Vogelspinne, Piranha und Kornnatter: 153 Exoten leben im Bezirk Waidhofen

- Klaus-Jürgen Tomacek betreibt Zoohandlungen in Waidhofen und Zwettl. Für das Foto warf sich auch Chamäleon Oskar in Pose.
- hochgeladen von Peter Zellinger
Vor allem Reptilien sind bei den Waidhofnern beliebt, Experten warnen aber vor zu leichtfertigem Umgang
BEZIRK WAIDHOFEN. Eine Schlange im Plastiksackerl an der Tür, eine exotische Spinne im Pyjama und zuletzt eine tote Schlange mit Skorpion im Maul. Die Bezirksblätter Waidhofen nahmen diese Vorfälle zum Anlass, zu schauen wie viele und welche gefährlichen Wildtiere im Bezirk leben.
Exoten im Bezirk
Im Bezirk Waidhofen werden derzeit 83 Reptilien, zwei Amphibien und 68 Greifvögel gehalten, wie der stellvertretende Bezirkshauptmann Markus Peham mitteilt. Mit der Meldepflicht (siehe Zur Sache) nehmen es die Waidhofner genau: "Es wird seitens der Behörde eher selten auf nicht gemeldete aber meldepflichtige Tierhaltungen gestoßen". Es müssen auch nicht immer exotische Echsen sein: die wohl ausgefallensten Tiere sind Bennet-Wallabys. Dabei handelt es sich um mittelgroße, winterharte Kängurus.
Klaus-Jürgen Tomacek betreibt nicht nur seine Aquarienwelt in Waidhofen und Zwettl, sondern hält auch privat Tiere, von denen manch anderer noch nie etwas gehört hat. Der Fachmann warnt vor einem zu leichtfertigen Umgang mit Chamäleon, Schlange und Spinne: "Es muss jedem klar sein, Kuscheltiere sind das keine. Diese Tiere muss man immer mit Vorsicht und Respekt behandeln, aber das ist bei einem Hund oder eine Katze nicht anders".
Besonders Bartagamen, Schildkröten und Chamäleons fragen die Waidhofner gerne nach. Letztere vergibt Tomacek aber nur an Profis: "Viele Chamäleonarten sind sehr anspruchsvoll, da muss im Terrarium schon alles ganz genau stimmen". Etwas genügsamer sind da schon Vogelspinnen: Diese sind aber nicht so stark nachgefragt. "Die sind auch nicht unbedingt jedermanns Sache", lacht Tomacek.
Verkauft werden die Tiere nur mit behördlichen Dokumenten. Bei gefährlichen Tieren zieht Tomacek aber die Grenze der Exotik: Kobras und andere hochgiftige Schlangen kommen ihm nicht ins Haus - ganz davon abgesehen, dass die Haltung dieser Tiere seit 2012 auch in Niederösterreich verboten ist. "Das Risiko ist einfach zu groß".
Selbst gebissen wurde er noch nie, obwohl er täglich mit den Tieren zu tun hat. "Ein Mensch passt ja auch gar nicht ins Beuteschema der Tiere. Sie beißen nur zu, wenn sie sich bedroht fühlen".
Manche Tierarten haben ihren schlechten Ruf auch völlig zu unrecht, wie Tomacek erklärt: "Ich hatte schon selbst Piranhas zuhause und die unterscheiden sich auch kaum von anderen Fischen. Jedenfalls sind sie nicht so, wie man es aus den Filmen kennt."
Nerven aus Stahl
Wenn es um Reptilien geht führt in Ostösterreich kein Weg an Georg Jachan (45) aus Gföhl vorbei. Das ist jener Mann, den die Exekutive holt, wenn sie einen Experten mit Nerven aus Stahl braucht, wie 2012 als im Bezirk Melk bei einem Brand zwei Inland-Taipane ausgekommen sind. Keine Schlange der Welt hat ein tödlicheres Gift als der Inland-Taipan. Ein Tropfen des Giftes kann 200 Menschen töten. Wenn eine Schlange ihn erwischt hätte, hätte es wohl kein Überleben gegeben.
Trotzdem hat er den heiklen Auftrag erledigt und fast fünf Stunden im völlig verrauchten Haus nach den Tieren gesucht. Warum er das gemacht hat? "Weil es sonst keiner gemacht hätte", sagt er trocken. "Meine Überlegung war, dass sie sich, wie in der Natur, im Boden verkriechen würden." Bingo - mit Werkzeug und Händen hat er sie gerettet - und zu Hause in der Badewanne vom Ruß befreit. Er selbst hustete tagelang schwarzen Schleim.
Mit acht Jahren hatte er seine erste Schlange, da wollte er Schlangenforscher werden, "mit 12 die erste giftige Schlange, ohne dass die Eltern das wussten." Er ist seinem Kindheitstraum treu geblieben. Heute ist er der einzige Sachverständige im Osten Österreichs und leitet ein Tierheim für Problemreptilien. Einmal wurde ein Kaiman abgegeben, weil er, gekauft als Baby, als "Jugendlicher" beißen konnte.
Jachan: "Gifttiere zu halten ist seit der Polizeistrafgesetznovelle 2012 in NÖ nicht mehr erlaubt."
"Auf Börsen werden oft Jungtiere zum Kauf feilgeboten, in animierenden, nett dekorierten Verkaufsboxen. Man verrät dem Käufer aber oft nicht, wie groß Tiere wirklich werden und welchen Ansprüche diese an eine artgerechte Haltung stellen", so Jachan und spricht vom schnellen Geld für manche Händler.
Der Experte bietet neben Seminaren auch eine anonyme Reptilien-Klappe in seinem Tierheim an. Die Anrufer bleiben absolut anonym, garantiert Jachan.
"In diesem Punkt sind Strafen falsch am Platz. Denn Faktum ist, dass auch zwei Cobras in einer Schachtel, zugeklebt und mit der Aufschrift 'gefährlicher Inhalt', auf einem Spielplatz deponiert wurden", gibt Bachan zu bedenken: "Ich fordere schon lange die Einführung eines Befähigungsausweises für Exotenhalter, dieser müsste block- und monatsweise dauern. Jachan pflegt Kontakte zu Zoos in Großbritannien, Tschechien und den USA, die so manche Giftschlange von ihm übernehmen.
Zur Sache - das sagt das Gesetz
Es besteht eine Meldepflicht für die Haltung eines Wildtieres mit besonderen Ansprüchen. Diese sind binnen 14 Tagen bei der Bezirkshauptmannschaft zu melden. Diese Meldepflicht gilt für alle Arten der Reptilien, Lurche, für Fische, die in Freiheit mehr als einen Meter lang werden, für fast alle Wildtierarten der Säugetiere und fast alle Wildtierarten der Vögel.




Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.