Ovilava: Weltstadt und Handelszentrum

- Foto: privat/Greisinger
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Die Stadt Wels hat eine reiche römische Vergangenheit. Ständig kommen weitere Puzzlestücke dazu.
WELS. In Wels wird gegraben. Derzeit am Schulsportplatz der VS2/NMS 1 in der Rainerstraße. Bereits im Sommer konnten Archäologen des Welser Stadtmuseums und Mitglieder des Vereins Römerweg Ovilava diverse römische Luxusgüter bergen. Darunter eine Bronzestatuette der obersten römischen Gottheit Jupiter, eine weitere in Form eines Ebers und das Fragment eines Militärdiploms. Zudem wurden die Fundamente zweier römischer Bauten freigelegt. "Von der Größe und Ausstattung her, sind die Funde außergewöhnlich. Bei dem ersten Gebäude dürfte es sich zuerst um eine Art Quellenheiligtum, später um eine Badeanlage gehandelt haben. Es war auf jeden Fall kein normales Wohnhaus", erklärt Stadtarchäologin und örtliche Grabungsleiterin Michaela Greisinger. Daneben dürfte sich ein besser gestelltes römisches Wohnhaus befunden haben. Gefundene militärische Fragmente deuten darauf hin, dass sich hier ein griechischer Legionär niedergelassen haben könnte. Vor wenigen Tagen gab es einen weiteren Sensationsfund: Die Archäologen fanden ein gut erhaltenes römisches Schwert, ein sogenanntes Spatha. Die Ausgrabung am Sportplatz ist nicht die einzige ihrer Art. In den letzten 10 Jahren haben die Archäologen im innerstädtischen Bereich 15.000 Quadratmeter umgegraben. Sie wurden etwa in der Eisenhowerstraße (römisches Haus mit Fußbodenheizung) oder in der Zellerstraße (Gräberfeld und Versorgungshof) fündig.
Beste Lage im römischen Reich
Die meisten Funde gehen auf das zweite und dritte Jahrhundert nach Christus zurück. Wels, oder besser gesagt Ovilava, war zu dieser Zeit eine florierende Handelsstadt mit perfekter Lage als Knotenpunkt für die wesentlichen Nord-Süd- und Ost-West-Handelsrouten der Römer. Die Stadtmauer (mit vier Kilometern die zweitlängste nördlich der Alpen) schloss ein Gebiet von rund einer Million Quadratmeter ein. Das römische Ovilava erstreckte sich von der Schubertstraße bis zum Zwinger und von der Bernhardingasse bis zur Adlerstraße. Die Stadt war dicht besiedelt. Bereits 10.000 Menschen dürften zu dieser Zeit in Wels gelebt haben, vergleichbar mit der Weltstadt Pompeii. "Wenn man irgendwo in diesem Bereich zu graben beginnt, wird man zu 70 Prozent römische Bauten finden", ist sich Albert Neugebauer, Obmann des Vereins Römerweg Ovilava sicher. Der bisher wertvollste Fund der Archäologen: nahe der Schwesternschule wurde ein aus Elfenbein gefertigter Messergriff in Form eines Leoparden gefunden. Er könnte persicher Herkunft sein.




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