Jugendverschuldung liegt in Oberösterreich durchschnittlich bei 28.000 Euro
Im Jahr 2014 verzeichnete die Oberösterreichische Schuldnerberatung 3750 Neuanmeldungen.
BEZIRK. Ein Drittel der neu gemeldeten Schuldner war unter 30 Jahre alt, jeder Fünfte von ihnen war im Alter zwischen 18 und 25 Jahre. Durchschnittsverschuldung: 28.000 Euro. "Diese Zahlen zeigen, dass immer mehr junge Menschen professionelle Hilfe benötigen. Eine Entwicklung, die vor allem auf die steigende Arbeitslosigkeit zurückzuführen ist", so Sozial-Landesrätin Gertraud Jahn. Eine Studie des Landes Oberösterreich besagt, dass ein Viertel aller Schüler zwischen 15 und 19 Jahren von sich behauptet, nicht sorgsam mit Geld umzugehen. Für jeden Dritten sei es sogar normal, Schulden zu haben. Ferdinand Herndler von der Oberösterreichischen Schuldnerberatung kennt die vielschichtigen Verschuldungsursachen bei Jugendlichen. "Diese Zielgruppe ist heiß umkämpft. Mit Taschengeld und Geldgeschenken verfügen die Unter-18-jährigen über eine jährliche Kaufkraft von 607 Millionen Euro", so Herndler. Höhere Risikobereitschaft und Unerfahrenheit im Geschäftsleben würden bei Jugendlichen noch dazu kommen. Ein weiterer Grund sei der Schritt in die Selbstständigkeit. Eltern würden ihren Kindern oft einen hohen Lebensstandard ermöglichen, solange sie zuhause wohnen. Ziehen die Kinder aus, verschlingen die Anschaffung und die Folgekosten von eigener Wohnung und Auto viel Geld. "All diese Herausforderungen treffen jene Gruppen mit geringer Bildung und niedrigem Einkommen besonders stark. Dort kollidieren chronisch niedrige Gehälter mit unerschwinglichen Konsumwünschen. Vor kurzem hatte ich einen jungen Klienten, der mit drei Ordnern voll mit über 100 Gläubigern zu mir kam, Schuldenstand 120.000 Euro", erzählt Herndler. Damit es nicht so weit kommt, bedarf es guter Vorsorgearbeit. Ein Instrument zur Schuldenprävention ist der Finanzführerschein, der jährlich an 10.000 Schüler ausgestellt wird. Im Jahr 2012 nahm sich auch das Welser Medien Kultur Haus der Problematik an und produzierte in den folgenden zwei Jahren eine Reportage und einen Kurzfilm zum Thema Jugendverschuldung. In One Broke Girl portraitieren Nachwuchsregisseurin Leni Gruber und Produzent Florian Ettl ungeschönt einen Tag lang drei Freundinnen beim Geldausgeben. Am Ende des Tages hat eines der Mädchen sein Konto um knapp 100 Euro überzogen. Der Film soll jetzt in Schulen gezeigt werden und es Lehrern auch ohne große Vorkenntnisse ermöglichen, in das Thema einzusteigen.
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