Polen
Das ist Österreichs zweiter Gegner in der EM-Gruppenphase

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Am 21. Juni trifft die ÖFB-Elf im Berliner Olympiastadion auf die polnische Nationalmannschaft. Obwohl sich die Polen erst im "Nachsitzen" über die Play-offs für die EM-Endrunde qualifizieren konnten und den EURO-Auftakt gegen die Niederlande mit 1:2 verloren haben, sind Superstar Robert Lewandowski und seine Teamkollegen entschlossen, im Kampf um den Einzug in die K.o.-Runde mitzureden.  

ÖSTERREICH/POLEN/DEUTSCHLAND. Wenn man an die großen Fußballnationen der Welt denkt, kommen einem zunächst Länder wie Brasilien, Deutschland oder Italien in den Sinn. Trotz mehrerer Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften zählen wohl nur die wenigsten Polen zu diesem elitären Kreis. Mit einem Sieg bei den Olympischen Spielen und zwei dritten Plätze bei Weltmeisterschaftsendrunden hat Polen jedoch in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass die "Weiß-Roten" immer für Überraschungen bei großen Turnieren gut sind. 

Rückblick: Polen bei großen Turnieren

Der polnische Fußballverband sowie dessen Nationalmannschaft wurden im Jahr 1919 gegründet, wobei das erste Länderspiel aufgrund des Polnisch-Sowjetischen Kriegs erst zwei Jahre später ausgetragen werden konnte. Gegen Ungarn setzte es in Budapest damals eine 0:1-Niederlage. Im Jahr 1924 nahm Polen erstmals an einem internationalen Turnier teil – bei den Olympischen Spielen in Paris trafen die Weiß-Roten in der Vorrunde erneut auf Ungarn, das den Polen keine Chance ließ und mit 5:0 siegte. Aufgrund des Turniermodus war die Teilnahme der polnischen Nationalmannschaft nach dieser Niederlage bereits wieder vorbei. Bei den Olympischen Spielen 1936 reichte es für die Weiß-Roten immerhin zu einem vierten Platz. Pikanterweise verlor Polen im Halbfinale ausgerechnet im Berliner Olympiastadion gegen Österreich. Zwei Jahre später nahmen die Weiß-Roten erstmals bei einer WM-Endrunde teil und trafen in der ersten Runde in der ostfranzösischen Stadt Straßburg auf Brasilien. In einem torreichen Spiel setzten sich die Südamerikaner schließlich mit 6:5 in der Verlängerung durch, womit Polen nach dem ersten Spieltag wieder aus Frankreich abreisen musste.

Nach dem WM-Aus folgten für die Weiß-Roten noch neun Länderspiele, ehe der Fußball in Polen jahrelang stillstand: Nachdem die Nationalsozialisten in ihrem Nachbarland einmarschiert waren, wurde der polnische Verband aufgelöst und das Fußballspielen verboten. Mehrere frühere polnische Nationalspieler starben durch die Hände der Nationalsozialisten und Sowjets. Das erste Länderspiel der Polen nach dem Zweiten Weltkrieg fand am 11. Juni 1947 in Oslo statt, wo sich die Weiß-Roten Norwegen mit 1:3 geschlagen geben mussten. In den 50er- und 60er-Jahren gelang es dem polnischen Nationalteam, sich zweimal für Olympische Spiele zu qualifizieren, eine Teilnahme an den Weltmeisterschaften und der ersten offiziellen Europameisterschaft im Jahr 1968 blieb Polen hingegen verwehrt. 

Die erfolgreichste Zeit des polnischen Nationalteams folgte schließlich in den 1970er- und 80er-Jahren. So konnten sich die Weiß-Roten bei den Olympischen Spielen 1972 in München sensationell zum Fußballolympiasieger küren, bei der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland erreichte das Team den dritten Platz. Auch bei den folgenden Olympischen Spielen in Kanada setzte Polen seinen Erfolgslauf fort und sicherte sich die Silbermedaille. Obwohl die Weltmeisterschaft 1978 für die Weiß-Roten weniger erfolgreich verlief, wiederholten sie vier Jahre später das Kunststück von 1974 und erreichten auch bei der Weltmeisterschaft in Spanien den dritten Platz. Während Polen zu dieser Zeit bei den Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften beeindruckende Erfolge erzielen konnte, blieb dem Land in all den Jahren jedoch eine Teilnahme bei Europameisterschaften verwehrt.

Nachdem die 90er-Jahre nur wenig erfolgreich für die Weiß-Roten verlaufen waren, konnte sich Polen im neuen Jahrtausend schließlich wieder für eine WM-Endrunde qualifizieren. In Südkorea schied das polnische Nationalteam aber 2002 als Gruppenletzter frühzeitig aus, und auch vier Jahre später war für Polen in der Gruppenphase bereits Endstation. Im Jahr 2008 konnten sich die Weiß-Roten erstmals in der Geschichte für eine Europameisterschaft qualifizieren. In der Gruppenphase konnte Polen jedoch nur beim 1:1-Unentschieden gegen die ÖFB-Elf punkten, womit die Weiß-Roten abermals frühzeitig aus einem Turnier ausschieden. Auch bei der Endrunde 2012, die Polen gemeinsam mit dem Nachbarland Ukraine austrug, reichte es trotz der großen Euphorie im Land nicht für einen Einzug in die K.o.-Runde. Deutlich erfolgreicher verlief hingegen die EM-Endrunde 2016, wo Polen nicht nur die Gruppenphase überstand, sondern im Achtelfinale auch die Schweiz bezwingen konnte. Erst im Viertelfinale schieden die Weiß-Roten gegen den späteren Europameister Portugal im Elfmeterschießen aus. Nachdem Polen bei der WM 2018 und der EURO 2020 abermals in der Gruppenphase gescheitert war, konnte das Nationalteam bei der WM 2022 in Katar wieder ins Achtelfinale aufsteigen. Dort mussten sich die Weiß-Roten allerdings dem späteren Vize-Weltmeister Frankreich geschlagen geben.  

Polen konnte sich im EM-Play-off-Finale im Elfmeterschießen gegen Wales durchsetzen.  | Foto: GEOFF CADDICK / AFP / picturedesk.com
  • Polen konnte sich im EM-Play-off-Finale im Elfmeterschießen gegen Wales durchsetzen.
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Der Trainer

Bis vor wenigen Monaten wurde die polnische Nationalmannschaft noch von Fernando Santos trainiert, der 2016 mit Portugal die Europameisterschaft in Frankreich gewinnen konnte. Er übernahm den Posten im Jänner 2023, doch anstelle des erhofften Erfolgs folgten für die Weiß-Roten miserable Monate. In den sechs Spielen unter der Führung des Portugiesen konnten die Polen nur drei Spiele gewinnen. Nachdem man gegen Albanien, Moldawien und Tschechien verloren hatte, befand sich die Qualifikation für die EM-Endrunde in Deutschland in akuter Gefahr. Der Verband zog die Reißleine und setzte im September 2023 mit Michał Probierz den bisherigen U-21-Trainer als Coach. 

Als aktiver Spieler war Probierz ausschließlich in Polen und Deutschland aktiv: So spielte er für Ruch Chorzów, Bayer Uerdingen, SG Wattenscheid 09, Górnik Zabrze, Pogoń Szczecin und Widzew Łódź. Anschließend startete er seine Trainerkarriere mit kurzen Engagements bei Widzew Łódź und Polonia Bytom, ehe er im Juli 2008 bei Jagiellonia Białystok im Nordosten des Landes anheuerte. Unter seiner Führung konnte der Verein mit Siegen im polnischen Pokal (2009/10) und Superpokal (2010) nicht nur seine ersten großen Titel feiern, sondern sich auch einen Platz in der Qualifikation für die UEFA Europa League sichern. Dort scheiterte das Team allerdings am griechischen Vertreter Aris Thessaloniki. Nachdem Probierz den Verein im Juni 2011 verlassen hatte, folgten für ihn wenig erfolgreiche Engagements bei ŁKS Łódź, Aris Thessaloniki, Wisła Kraków, GKS Bełchatów und Lechia Gdańsk.

Anschließend kehrte er zu Jagiellonia Białystok zurück, wo er sich in seiner ersten vollen Saison den dritten Ligaplatz sichern konnte. Nachdem das Team in der Folgesaison gegen den Abstieg gespielt hatte, beendete Jagiellonia die Spielzeit 2016/17 sensationell als Vizemeister. Überraschend verließ Probierz danach jedoch den Verein und übernahm die Trainerrolle sowie später auch die Vizepräsidentschaft bei KS Cracovia. Mit dem Verein aus Krakau konnte Probierz den Pokal und Superpokal gewinnen sowie zweimal die Qualifikation zur UEFA Europa League erreichen. Nachdem der Pole 2021 seine Tätigkeit bei Cracovia beendet hatte, wurde er bei Bruk-Bet Termalica Nieciecza unter Vertrag genommen. Aufgrund von Uneinigkeiten verließ er den Verein aber bereits zwei Tage später wieder. Im Juli 2022 übernahm er schließlich den Trainerjob bei der U-21-Nationalmannschaft, eher er zum Cheftrainer befördert wurde und mit den Weiß-Roten noch die Teilnahme an der EM-Endrunde sichern konnte. 

Kann das Nationalteam Polen schlagen?

Der EM-Kader 2024

Torhüter:
Wojciech SZCZESNY (Juventus Turin/ITA), Marcin BULKA (OGC Nizza/FRA), Lukasz SKORUPSKI (FC Bologna/ITA)

Abwehr: 
Jan BEDNAREK (FC Southampton/ENG), Pawel DAWIDOWICZ (Hellas Verona/ITA), Sebastian WALUKIEWICZ (FC Empoli/ITA), Bartosz SALAMON (Lech Posen/POL), Jakub KIWIOR (FC Arsenal/ENG), Tymoteusz PUCHACZ (1. FC Kaiserslautern/GER), Bartosz BERESZYNSKI (FC Empoli/ITA)

Mittelfeld: 
Bartosz SLISZ (Atlanta United/USA), Damian SZYMANSKI (AEK Athen/GRE), Jakub PIOTROWKSI (Ludogorets Razgrad/RUS), Taras ROMANCZUK (Jagiellonia Bialystok/POL), Piotr ZIELINSKI (SSC Napoli/ITA), Jakub MODER (Brighton Hove & Albion/ENG), Kacper URBANSKI (FC Bologna/ITA), Przemyslaw FRANKOWSKI (RC Lens/FRA), Nicola ZALEWSKI (AS Roma/ITA), Sebastian SZYMANSKI (Fenerbahçe Istanbul/TUR), Michal SKORAS (FC Brügge/BEL), Kamil GROSICKI (Pogoń Stettin/POL)

Angriff:
Robert LEWANDOWSKI (FCBarcelona/ESP), Adam BUKSA (Antalyaspor/TUR), Krzysztof PIATEK (Istanbul Başakşehir FK/TUR), Karol SWIDERSKI (Hellas Verona/ITA) 

Die Rekordnationalspieler

Die meisten Einsätze für das polnische Nationalteam hat Stürmerstar Robert Lewandowski mit 150 Einsätzen. Der Barcelona-Goalgetter hat sich dabei schon einen beachtlichen Vorsprung aufgebaut, schließlich befindet sich an zweiter Stelle des Rankings Jakub "Kuba" Blaszczykowski (109 Einsätze), der seine Karriere bereits beendet hat. Dahinter folgen Kamil Glik (103), Michal Zewlakow (102), Grzegorz Lato (100) und Grzegorz Krychowiak (100). 

Auch den Titel des Toptorschützen hat Lewandowski bereits seit längerem inne. Mit 82 Treffern für die Weiß-Roten liegt er ganze 34 Tore für den Zweitplatzierten Wlodzimierz Lubanski. Dahinter folgen Grzegorz Lato (45 Tore), Kazimierz Deyna (41) und Ernest Pohl (39). 

Polens Rekordnationalspieler und -torschütze: Robert Lewandowski | Foto: Shutterstock / Mikolaj Barbanell
  • Polens Rekordnationalspieler und -torschütze: Robert Lewandowski
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Höchste Siege und Niederlagen

Auch zum höchsten Sieg der polnischen Nationalmannschaft konnte Lewandowski etwas beitragen. So erzielte er beim 10:0-Erfolg über San Marino im Jahr 2009 einen Treffer und bereitete zwei weitere vor. Den zweithöchsten Sieg konnten die Polen bei einem Freundschaftsspiel 1963 verzeichnen, als die Norweger mit 9:0 abgeschossen wurden. Zwei 8:0-Siege konnte die polnische Nationalmannschaft bei der WM-Qualifikation gegen Aserbaidschan (2005) und in einem Freundschaftsspiel gegen die Türkei (1968) feiern.

Die höchsten Niederlagen der Weiß-Roten liegen bereits einige Jahrzehnte zurück. So musste Polen 1948 eine 0:8-Niederlage gegen Dänemark hinnehmen. 1936 siegte die jugoslawische Auswahl in einem Testspiel mit 9:3 über Polen, gegen Ungarn mussten sich die Rot-Weißen 1949 in einem Freundschaftsspiel mit 2:8 geschlagen geben.

Österreichs Statistik gegen Polen

Wenn Österreich in Berlin auf Polen trifft, spricht zumindest die Statistik für die Weiß-Roten. Insgesamt zehnmal standen sich die beiden Länder bereits am Rasen gegenüber, in fünf der zehn Duelle ging Polen als Sieger vom Platz. Österreich konnte sich nur drei Siege erkämpfen, zweimal wurden die Punkte geteilt.

Der letzte Sieg der ÖFB-Elf gegen Polen liegt schon eine Weile zurück: 1994 konnte sich Österreich auswärts in einem Testspiel mit 4:3 durchsetzen. Anschließen traf man nur noch in Pflichtspielen aufeinander. Die beiden Duelle der Qualifikation für die WM 2006 konnten die Polen mit 3:2 bzw. 3:1 für sich entscheiden. Bei der Heim-EM im Sommer 2008 traf die ÖFB-Elf am zweiten Spieltag im Ernst-Happel-Stadion auf die Weiß-Roten. Nachdem Roger Guerreiro die Gäste bereits in der 30. Minute in Führung geschossen hatte, sah es lange Zeit nach einem Sieg für die Gäste aus. Schlussendlich gelang der ÖFB-Elf aber noch dank eines verwandelten Strafstoßes von Ivica Vastić der Ausgleich. Erst im Rahmen der Qualifikation für die EURO 2020 trafen Österreich und Polen erneut aufeinander. Das Hinspiel konnten die Weiß-Roten im März 2019 mit einem 1:0 in Wien für sich entscheiden, im September folgte in Polen nur ein 0:0. 

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