Auf Schusters Rappen durch Wien
Zu Zeit findet in Wien die bedeutendste internationale Fußgängerkonfernz WALK 21 statt. Beleuchtet werden die Mobilität der Zukunft ebenso, wie die Fußgängerfreundlichkeit der Stadt. Das Jahr der Fußgänger 2015 - erklärt durch die Mobilitätsargentur Wien rückt durch zahlreiche Veranstaltungen den Gesundheitsaspekt des zu Fußgehens in den Vordergrund.
Doch leider bleiben viele Initiativen im Ideenstadium stecken, da die zuständigen Bezirksgremien lieber andere Prioritäten setzen wollen.
So wurde etwa vor einem Jahr in der Ziegelhofstraße ein Lebensmittelmarkt neu errichtet. Als Fußgängerzugang wurde eine schmale Traufe aus wackeligen Betonsteinen errichtet. Einem Gehsteig im Sinne der Bauordnung dürfte diese Lösung wohl nicht entsprechen.
Dieser Pfad führt über einen Kiesweg, der für Kinderwagen, Gehbedinderte oder Rollstuhlfahrer kaum passierbar ist, zur nächsten Einkaufsmöglichkeit.
Der weitere Gehsteig zur Kolletschkagasse, die kürzeste Verbindung zur Straßenbahnhaltestelle der Linie 26, bietet den Füßgängern gerade einmal 30cm Asphalt, geht dann in eine ebenso breite Schotterpiste über und endet an der Straßenecke in einer riesigen Pfütze. Aber die Gehsteigkante ist an dieser Stelle abgesenkt.
Ein ähnliches Szenario bietet sich nahe der U2 Station Hausfeldstraße. Der Verbindungsweg zwischen der U-Bahn und dem Bahnfeldweg ist ca. 50cm breit, allerdings vom Wildwuchs aus den Gärten so stark eingeschränkt, dass ein Passieren insbesondere bei feuchter Witterung nicht mehr möglich ist, ohne vollkommen durchnässt zu werden oder im Morast zu versinken.
Eine weitere Engstelle wird alljährlich beim Umsteigeknoten in Floridsdorf von einer Fastfood-Kette errichtet. Die Passagiere der Linie 26 können am Franz Jonas Platz kaum aus der Bim aussteigen, da der Schanigarten den Weg so stark einschränkt, dass sich die Wartenden und Aussteigenden täglich zur Verkehrsspitze in die Quere kommen.
Diese Liste könnte man, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt flaniert, noch lange fortsetzen. Doch leider sehen die Bezirksplanungen oft ganz anderen Notwendigkeiten. So erklärt BV Nevrivy in der Krone die Errichtung der Stadtstraße und Lobautunnel zur Koalitionsbedingung für die nächste Stadtregierung. Er unterstützt sogar die Idee einer Abstimmung über den Bau des Tunnels, aber nur für DonaustädterInnen. Ob die Fragestellung:
Soll die Dichtwanne des OMV-Tanklagers Lobau für den Autobahnbau durchbohrt werden? oder
Soll die Lobauautobahn durch die Trinkwasserreserve der Stadt Wien führen? oder
Sollen weitere Autobahnen mehr Transit, Feinstaub und Lärm in die Donaustadt bringen?
lauten wird, bleibt abzuwarten.
Auf jeden Fall bleiben die Fußgänger auf der Strecke!
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.