Gartln ums Eck dank Patenschaft
Wiener Baumscheiben im Praxischeck

- Eine Baumscheibe in Währing mit dem Gartl-Schild der Stadt.
- Foto: Zuzana Kobesova 2025
- hochgeladen von Zuzana Kobesova
Eine Prise Frühling liegt dieser Tage in der Luft. Einige putzen die Fenster erschrocken über den Schmutz, den die Sonnenstrahlen zum Vorschein brachten. Einige anderen bekommen Lust aufs Garteln. Die Baumscheiben der Stadt sind eine Möglichkeit, die ich mir im Praxischeck angeschaut habe.
Was ist eine "Baumscheibe"?
Um lustig einzusteigen: Nein, es ist keine Scheibe aus Holz, mit der die Wahl-Wiener:innen an Kirtagen irgendwelche witzigen Wettbewerbe veranstalten. Es sind diese Fleckchen Erde, die rund um jeden Straßenbaum in der Stadt frei bleiben (müssen). Solche Bäume säumen viele Straßen Wiens und Wiener:innen können Patenschaft für sie übernehmen. Eine Idee, die zum Garteln ohne eigentlichen Garten einlädt. Nun, wie funktioniert es und was bringt das?
Patenschaft für eine Baumscheibe
- Der Zweck
Die Idee ist, den Wiener:innen eine Möglichkeit zum Garteln zu geben und daraus auch selbst einen Nutzen zu ziehen. Wer keinen Schrebergarten od. Ä. hat, hat hier eine günstige Alternative und trägt zum lebenswerten Wien bei.
- Das Warum
Es liegt auf der Hand: mehr Grün und gesunde Bäume können besonders im Sommer zur Lebensqualität der Bewohner:innen beitragen. Hinzu kommt die Verwirklichung eines Hobbys, an der man womöglich täglich vorbeigeht.
Bevor man es sich aber rosig zusammenreimt, macht ein Praxischeck Sinn. Was also geht und was nicht? Wie sieht die Realität aus?
- Gartel-Does
Zunächst mal geht es um das Fleck Erde, das begartelt werden kann - nicht um den Baum selbst, der ja den Wiener Stadtgärten gehört. Daher sind am Baum keine Änderungen erlaubt. Die Wurzeln dürfen nicht verletzt werden, keine Befestigungen mit Nagel am Baum oder am Boden vorkommen. Gestalten kann man dafür die kleine Wiese rundum den Baum, dessen Erde man lockern und zu einem Blumenteppich verwandeln kann.
- No Go's
Die Liste von Erlaubt und Unerlaubt liest sich lang. Jedenfalls darf man sich die betreute Baumscheibe nicht wie Mini-Garten im Privatbesitz vorstellen, auf dem man Obst und Gemüse anbaut. Paprika, Ribisel & Co. sind nicht gestattet. Auch giftige und Kletterpflanzen sowie Vogelnist- und Futterhäuschen müssen fernbleiben. Die Baumscheibe sollte insektenfreundlich und am besten mit heimischen Wildblumen bepflanzt werden. Die Stadt Wien gibt freundlicherweise auch Tipps zu möglichen Pflanzen und ihren Standortsansprüchen. Jede Menge praktische Tipps sind dabei mit im Gepäck. Beispielsweise zu der Notdurft der Stadthunde und der sog. "Verpiss-dich-Blume", die die Baumscheibe Trümmerl-frei zu halten hilft.
Organisatorisches
- Welche Baumscheibe?
In Wiens Straßen bemerkt man auf den städtischen Bäumen ein kleines Metallstück mit einer Nummer drauf. Das ist quasi der Ausweis des Baumes, der im "Umweltgut"- Stadtplan der Stadt Wien unter "Baumkataster" eingetragen ist. Gemeinsam mit dieser Nummer erfährt man per Klick auf das Baumsymbol, was es für Baum ist: Sorte, Größe, Pflanzjahr. Grob kann man sich mit dieser Information schon den möglichen Aufwand vorstellen und sich für einen Baum entscheiden.
- Baumscheibe beantragen
Nun möchte man wahrscheinlich wissen, ob die betreffende Baumscheibe überhaupt frei ist. Dafür ist ein Antrag auf der Webseite der Wiener Gebietsbetreuung auszufüllen. Während man im Kataster anonym nach nächsten Baumscheiben schauen konnte, ist hier die persönliche Adresse (sowie weitere Daten) notwendig, um mögliche Baumscheiben vorgeschlagen zu bekommen bzw. zu wählen. Die farbliche Unterscheidung zeigt, ob der Baum frei ist.
- Städtische Ressourcen
Bei der Gestaltung weist die Stadt Wien auf die kostenlos nutzbare Ressourcen. Dazu gehört das Kompost, das man bei der MA48 kostenlos holen kann. Ebenso die öffentlichen Wasser- und Brunnenstellen, umgerüstete Hydranten. Hier kann man sich auch für eine reine Gießpatenschaft entscheiden. Im 21. und 22. Bezirk gibt es Gießtaschen gratis dazu. Auch vorhanden: Beschilderung zur Sichtbarkeit des Gartl-Projekts und Hinweis zu "Nimm ein Sackerl...".
Praxisbeispiele
Spaziert man durch die Straßen, trifft man hier und da an eine bereits bepatenschafte Baumscheibe. Auf dem Foto-Beispiel kann man sehen, dass dezente Umzäunungen doch auch toleriert werden. Ein Nistkästchen hängt außerdem an einer anderen Stelle mittlerweile über ein Jahr. Die Regeln dürften also nicht besonders streng ausgelegt werden. Trotzdem bleibt ein Restrisiko, dass beim nächsten Besuch der Stadtgärtner etwas weggefahren wird, was offiziell nicht erlaubt ist. Auch ich möchte das nicht riskieren. Dass eine Hutsche nicht anzubringen ist, scheint mir ziemlich klar. Aber ein Nistkasten oder Insektenhotel?
Fazit
Dass die natürlichen Ressourcen in Ballungszentren im Sommer besonders nützlich sein können, ist dank der Hitzeperioden letzter Jahre gut bekannt. Trotzdem sind die organisatorischen Anforderungen nicht gerade niederschwellig. Für einen Gartl-Greenhorn wird eine Baumscheibe vermutlich nicht das Einstiegsprojekt werden. Hier könnten Ausprobier-Events oder Gießgemeinschaften helfen. Das wäre eine Entlastung v.a. auch, wenn das Wasserchen stolzes Gewicht haben kann und man gerade kein Muskelprotz ist. Gut überlegen also, noch besser entscheiden und dann bestens zusammenhalten könnte eine Devise sein. Bis dahin nehme ich täglich eine Wasserflasche am Weg zu den Öffis mit, um zumindest symbolische Gießpatin zu sein.💧🌱💧
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