Tag der Arbeit
Trotz Rekord-Erwerbsquote – Armut in Österreich steigt

- Laut einer aktuellen Erhebung waren 2022 rund 331.000 Menschen in Österreich von Armut betroffen – gleichzeitig arbeiten so viele Menschen wie noch nie.
- hochgeladen von Adrian Langer
Laut einer aktuellen Erhebung waren 2022 rund 331.000 Menschen in Österreich von Armut betroffen – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Jahr davor. Gleichzeitig arbeiten so viele Menschen wie noch nie.
ÖSTERREICH. "Aktuell verzeichnen wir die höchste Erwerbsquote aller Zeiten. Es arbeiten im Verhältnis zur österreichischen Bevölkerung mehr Menschen als je zuvor", zeigte sich der Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) am 1. Mai erfreut. Die aktuelle Rekordbeschäftigung ist laut Kocher insbesondere auf die gestiegene Erwerbstätigkeit von Frauen zurückzuführen. Konkret liegen die aktuellen Erwerbsquoten bei den Männern bei 83,3 Prozent und bei den Frauen bei 71,6 Prozent. Insgesamt sind derzeit somit rund 77,5 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher erwerbstätig.
Trotz dieser Rekord-Erwerbstätigkeit sind gleichzeitig immer mehr Menschen von Armut betroffen, wie Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) indes aufzeigt. Gemäß der jährlichen Erhebung EU-SILC zu Einkommen und Lebensbedingungen traf das 2022 auf insgesamt 331.000 Menschen in Österreich zu – elf Prozent mehr als noch 2021.
Armut trotz Arbeit
Alleinerzieherinnen und -erzieher sowie Familien mit drei oder mehr Kindern seien laut Rauch besonders von Armut betroffen. Angesichts dessen fordert der Sozialminister weitere Investitionen in die Kinderbetreuung, damit die Betroffenen "attraktive Jobs auch annehmen können".
Es müsse sich aber grundsätzlich etwas ändern müssen, ist Rauch überzeugt. Denn nach wie vor gebe es Branchen, in denen Löhne gezahlt werden, mit denen arbeitende Menschen ihren Lebensunterhalt nicht decken könnten. "Da muss sich die Wirtschaft endlich bewegen", fordert der Sozialminister.
Rauch fordert Millionärssteuer
Einmal mehr plädiert Rauch zudem für eine Millionärssteuer für höhere Einkommen. Damit könnten im Gegenzug die Einkommen von jenen Menschen angehoben werden, "die viel für unsere Gesellschaft leisten, aber wenig verdienen", ist er überzeugt. Dazu gehören laut dem Sozialminister etwa Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege oder in der Kinderpädagogik, wo jeweils akuter Personalmangel herrscht.
Rekord an offenen Stellen
Derzeit sind beim AMS knapp 113.000 offene Stellen gemeldet. Somit sind 4,6 Prozent aller Stellen in Österreich unbesetzt – das ist der höchsten Anteil in ganz Europa. Laut Arbeitsminister Kocher bedeutet das, dass der Fachkräftebedarf in Österreich auch in den kommenden Jahren steigen wird.
Es sei folglich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, das inländische Arbeitskräftepotenzial durch den Ausbau der Kinderbetreuung sowie gesundes Arbeiten bis zum Pensionsantritt zu heben. "Gleichzeitig braucht es weiter internationale Schlüsselkräfte, um den steigenden Personalbedarf zu decken", so Kocher via Aussendung.
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