Keine Ausnahmen
Pfand-Abstellen für Obdachlose wird in Wien gestraft

- Vielen schon passiert: Eine Pfandflasche wurde irrtümlich zum Altglascontainer mitgenommen. Doch einfach daneben abstellen sollte man diese dann nicht. (Symbolbild)
- Foto: Pixabay/Manfred Richter
- hochgeladen von Peter Kleinrath
Seit Jahresanfang gibt es nicht nur Pfand auf Mehrweg-Glasflaschen, sondern auch auf Einweggebinde. Wer in gutem Glauben solche Flaschen neben Mülltonnen stellt, damit andere vom Leergut-Geld profitieren, sollte aufpassen. Es wird konsequent gegen solche Aktionen vorgegangen. Dies zeigt nicht nur ein Praxisbeispiel, sondern auch eine Erklärung der MA 48 gegenüber MeinBezirk. Von Pfandringen als Kompromiss hält man jedoch auch nichts.
WIEN. Ein altes Sprichwort besagt: "Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht!" Und wenn es um Pfandflaschen in Wien geht, dann kann das sogar das Börserl belasten, statt das Gewissen zu erleichtern. Das zeigt ein Praxisbeispiel aus Meidling, über welches ein Betroffener auf der Plattform Reddit berichtet.
"Heute habe ich Glas zum Müllcontainer gebracht. Habe dabei bemerkt, das (Sic!) ich eine Glaspfandflasche dabei hatte. Dachte mir zum Wegschmeißen zu schade, also stell ich sie daneben hin, falls ein Obdachloser oder wer es halt nötig hat als Pfand mitnehmen kann", berichtet der User. Doch er wurde dabei beobachtet, schildert er. WasteWatcher griffen ein, hätten ihn "komplett zusammengeschissen und gesagt, ich muß (Sic!) die Flasche entsorgen und was ich mir einbilden, sie daneben stehen zu lassen."

- Eine klassische Müllinsel mit Altglas-Containern in Wien. So soll es auch aussehen: Der Müll soll in die Behälter, nicht daneben hin. Das gilt auch für Pfandflaschen. (Archivbild)
- Foto: Barbara Schuster/MeinBezirk
- hochgeladen von Barbara Schuster
Das Ganze soll sich bei einer Müllinsel zugetragen haben. Der User zieht nach dem Erlebnis einen Vergleich mit dem Nachbarland Deutschland, wo es ja auch Pfand gibt: "Find es einfach frech, in Deutschland stellst die Flaschen zum Müll hin und es nimmt sie wer. In Wien bekommt 50,- Strafe, wenn du was gutes (Sic!) tun willst."
Doch wie sieht man bei der verantwortlichen MA 48 - Abfallwirtschaft dieses strenge Vorgehen? Positiv, wie eine MeinBezirk-Anfrage zeigt. Aber der Reihe nach.
Pfandringe "ein Problem"
Tatsächlich ist es in deutschen Städten gelebte oder zumindest geduldete Praxis, Pfandgebinde für Sammler abzustellen. Dies bemerkt man auch als aufmerksamer Tourist. In Sachen Leergut war man den Österreichern voraus. 2003 wurde bereits das Einwegpfand bei den deutschen Nachbarn eingeführt, hierzulande zahlt man erst seit Jahresbeginn einen Draufschlag an der Kasse. Mit der neuen Regelung sind klarerweise auch wesentlich mehr Pfandgebinde im Umlauf.
In einigen deutschen Metropolen wurden mit der Zeit auch sogenannte Pfandringe installiert. Dies sind Konstruktionen, in denen man die leeren Gebinde, getrennt und geordnet vom sonstigen Müll, in der Öffentlichkeit hinterlassen kann. Auf diese können dann Sammler zurückgreifen und sich so über ein paar Euro freuen. Mit der neuen Regelung in Österreich gibt es auch hierzulande Vorreiter in dem Bereich.

- Nicht nur in Deutschland gibt es sie, sondern auch bereits in Linz: die Pfandringe an Mülleimern.
- Foto: Stadt Linz
- hochgeladen von Felix Aschermayer
Linz hat bereits solche Pfandringe zum Jahreswechsel installiert. Innsbruck plant ein ähnliches Pilotprojekt für den Sommer. Die Ergebnisse dieser "Tests", wenn man sie so sehen möchte, sind noch gar nicht da, da erteilt die größte Stadt der Republik dem Ganzen bereits eine Absage. Laut Medienberichten würde die MA 48 – Abfallwirtschaft darin "nicht nur ein optisches, sondern auch ein hygienisches Problem" sehen. Gleichzeitig wären diese sozial nicht treffsicher, da sich jeder das Pfand nehmen könne.
"Konsequentes Einschreiten unabdingbar"
Also, (vorerst) keine Pfandringe für Wien. Doch ist man tatsächlich besser beraten, jede Pfandflasche in den Müll zu werfen, wenn man sie irrtümlicherweise mit zum Altglas oder Plastikmüll mitgenommen hat, statt sie zu "spenden"? Ja, heißt es in einer ziemlich klar ausgedrückten Antwort auf die MeinBezirk-Nachfrage bei der MA 48.
Selbst beim Abstellen einer einzigen Flasche oder Dose "handelt es sich – unabhängig ob Pfandgebinde oder nicht – um eine Verunreinigung im öffentlichen Raum nach dem Wiener Reinhaltegesetz. Das Gesetz sieht ein ausdrückliches Verbot von Verunreinigen im öffentlichen Raum vor, es ermöglicht auch eine öffentliche Aufsicht durch die WasteWatcher", erklärt man.
Dass die Müll-Aufseher kein Auge zudrücken, sei nicht nur nachvollziehbar, sondern gewünscht. "Sie sind befugt abzumahnen, Organstrafen zu verhängen und notfalls Anzeige zu erstatten. Ein Organmandat kostet 50 Euro, bei Anzeigen kann es bis 2.000 Euro teuer werden", betont man.
Und man stellt auch gleichzeitig klar: "Ein konsequentes Einschreiten ist aus mehreren Gründen unabdingbar. Wo würde es anfangen und wo enden, wenn das Ablagern von Pfandgebinden (Glasflaschen, PET-Flaschen, Dosen) geduldet werden würde?" Beispiele für Missbrauch gäbe es zur Genüge: "Mehrere Personen konsumieren Alkohol auf einer Parkbank und lassen die leeren Gebinde – mit der Begründung, diese seien für Obdachlose – auf der Bank bzw. dem Tisch liegen. Sollte das dann auch geduldet werden, bis die Glasflaschen umgestoßen werden und zerbrechen oder der Wind die PET-Flaschen und Dosen in der Umgebung verteilt?"
Gut gemeint, gut gemacht?
Aus Sicht der MA 48 ist also die Sauberkeit und Optik des öffentlichen Raums das oberste Gebot, Ideen für Pfandringe oder gut gemeinte Pfand-Rückstellungen müssen sich hinten anreihen. Ob es im Endeffekt dann sinnvoll ist, das Leergut – wie vor dem 1. Jänner 2025 – dann in den Müllcontainer zu werfen, ist eine andere Frage.

- Viele Wienerinnen und Wiener bringen das Pfand nicht zurück in den Supermarkt, wie eine erste Umfrage zeigen will.
- Foto: Johannes Reiterits/MeinBezirk
- hochgeladen von Johannes Reiterits
Das Einwegpfand wurde schließlich genau deshalb eingeführt, damit Getränkedosen und -flaschen in einem Ressourcenkreislauf bei den Getränkefüllern landen: "Die Pfandverordnung sieht für das erste Jahr eine Rücklaufquote von 80 Prozent vor, die bis 2027 auf 90 Prozent gesteigert wird – so erfüllt Österreich schon vor 2029 die EU-Vorgaben mit einem Sammelziel von 90 Prozent und unterstützt eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft", erklärt man zur Einführung bei der eigens geschaffenen EWP Recycling Pfand Österreich GmbH.
Und dass die Wiener Verbraucher ein ganz eigenes Verhältnis zum Thema Pfand haben, zeigt auch eine Erhebung eines Limonadenherstellers vom März des Jahres. Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern gestanden bis dahin knapp 30 Prozent der Teilnehmer aus der Hauptstadt in einer Umfrage, dieses Jahr weder Einwegflaschen und -dosen noch Mehrwegglas gesammelt und retourniert zu haben. Damit landen die Flaschen wohl im besten Fall einfach im Müll, wenn man sich an die Regeln des Reinhaltegesetzes hält.




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