Gender Pay Gap in Österreich
Warum Männer mehr verdienen als Frauen

Der internationale Weltfrauentag steht vor der Tür und damit lebt auch die Diskussion über die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen auf. Das WIFO analysierte die Daten von 2011 bis 2023. | Foto: stock.adobe.com/at/Andrey Popov
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  • Der internationale Weltfrauentag steht vor der Tür und damit lebt auch die Diskussion über die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen auf. Das WIFO analysierte die Daten von 2011 bis 2023.
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Auch in der neuen Regierung ist der Gender Pay Gap ein wichtiges Thema, wie  Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner am Donnerstag in einer Pressekonferenz betonte. Besonders rund um den Internationalen Weltfrauentag nehmen die Diskussionen rund um die Lohnunterschiede an Fahrt auf, weshalb sich auch das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) mit den aktuellen Daten dazu befasst. Sie lassen darauf schließen, dass die Gehaltsunterschiede nur teilweise erklärt werden können.

ÖSTERREICH. Die Frage, wie hoch der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen wirklich ist, lässt sich unterschiedlich beantworten. Es gibt zwei Varianten, wie der Gender Pay Gap betrachtet werden kann. In seiner unbereinigten Form vergleicht man dabei den durchschnittlichen Bruttoverdienst von Männern und Frauen.

Hier kommt das WIFO im Privatsektor im Jahr 2023 auf 15,3 Prozent. Bezieht man in diese Rechnung aber noch lohnrelevante Unterschiede in den Merkmalen mit ein, so ergibt sich der bereinigte Gender Pay Gap. Solche Faktoren wären beispielsweise die Branche, der Beruf und das Stundenausmaß, aber auch das Alter oder das Geburtsland. Dabei gibt das WIFO einen Wert von 6,2 Prozent an. Schließt man den öffentlichen Sektor noch mit in die Berechnungen ein, so ergeben sich laut WIFO ein unbereinigter Unterschied von 13,9 Prozent, während der bereinigte nur 6,2 Prozent beträgt. 

Erklärbare Gründe für den Gender Pay Gap 

Laut WIFO sind die Gründe für die unterschiedliche Bezahlung im Jahr 2023 zu 43,4 Prozent ungeklärt. Der Rest lässt sich aber anhand verschiedener Aspekte begründen. 21,6 Prozent lassen sich auf Berufserfahrung zurückführen. Diese Kategorie umfasste Indikatoren wie Betriebszugehörigkeit, Alter, Partnerschaft, Kinder, Teilzeit, Befristung und Geburtsland. Anhand der horizontalen Segregation, welche die Indikatoren Beruf, Industrie, Bundesland und Urbanisierung umfasste, ließen sich 20,7 Prozent der Lohnunterschiede erklären.

Zuletzt sind noch 21,7 Prozent auf vertikale Segregation (Betriebsgröße und Leitungsfunktion) zurückzuführen. Der Bereich Bildung lag bereits 2011 im negativen Bereich (-3,8 Prozent) und hat sich weiter in diese Richtung entwickelt (-7,5 Prozent).

Bildung als Lohntreiber

Nach der Interpretation der Zahlen kommt das WIFO zu dem Schluss, dass Frauen im Durchschnitt eine höhere Bildung als Männer haben, aber trotzdem weniger verdienen. Hätten Frauen nur eine Bildung auf dem Niveau der Männer, wären die Unterschiede bei der Bezahlung noch gravierender. Laut dem WIFO waren die Bildung neben der horizontalen Segregation die zwei Komponenten, die sich am meisten verändert haben.  

Lohnunterschiede bereits bei Berufseinstieg

Die WIFO-Analyse zeigt, dass die "geschlechtsspezifische Ausbildungswahl" den Gender Pay Gap nach wie vor beeinflusst. So haben weibliche Lehrlinge vor allem Berufe im Einzelhandel (17,3 Prozent), als Bürokauffrau (9,9 Prozent) oder Friseurin (5,8 Prozent) gewählt, während junge Männer vor allem Ausbildungen im Bereich Elektrotechnik (13 Prozent), Metalltechnik (12,2 Prozent) und KFZ-Technik (10,4 Prozent) ergriffen haben. Grundsätzlich sind Frauen in besser bezahlten Branchen (wie etwa im MINT-Bereich) oft unterrepräsentiert.

Bildungsprogramme, die Mädchen und Frauen dazu ermutigen, auch einen Beruf in diesem Bereich zu wählen, könnte laut WIFO den Lohnunterschied verringern. Auch geschlechtsneutrale Berufsberatungen fördert womöglich diese Entwicklung, ebenso hilfreich wären wahrscheinlich Projekte, die das lebenslange Lernen und Weiterbilden fördern, um beispielsweise einer Einkommenslücke nach einer Geburt entgegenzuwirken.

Rückgang der Einkommensunterschiede

Betrachtet man die unbereinigte Differenz seit 2011 bei allen Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern, so ist der Unterschied um 5,7 Prozentpunkte zurückgegangen. Nur auf den privaten Sektor bezogen war der Unterschied sogar noch größer (-6,7 Prozent). Der bereinigte Wert ging nur vom Jahr 2011 auf 2012 signifikant zurück und bleibt seitdem laut WIFO gleich. "In den elf Jahren bis 2023 hat sich demnach trotz politischer Maßnahmen am bereinigten Lohnunterschied kaum etwas geändert", so das WIFO. 

Arbeitslosigkeit der Österreicherinnen steigt

Auch im PwC Women in Work Index 2025 fällt Österreich um einen Platz: Es konnte nur noch Platz 27 von 33 erreicht werden. Als Gründe werden zum einen der Gender Pay Gap angegeben, aber auch die zunehmende Arbeitslosigkeit der Österreicherinnen fließt in das Ranking ein. Diese ist auf 4,9 Prozent gestiegen. Es wurde außerdem festgestellt, dass nur 66 Prozent der Frauen, aber 92 Prozent der Männer einer Vollzeitbeschäftigung nachgingen.

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