Gernot Fraydl: Der moderne Tormann der 1960er (mit Videos)

- In den USA machte sich "Gerry" Freidl als Elfmeterkiller einen Namen: Einst hielt er 16 in Folge, sogar zwei in einem Spiel.
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Er prägte den Fußball bereits vor 50 Jahren und schaffte den Sprung ins österreichische Nationalteam: Die Auszeichung zum Deutschlandsberger Jahrhundertsportler hat Gernot Fraydl sicher verdient. Die WOCHE traf die Legende vorm Match seiner ehemaligen Vereine DSC und GAK zum Gespräch im Koralmstadion.
80 Jahre ist der Gernot Fraydl mittlerweile schon, der in den 60ern Teil eines ganz besonderen österreichischen Nationalteams war. Ins Deutschlandsberger Koralmstadion kommt er nur noch ab und zu – wenn er aber dort ist, muss er viele Hände schütteln. Man kennt den ehemaligen Nationalteamtorhüter, obwohl seine Karriere schon seit über 40 Jahren vorbei ist. „Ich bin eigentlich überrascht“, erzählt Fraydl selbst. „Das kommt immer wieder vor, wenn ich wo bin. Oft sind es auch junge Leute.“
Das sagt Gernot Fraydl über seine Auszeichnung zu Deutschlandsbergs Jahrhundertsportler:
Moderner Tormann in den 60ern
Es dürfte also nicht verwundern, dass der 27-fache Nationalspieler (von 1961 bis 1970) von Fans zum Jahrhundertsportler der Stadt Deutschlandsberg gewählt wurde. „Ich hab nicht damit gerechnet, wenn ich ehrlich bin“, meint Fraydl selbst ganz bescheiden. „Es standen auch viele jüngere Sportler zur Auswahl und die Jungen waren ja noch gar nicht auf der Welt, als ich gespielt hab.“ Wer den Gernot Fraydl aber spielen gesehen hat, egal ob auf der Deutschlandsberger Jahnwiese in der Landesliga oder im Wiener Prater, der hat bereits damals einen Tormann erlebt, wie man ihn heute überall kennt. „Das moderne Tormannspiel wäre ein Vorteil für mich gewesen, weil ich immer weit heraußen gespielt hab“, erinnert sich Fraydl. Am liebsten waren ihm Spiele gegen die Engländer. „Da hab ich immer gewusst, dass die Flanken kommen und bin dann schon bis zum Elfer rausgelaufen.“ Mit ein Grund, warum Österreich damals gleich zwei Siege gegen das Mutterland des Fußballs gelangen: bei Fraydls Teamdebüt vor 95.000 Zusehern im Praterstadion und vier später als erst dritte kontinentaleuropäische Mannschaft, die im Wembley gewinnen konnte.
Gernot Fraydl über sein Tormannspiel und heutige Goalies:
Der "Gscherte" im Nationalteam
Schon als 15-Jähriger stand Fraydl im Tor der DSC-Kampfmannschaft. Als GAK-Goalie debütierte er nur sechs Jahre danach im Nationalteam. Zu einer Zeit, in der es noch nicht alltäglich war, dass Teamspieler nicht von Wiener Vereinen kamen. Der Deutschlandsberger war erst der achte Steirer, der es ins ÖFB-Team schaffte. Den Ruf des „Gscherten“ legte er mit seinen Glanzleistungen aber bald ab. Dank der Siegesserie in den 60ern unter Karl Decker galt Österreichs Nationalteam kurzzeitig als beste Mannschaft Europas, man sprach vom „zweiten Wunderteam“. Nur zur WM nach Chile kamen Fraydl, Hanappi, Stotz und Co. nicht: Dem ÖFB war die Reise zu teuer. Verstanden haben es die Spieler nicht, Fraydl dachte aber nie nach, was hätte sein können. „Ich kann nicht sagen, wie weit wir gekommen wären“, meint der Deutschlandsberger, ganz bescheiden eben.
Die Stationen von Gernot Fraydl
Als Spieler:
DSC, GAK, Austrian Wien (Meister sowie Cupsieger 1962 und 1963), Wacker Innsbruck, SW Bregenz (Aufstieg in die Nationalliga), Philadelphia Spartans, St. Louis Stars, Hertha BSC, 1860 München, Vienna, DSC (Meister in der Landesliga)
Als Trainer:
DSC, Sturm Graz, DSC, GAK, Wolfsberger AC
Moorbad statt Fußball
Bei seinen Stationen in Österreich und im Ausland hat er sich immer als Deutschlandsberger gefühlt. „Ich bin damals immer hier her auf Urlaub gekommen“, erinnert sich Fraydl. Nur in den USA kam er damit nicht weit: Wenn sie ihn nach seiner Herkunft fragten, musste „Austria“ herhalten. „Das haben sie wirklich oft mit ‚Australia‘ verwechselt“, lacht Fraydl. 1974 kehrte er noch einmal ins DSC-Tor zurück und wurde Meister in der Landesliga. Eine vielversprechende Trainerlaufbahn (mit Sturm erreichte er das UEFA-Cup-Viertelfinale und schied erst in der Verlängerung gegen Brian Cloughs Nottingham Forest aus) war ihm nach ein paar Jahren „zu aufreibend“, stattdessen baute er das Schwanberger Moorbad zum Kurzentrum aus.
Darum wollte Gernot Fraydl nicht länger als Trainer arbeiten:
Legende beim DSC und GAK
Am Freitag möchte Gernot Fraydl mal wieder ins Koralmstadion gehen: Das Spiel zwischen dem DSC und dem GAK kann er sich schwer entgehen lassen, immerhin gilt er bei beiden Vereinen als Legende. Ihm selbst blieb 1974 der Aufstieg in die Regionalliga verwehrt, der Goalie freut sich aber über die jüngsten DSC-Erfolge. „Jerko Grubisic hat mit der Mischung aus regionalen Spielern und Legionären sehr viel geschafft“, lobt Fraydl die Arbeit des Vereins. „Ich finde auch den Weg der Funktionäre gut, die nicht zu viel Geld ausgeben, um kurz Erfolg zu haben.“ Natürlich hofft er, den GAK irgendwann wieder in der Bundesliga zu sehen. Für das Spiel gegen „sein“ Deutschlandsberg bleibt er aber diplomatisch: „Ich tipp’ auf ein Unentschieden“, lacht die Fußballlegende.
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