächtige Biberfraßspuren lassen einen erstaunen.
Wildwachsende Pflanzen gehören in die Wildnis
So schön die Blütenpracht im Wald und auf Wiesen ist, hat es keinen Sinn diese aus dem Wald für den eigenen Garten zu „holen“. Denn wildwachsende Pflanzen brauchen auch die „wilde“ Umgebung, um gedeihen zu können, im Garten würden sie eingehen. Zudem dürfen sie nicht mutwillig beschädigt oder vernichtet werden. Wer einen Frühblüher als Souvenir vom Waldbesuch mitnehmen möchten, um sich zuhause daran zu erfreuen, muss außerdem wissen, dass per burgenländischer Artenschutzverordnung nur die Mitnahme eines „Handstraußes“ erlaubt ist.
Kraftort Wald
Die Auwälder sind durch den Menschen bedroht, durch Einengen von Flüssen wurde in Österreich den Feuchtgebieten so viel Land wie ein 10. Bundesland genommen. Der Eingriff des Menschen hat die Vegetation und den Wasserhaushalt stark verändert. Eingeschleppte Arten machen den Wäldern zudem zu schaffen und verdrängen heimische Arten. Dabei handelt es sich um so wertvolle Lebensräume für Flora und Fauna und letztlich auch den Menschen. Es lässt sich viel Kraft aus dem Wald schöpfen. Hermann Frühstück rät:
In Japan gibt es Waldbesuche sogar auf Krankenschein. Gehen Sie in den Wald, die reine Luft hat positive Auswirkungen für Körper und Geist. Und wenn jemand Lust dazu hat, kann er auch einen Baum umarmen, Hauptsache man geht möglichst achtsam mit der Natur um.
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