Karl Mitterhöfer
Burgenlands oberster Richter geht in Pension

- Der oberste Richter des Burgenlandes und zugleich Präsident des Landesgerichtes Eisenstadt, Hofrat Dr. Karl Mitterhöfer, geht in Pension.
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Blutige Tatorte nach Kapitalverbrechen sind ebenso Teil seines Lebenslaufs wie Mörder und Schwerkriminelle auf der Anklagebank. Unzählige Urteile fällte er „Im Namen der Republik“, ehe er zum Präsident des Landesgerichtes ernannt wurde. Nun geht der höchste Richter des Burgenlandes, Karl Mitterhöfer, in Pension.
EISENSTADT. Er gilt in seinem Umfeld als „Sir“, beschreibt seinen Beruf im Interview mit MeinBezirk als „die richtige Entscheidung“, sieht gerne Krimis, mag aber die erfundenen Richtersendungen im Fernsehen nicht. Wohl auch deshalb, weil sie mit der Realität wenig zu tun haben.
Markanter Szenejargon
Als Sohn einer Lehrerfamilie schlug Karl Mitterhöfer aus Forchtenstein einen anderen Weg ein. Absolvierte das „Jus-Studium“ in Wien und wurde 1988 Richter in der Bundeshauptstadt. „Ich war damals im '2er-Landl'. Eine interessante Zeit mit einer speziellen Klientel!“ Denn auf der Anklagebank landeten vorwiegend Zuhälter und Prostituierte mit einem sehr markanten Szenejargon.

- Als beisitzender, zweiter Berufsrichter nahm er am 10. Dezember zum letzten Mal an einem Prozess teil.
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Nach einem Jahr wechselte der Burgenländer in die Bezirksgerichte Mattersburg und Oberwart, ehe er 1991 im Landesgericht Eisenstadt den Dienst antrat. Und ihm unter anderem als Untersuchungs- und Journalrichter, Einzelrichter, Vorsitzender von Schöffensenaten und Geschworenenverhandlungen nichts erspart blieb.
Skandale, Attentate, Morde
Seinen richterlichen Weg kreuzten der Weinskandal, Kommunen-Betreiber Otto Mühl, der Briefbombenterror, das Rohrbombenattentat in Oberwart, der Bank-Burgenland-Skandal, Amokläufe – wie etwa in Potzneusiedl, mehrere Morde und brutalste Verbrechen quer durch das Burgenland.
Tatorte mit Leichen
„Es kam auch vor, dass ich an Tatorten die Leichen ansehen musste. Wie etwa bei einem Fall, wo ein Amtmann aus Eifersucht seine Ehefrau erschossen hatte!“ Gefasst folgte: „Da musste man schon abgehärtet sein. Das war herausfordernd!“
Angst, dass sich freigelassene Verbrecher, die er bestraft oder hinter Gitter gebracht hatte, an ihm rächen würden, hatte der Forchtensteiner nie. „Es gab natürlich Beschimpfungen und Drohungen, wie 'Warte, bis ich draußen bin'. Aber das war es dann auch schon!“

- Mit 31. Dezember gibt Karl Mitterhöfer seine Zutrittskarten und Schlüssel im LG Eisenstadt ab. In seine Amtszeit fiel auch der Um- und Zubau des Justizzentrums.
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Präsident seit 2010
Seit 2010 lenkte der inzwischen zum Hofrat ernannte Karl Mitterhöfer die Geschicke aller Gerichte des Burgenlandes und leitete als Präsident das Landesgericht Eisenstadt. Trotz der honorigen Funktion hat er den Kontakt mit Schulklassen genossen und im Rahmen von Vorträgen das Richterwesen erklärt. Bis zuletzt fungierte er in großen Prozessen auch als beisitzender, zweiter Berufsrichter.
Der Nachfolger, mit großer Wahrscheinlichkeit der bisherige Stellvertreter Bernhard Kolonovits, ist auch Wunschkandidat des scheidenden obersten Richters. „Es warten große Herausforderungen auf ihn. Wie bereits ab Jänner der Prozess um die Commerzialbank Mattersburg!“
„Leichter werden die Zeiten nicht!“
Am 31. Dezember wird Karl Mitterhöfer zum letzten Mal als Präsident das Landesgericht betreten und dann seine Zutrittskarten und Schlüssel abgeben. Um in der Pension seinen Hobbys nachgehen zu können, zu denen unter anderem Reisen und Wandern zählen. Bilanzierend meinte er: „Früher waren die Angeklagten dem Gericht gegenüber respektvoller. Jetzt treten sie anders auf!“ Beim Blick in die Zukunft sagte er: „Leichter werden die Zeiten nicht!“
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