Corona-Spätfolgen sichtbar
Mädchen kommen früher in die Pubertät
Gesundheitliche Langzeitfolgen von COVID-19 tauchen nun bei jungen Mädchen auf. Experten weisen auf einen Anstieg von früh pubertierenden weiblichen Jugendlichen hin. Ein veränderter Lebensstil nach der Pandemie dürfte die Ursache für die vorzeitige Pubertät sein.
ÖSTERREICH. Die Pubertät macht sowohl den jungen Erwachsenen, als auch deren Eltern zu schaffen. Die Entwicklungsphase vom Kind zum Erwachsenen tritt nach neuesten Erkenntnissen bei Mädchen bereits um einiges früher als vor Corona ein. Italienische Spezialisten der Universität Genua berichten von einer starken Zunahme von Fällen extrem früher Pubertät, besonders bei Mädchen (Pubertas praexoc). Die Studie des Giannina-Gaslini-Instituts ist Anfang August 2023 im Journal of the Endocrine Society erschienen. Forscherinnen und Forscher untersuchten die Anzeichen vorzeitiger Pubertät vor und nach der COVID-19-Pandemie bei 133 Mädchen in Italien.
"Sie (die Studienautoren) identifizierten 72 Fälle zwischen Jänner 2016 und März 2020 (4,25 Jahre), also vor der Pandemie und 61 Fälle zwischen März 2020 und Juni 2021 (1,25 Jahre). Das macht vier mehr Fälle pro Monat aus."
Mohamad Maghnie, Chef der Universitätskinderklinik an der Universität von Genua, erklärt dieses Phänomen mit gesundheitlichen Konsequenzen, die der Corona-Pandemie zu Grunde liegen würden. Faktoren, wie eine schlechte Ernährung, mangelnde Bewegung, zu viel Zeit vor dem Bildschirm und ein gestörter Schlaf würden laut den Experten zur frühen Entwicklung der Mädchen beitragen.
Beschleunigte Gewichtszunahme
Die betroffenen Mädchen zeichneten sich durch einen beschleunigten Anstieg des Körpergewichtes und einer frühen Entwicklung der Brust aus. Die Medizin spricht von dem Phänomen der "Pubertas praecox", wenn bereits vor dem achten Lebensjahr eine Brustknospe mit Drüsengewebe entsteht. Verstärkter früher Brustwachstum bei Mädchen sowie verschiedene Hormonparameter sprechen für eine Pubertas praecox, sprich einer frühzeitig eintretenden Pubertät.
Lange Bildschirmzeit und wenig Sport
Forscherinnen und Forscher fanden heraus, dass Mädchen, bei denen während der COVID-19-Pandemie eine vorzeitige Pubertät diagnostiziert wurde, die körperliche Bewegung drastisch abgenommen hat. 88,5 Prozent hörten mit jeglicher sportlicher Aktivität auf und verbrachten im Durchschnitt zwei Stunden pro Tag vor dem Bildschirm ihrer elektronischen Geräte.
Rolle von Stress
Die Spätfolgen der Pandemie kommen erst langsam zum Vorschein. Erkenntnisse zeigen, dass auch die psychische Belastung ein ausschlaggebender Punkt für die Entwicklungen der Mädchen sei. "Die Rolle von Stress, sozialer Isolation, vermehrte Konflikte mit den Eltern, die wirtschaftliche Situation und der vermehrte Gebrauch von Desinfektionsmitteln für die Hände- und Oberflächenhygiene sind weitere mögliche Hypothesen für den früheren Wechsel in die Pubertät", zitiert Maghnie. Auch die Folgen einer biologischen Anpassung seien nicht auszuschließen.
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