Nachruf
"Wortfischer" Hans Eichhorn verstorben
Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller, Maler und Fischer Hans Eichhorn ist im Alter von 64 Jahren in seinem Fischerhaus am Attersee verstorben.
ATTERSEE. Der Schriftsteller, Maler und Berufsfischer Hans Eichhorn ist heute Vormittag nach langer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie am Attersee verstorben. Eichhorn wurde 1956 in Vöcklabruck geboren und studierte Religionspädagogik. 1983 übernahm er von seinen Eltern das Fischereirecht am Attersee, das seine Familie zumindest seit dem 18. Jahrhundert am Fuße des Buchbergs ausübt. Neben dem Haus am See lebte Eichhorn auch in Kirchdorf.
Fünf Freunde als Inspiration
Schon in der Schule waren seine Aufsätze länger als die der Mitschüler, zu Hause hat er die Jugendbücher von Enid Blyton nacherzählt. Später inspirierten ihn unter anderem Literatursendungen auf Ö1. Den ihm zugedachten Beruf des Bankbeamten konnte Eichhorn erfolgreich abwehren. Stattdessen entfaltete er neben der Fischerei eine intensive literarische Tätigkeit. Er veröffentlichte unter anderem in Literaturzeitschriften wie manuskripte, Literatur und Kritik, text + kritik, Wespennest, Facetten oder Rampe. 1993 erschien mit "Das Zimmer als voller Bauch" sein erster Gedichtband. Seither folgten viele weitere Publikationen.
Hans Eichhorn als Maler
Eichhorn war auch als Maler tätig. So hat er schon früh mit seinen Kindern Alltagsgegenstände, wie Milchpackungen oder Cornflaksschachteln, übermalt. Daraus gestaltete Eichhorn im Laufe der Jahre Hunderte Postkarten, die er an Kollegen verschickt hat. Um "Entschleunigung, Spiel, Kindsein", ging es ihm dabei.
Ausgezeichneter Wortkünstler
Eichhorn war aber vor allem Sprach- und Wortkünstler und erhielt zahlreiche Stipendien und Preise. Zuletzt wurde er mit dem renommierten Georg-Trakl-Preis für Lyrik und dem Heinrich-Gleißner-Preis für Literatur ausgezeichnet.
"Seine Gedichte sind von visueller Kraft geprägt, von großem Feingefühl für die minutiöse Beobachtung von Dingen, Menschen, sozialer Ausgrenzung und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen, für die leichtfertige Zerstörung der Umwelt ebenso wie für die vielstimmige ‚Morgenoper‘ des Erwachens auf dem See und für die Sommerkulisse aus Wasser, Gebirge und Licht in Trakl'scher Farbenpracht“, heißt es in der Jurybegründung des Trakl-Preises.
Laudatorin Brita Steinwendtner bezeichnete Eichhorn als einen "passionierten Beobachter, er ist mitleidlos, präzise, drängend und ruhelos". Erst vor kurzem erschien Eichhorns Prosa-Band "Ungeboren" im Verlag Bibliothek der Provinz. Die Bilder darin stammen von seiner Tochter Rosa. Eichhorns ältester Sohn Johannes führt die jahrhundertealte Tradition der Attersee-Fischerei seiner Familie fort.
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