Ruine in Mutters
Schandfleck oder erhaltenswertes Objekt?

Die Grünen sehen das Gebäude links als "erhaltenswertes Kulturobjekt" – Bgm. Peer forciert eine Renaturierung. | Foto: privat
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  • Die Grünen sehen das Gebäude links als "erhaltenswertes Kulturobjekt" – Bgm. Peer forciert eine Renaturierung.
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Die Diskussion um das Grundstück "Kirchplatz 1" in Mutters, auf dem sich das seit einem halben Jahrhundert leerstehende Gebäude befindet, flammt nach der Meinungsänderung eines Mandatars neu auf.

Wie berichtet wurde das Grundstück samt Abbruchgebäude ("Holerlies-Hof") mit einstimmigen Beschluss des Gemeinderates erworben. Die Betonung liegt hierbei auf "einstimmig" – GR Johannes Fritz von der Liste "Die Grünen Mutters" hat nämlich seine Meinung inzwischen geändert.  „Das primäre Motiv für den Ankauf aus der Sicht des Grünen war die Möglichkeit, ein Grundstück in einer außergewöhnlich attraktiven Lage am Rand des Ortskerns zu erwerben. Das Gebäude selbst war bei der Sitzung nur ein Randthema. Erst die Unterschutzstellung durch das Bundesdenkmalamt lenkte unsere Aufmerksamkeit auf die Bausubstanz und deren ideellen Wert.“

Kulturhistorisches Denkmal

Der Leiter des Tiroler Denkmalamtes, DI Walter Hauser, beschreibt den Holerlies-Hof als "ein besonderes kulturhistorisches Denkmal, das mit dem Kirchplatz und der Dorfstraße ein in der Bausubstanz einmaliges, absolut erhaltenswertes Gesamtensemble bildet".  Außerdem sieht er das Gebäude "als nicht schwierigen Sanierungsfall." 
GR Fritz: "Die Gemeindeleitung hat inzwischen mehrere Gutachten eingeholt, die den Holerlieshof als grob sanierungsbedürftig darstellen. Zudem schränkt laut Bausachverständigen die bestehende Raumstruktur die Nachnutzung ein. Allerdings sind diese Argumente der Gutachter weitgehend genereller Natur, sie gelten für praktisch jeder alte Bausubstanz. Aus einer derartigen wirtschaftlichen und funktionellen Perspektive wäre wohl bei jeder Altbausubstanz der Neubau einer Sanierung vorzuziehen.“
Die Gemeindeleitung habe schon mit dem maximal dimensionierten Funktionsbau, der in Kürze im Dorfzentrum durch die Neue Heimat errichtet wird, eine gegenläufige Initiative gesetzt, die das Ortsbild nachhaltig verändern und beeinträchtigen wird", so der Grüne Gemeinderat.

Um dieses Gebäude wird es wohl noch einige Diskussionen geben! | Foto: Hassl
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Gemeindezentrum

Die Grünen Mutters fordern daher von der Gemeindeleitung mehr Verantwortungsbewusstsein und Engagement für die Erhaltung des einzigartigen Mutterer Ortsbildes und sehen das Gebäude mit dem gegenüberliegenden Hof  "als Tor zum Dorf" und damit als essenziellen Bestandteil dieses Gesamtensembles.", so GR Johannes Fritz: "Wir schlagen die Schaffung eines Gemeindezentrums vor, in Synergie alter Baustruktur mit modernen architektonischen Elementen. Dafür soll eine Form der Sanierung oder ein Neubau innerhalb der Fassade in Betracht gezogen werden."

Reaktion des Bürgermeisters

Bgm. Hansjörg Peer zeigt sich verwundert: "Der Gemeinderat hat einstimmig den Ankauf um diesen Preis beschlossen, die baufällige Substanz sollte aus Sicherheitsgründen schnellstmöglich beseitigt, und eine Blühwiese mit Sträuchern und Bäumen hergestellt werden. Es braucht hier keine neue Infrastruktur und ich halte es für keinen Fehler, Grundflächen den nächsten Generationen vorzubehalten. Dies ist alles im Gemeinderatsprotokoll vom 16. Jänner 2020 festgehalten."

"Grüne gegen Renaturierung"

Für den Sinneswandel findet der Bürgermeister kein Verständnis: "Sichtlich gehört Johannes Fritz zu den wenigen Grünen, die sich gegen die Renaturierung aussprechen. Außerdem kam in mehr als 20 Jahren in denen die Grünen mit einem Mandatar im Gemeinderat vertreten sind, nie auch nur ein einziger Hinweis, dass man im Zusammenhang mit diesem Schandfleck aktiv werden sollte. Nachweislich bemühe ich mich seit 2004 darum. Vor dem Ankauf wurden alle aufliegenden Verzeichnisse geprüft, ob Denkmalschutz ein Thema sein könnte – das Gebäude schien nirgends auf." In jedem Fall ortet Peer hier eine Premiere: "Ich habe seit meinem Amtsantritt 2004 noch keinen Gemeinderat erlebt, der nicht zu seinen Entscheidungen steht. Anscheinend ist bei ihm aber nichts auszuschließen. Ein derartiges Verhalten spricht wohl für sich selbst!"

Lesen Sie dazu auch folgenden Bericht:

Riesenärger in Mutters über Denkmalamt – mit Umfrage

Die Niederschrift der Gemeinderatssitzung vom 16. Jänner 2020 (Punkt 3) finden Sie HIER

Weitere Berichte: www.meinbezirk.at/westliches-mittelgebirge

Die Grünen sehen das Gebäude links als "erhaltenswertes Kulturobjekt" – Bgm. Peer forciert eine Renaturierung. | Foto: privat
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