Haftstrafe und Todesangst
Falscher Polizist erbeutete 100.000 Euro

- Der falsche Polizist in Handschellen erbeutete für eine kriminelle Organisation Goldmünzen und Bargeld im Wert von rund 100.000 Euro.
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Als falscher Polizist erbeutete ein Burgenländer insgesamt rund 100.000 Euro von zwei betagten Opfern. Lieferte danach aber nicht alle Wertgegenstände an seine internationalen Auftraggeber ab. Deshalb machte die türkische Mafia Jagd auf den Mann, bedrohte und erpresste ihn. Aus Angst um sein Leben stellte er sich den Behörden und bekam wegen schweren Betruges eine Haftstrafe.
BEZIRK EISENSTADT. Unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen mit zusätzlichen Polizeieinheiten fand der Prozess im Landesgericht Eisenstadt statt. In Handschellen vorgeführt bekannte sich der 44-jährige Burgenländer, ledig, derzeit arbeitsunfähig und mit einem Banken-Minus von 180.000 Euro, schuldig. Bedauerte sein falsches Handeln mit den Worten: „Keine Ahnung, warum ich das gemacht und mein Leben selbst so kaputt gemacht habe!“

- Der Prozess im Landesgericht Eisenstadt fand unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen statt.
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Kriminelle Organisation
Die Staatsanwältin hatte dem Angeklagten im Eröffnungsplädoyer vorgeworfen, sich im Rahmen einer kriminellen Organisation als falscher Polizist ausgegeben und insgesamt rund 100.000 Euro erbeutet zu haben. Auf Befragung der Richterin schilderte dann der Vater eines minderjährigen Kindes, wie er Teil dieses kriminellen Netzwerkes geworden ist. „Ein Bekannter aus einer Autowerkstatt hat mich angesprochen, ob ich etwas dazuverdienen möchte. Über einen weiteren Kontaktmann wurde meine Wohnadresse samt Ausweiskopie in die Türkei übermittelt. Kurz darauf hatte ich meinen ersten Auftrag und ein Codewort!“
Codewort
Der Beschuldigte weiter: „Mir wurde nur gesagt, dass ich ein Paket abholen soll. Logisch war mir klar, dass das nicht lupenrein sein konnte. Ich dachte aber eher an Drogen. Also bin ich mit einem Auto, das man mir zur Verfügung gestellt hatte, an die per Handy übermittelte Adresse nach Niederösterreich gefahren und habe an der Türe geläutet. Dort hat mir eine Dame aufgemacht, die offensichtlich permanent mit den türkischen Tätern am Handy telefonierte. Ich nannte ihr mein Codewort, woraufhin sie mir ein Sackerl mit Geld übergab. Insgesamt 40.000 Euro.“

- Justizwache und Polizisten standen bei dem Prozess im Einsatz.
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„Sofort danach musste ich vor meiner Handykamera, ich war ja mit meinem Auftraggeber während der ganzen Aktion in Verbindung, mehrmals die Euroscheine zählen, ehe mir an einem Übergabeort in Wien von einer Frau die Beute weggenommen worden ist und ich wenig später in der Werkstatt meines Freundes als Entlohnung 1.400 Euro erhalten habe. Das war alles am 29. November 2024!“
Einbrüche vorgegaukelt
Angemerkt sei, dass die hochdeutsch sprechende türkische Bande sowohl der Frau als auch dem nächsten Opfer des Burgenländers vorgegaukelt hatte, dass es in der Umgebung zu zahlreichen Einbrüchen gekommen ist und man einen Polizisten vorbeischicken wird. Dem Beamten solle man dann alle Wertgegenstände übergeben, damit diese in Sicherheit gebracht werden können …

- Ein Schöffensenat sprach den Burgenländer schuldig und verhängte eine teilbedingte Haftstrafe von 21 Monaten.
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Bargeld und Golddukaten
Genau diesem Schema folgend übernahm der Burgenländer, wieder getarnt als Polizist, von einem Deutschen zahlreiche Golddukaten und Bargeld im Gesamtwert von rund 60.000 Euro. Diesmal allerdings lieferte er nur einen Bruchteil der Beute ab. Diese Dreistheit sollte ihm nicht gut bekommen, hatte er sich doch mit der türkischen Mafia angelegt. Es folgten Erpressungen und massive Drohungen, gekoppelt mit der Information, dass Männer der kriminellen Organisation bereits seine Wohnadresse herausgefunden haben, auf dem Weg sind und nach ihm suchen werden.
Todesangst
Aus Todesangst stellte sich der Betrüger freiwillig beim Landeskriminalamt, packte aus und übergab einen Teil seiner einbehaltenen Beute sowie sämtliche Kontaktdaten seiner Auftraggeber. Sehr zum Missfallen der türkischen Bande, die den U-Häftling nun sogar in der Justizanstalt massive Drohungen „ausrichten“ lässt. „Ja, ich werde unter Druck gesetzt und erpresst!“, schilderte der Burgenländer. Der zudem von einem Erhebungsbeamten erfahren haben will: „Deine Situation ist ernster, als du denkst!“
21 Monate Haft
Ein Schöffensenat verurteilte den Angeklagten zu teilbedingter Haft von 21 Monaten, sieben davon sind im Gefängnis abzusitzen. Zudem muss er dem ersten Opfer die abgenommenen 40.000 Euro ersetzen. Der Burgenländer akzeptierte das Urteil.
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