Bruck an der Mur
Corona hebelte das Taxi-Geschäft aus

Johann Steiner beendet mit 1. April das Taxi-Geschäft.
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Mit 1. April bietet das Taxiunternehmen Johann Steiner in Bruck keine Taxifahrten mehr an. Das Angebot wird reduziert, die Gründe sind vielfältig.

BRUCK AN DER MUR. Seit 37 Jahren fährt Johann Steiner bereits Taxi, seit 33 Jahren ist er selbständig. Aber jetzt zieht er die Reißleine. Gründe dafür gibts mehrere, es liegt aber hauptsächlich an Corona. "Die Corona-Pandemie hat vieles verändert. Man kriegt keine Fahrer mehr, weil sich die Grundeinstellung der Menschen gravierend geändert hat", so Steiner. Bei vielen habe die Pandemie einen Umdenkprozess eingeleitet, Freizeit und Erholung haben an Bedeutung gewonnen, die Bereitschaft sich beruflich zu verausgaben ist nicht mehr in dem Maß vorhanden wie früher, ist er überzeugt. "Dazu kommt, dass durch die Corona-Pandemie das Taxigeschäft insgesamt weniger wurde, auf unsere Branche hat man bei den Zuschüssen ein bisserl vergessen. Wir haben zwar einmal einen Fixkostenzuschuss bekommen, aber nicht mehr. Auch das ansonsten recht gut gehende Weihnachtsgeschäft ist durch Corona komplett weggebrochen. Taxifahren wird aus wirtschaftlicher Sicht immer schwieriger", erklärt Steiner. Und dann hat ihm auch noch die Psyche zugesetzt. "Ich denke, ich war kurz vorm Burnout, das haben mir auch andere bestätigt. Das alles hat mich zu diesem Schritt bewogen, ab 1. April kürzer zu treten", so Steiner. Kurz zusammengefasst: "Corona ist letztendlich der Auslöser. Wäre die Pandemie nicht gewesen, hätte ich mich sicher nicht so entschieden."

Angebot wird reduziert

Mit 1. April reduziert er also das Angebot ins einem Unternehmen, streicht die normalen Taxifahrten und bietet nur noch Behinderten-, Schüler- und Firmentransporte, Fahrten zu Chemo- und Strahlentherapien sowie im Voraus bestellte Shuttle-Dienste an. Die Fahrzeuge werden von bisher neun auf vier, und die Mitarbeiter von bislang zwölf auf vier bis fünf reduziert. "Als ich angefangen habe, das war im Jahr 1985, hatte ich zwölf Fahrer", schüttelt er den Kopf.
Erschwerend kommen derzeit auch noch die erhöhten Spritpreise dazu, welche aufgrund des Fixtarifes aber nicht an die Kunden weitergegeben werden dürfen.

Nutzt du das Angebot zum Taxifahren?

Wandel im Taxiwesen

In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat im Taxiwesen ein grundsätzlicher Wandel eingesetzt. War früher das Taxifahren noch so eine Art "Luxus", den sich nicht jeder leisten konnte, hat sich das wesentlich geändert. "Als ich als Taxler begonnen habe, gab es im Raum Bruck-Kapfenberg sieben Taxiunternehmen. Dann haben sich die Preise verändert, Taxifahren wurde billiger; jetzt gibt es in diesem Bereich nur noch zwei größere und ein kleineres Taxiunternehmen", erzählt Steiner. Auch bei den Fahrer hat sich vieles geändert. "Den typischen Taxifahrer von früher gibts nicht mehr, die sind im Laufe der Zeit immer weniger geworden. Man muss eben schon ein recht guter Autofahrer sein, gut mit Leuten umgehen können und ehrlich sein. Und was man auch bedenken muss: man wird nicht reich damit. Trinkgeld gibts nicht mehr in dem Ausmaß wie früher, so ein bis zwei Euro sind der Durchschnitt", so Steiner.
Fahrer zu finden wird immer schwieriger. "Früher hatte ich einige Pensionisten und auch Studenten, die stundenweise Taxi gefahren sind. Durch Corona haben einige Ältere aufgehört, weil sie Angst haben sich anzustecken. Und den Jungen gehts scheinbar auch ohne zusätzliches Einkommen ganz gut", formuliert Steiner vorsichtig.

Johann Steiner | Foto: Kern

Interesse?

Um als Taxifahrer arbeiten zu können, muss die Taxilenkerprüfung bestanden werden. Die Zugangsbestimmungen zur TaxilenkerInnenprüfung sind: Führerschein B, einjährige Fahrpraxis, Vollendung des 20.Lebensjahres, Nachweis über "Erste Hilfe Kurs" (mindestens 6 Stunden), ärztliches Gutachten sowie Nachweis einer Taxilenkerausbildung.


Zahlen & Fakten

Laut Auskunft der WKO (Wirtschaftskammer) Bruck-Mürzzuschlag gibt es in unserem Bezirk (mit Stand Jänner 2021) 26 aktive Taxiunternehmen; acht haben den Betrieb derzeit ruhend gelegt. Zehn Jahre davor (mit Stand Jänner 2011) gab es Bezirk Bruck 13 aktive und drei ruhende Mitgliedschaften, im Bezirk Mürzzuschlag waren es elf aktive und ein ruhender.
Mit Stand Jänner 2001 waren es im Bezirk Bruck neun aktive und vier ruhende Mitgliedschaften, im Bezirk Mürzzuschlag sieben aktive und drei ruhende.

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