Tierwohl und Klimaschutz
Der Konflikt bei langsam wachsenden Hühnern

- Masthühner wurden ursprünglich mit dem Ziel gezüchtet, schnell und ressourcenschonend Fleisch zu produzieren.
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Seit den 1950er-Jahren sind Masthühner vor allem auf schnelles Wachstum und hohe Fleischproduktion gezüchtet worden. Rassen, die zügig an Gewicht zulegen, sind vor allem aus ökonomischer Sicht äußerst effizient. Doch zunehmend wächst das Bewusstsein für das Tierwohl. In diesem Zusammenhang rücken langsam wachsende Hühnerrassen in den Fokus. Der Verein "Land schafft Leben" erklärt, dass mehr Tierschutz nicht gleichzeitig mit mehr Umweltschutz einhergeht.
ÖSTERREICH. Masthühner wurden ursprünglich mit dem Ziel gezüchtet, schnell und ressourcenschonend Fleisch zu produzieren. Die bekannteste Rasse in Österreich ist laut "Land schafft Leben" das "Ross 308". Diese Hühnerrasse zeichnet sich durch ihre schnelle Gewichtszunahme aus: Sie wächst täglich um etwa 60 bis 70 Gramm und erreicht nach nur rund einem Monat ihr Schlachtgewicht. Der geringe Futterbedarf und die kurze Lebensdauer machen diese Zuchtform sowohl für Landwirte als auch aus einer ressourcen- und klimatechnischer Sicht äußerst attraktiv. Das schnelle Wachstum kann sich allerdings negativ auf die Tiergesundheit auswirken und wird deshalb häufig kritisiert, wie der Verein angibt.
Trend zu langsam(er) wachsenden Rassen
In den letzten Jahren war in der Geflügelindustrie aber ein Wandel zu beobachten: Der Fokus verschiebt sich zunehmend von einer möglichst schnellen Fleischproduktion hin zu langsameren Wachstumsrassen, die das Tierwohl stärker berücksichtigen. Diese erreichen ihr Schlachtgewicht erst nach deutlich längerer Lebensdauer. Genaue Regelungen gibt es dazu nach "Land schafft Leben" noch nicht. In der biologischen Hühnerfleisch-Produktion in Österreich aber gibt es "langsam wachsende Rassen", die etwa nur 40 Gramm pro Tag zunehmen dürfen.

- Die bekannteste Rasse in Österreich ist laut "Land schafft Leben" das "Ross 308". Diese Hühnerrasse zeichnet sich durch ihre schnelle Gewichtszunahme aus: Sie wächst täglich um etwa 60 bis 70 Gramm und erreicht nach nur rund einem Monat ihr Schlachtgewicht.
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Der verstärkte Fokus auf das Tierwohl ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Hannes Royer, Gründer des Vereins Land schafft Leben, erklärt:
"Fleisch von langsamer wachsenden Rassen wird immer gefragter. Das zeigt, dass Menschen bereit sind, für mehr Tierwohl einen entsprechenden Preis zu bezahlen. Die österreichische Geflügelbranche hat sich in den letzten Jahren in Sachen Tierwohl kontinuierlich weiterentwickelt, beispielsweise durch strengere Haltungsbedingungen. Langsamer wachsende Rassen sind ein weiterer wichtiger Schritt. Was dem Tier guttut, ist aber nicht automatisch gut für das Klima. Diese Zielkonflikte müssen wir uns als Gesellschaft bewusst machen, denn sie werden uns in Zukunft sehr intensiv beschäftigen."
Zielkonflikte zwischen Tierwohl und Klimaschutz
Die länger lebenden und langsam wachsenden Hühnerrassen benötigen mehr Platz, mehr Futter und eine längere Aufzuchtzeit. Dadurch steigt laut Verein der Ressourcenverbrauch erheblich – ein Aspekt, der gerade im Hinblick auf den Klimaschutz problematisch ist. Die längere Lebensdauer und der höhere Futterbedarf führen zu einem höheren CO₂-Fußabdruck. So wird zwar das Tierwohl gefördert, jedoch auf Kosten von Klima und Ressourcen.
Die Konsumentinnen und Konsumenten haben hier die Wahl: Der Einkauf von Fleisch aus langsam wachsenden Rassen unterstützt in erster Linie die Verbesserung des Tierwohls. Dafür müssen sie einen höheren Preis und einen höheren ökologischen Fußabdruck in Kauf nehmen.
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