Vincent Kriechmayr
Koglerauer WM-Held bleibt bescheiden

Vincent Kriechmayr | Foto: GEPA pictures
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Vincent Kriechmayr ist Doppelweltmeister. Für die große WM-Party in Gramastetten gibt es noch kein Datum.

GRAMASTETTEN/CORTINA D'AMPEZZO. Bescheiden und zurückhaltend blieb Vincent Kriechmayr auch nach seinen zwei Goldmedaillen im Super G und in der Abfahrt in Cortina. Mit den früheren Speed-Doppelweltmeistern Hermann Maier und Bode Miller in einem Atemzug genannt zu werden, war dem 29-jährigen Gramastettner beinahe unangenehm.
In seinem Heimatort schwenkten die Fans in voller Montur, aber mit Corona-Abstand ihre Fahnen. Der Virus ließ leider auch kein Public-Viewing zu. So erlebten die Kriechmayr-Fans, so wie die meisten, die historischen WM-Siege vor dem Fernseher.

Knappe Siege

Im Super G war der Druck enorm, galt Kriechmayr doch nach Siegen in Kitzbühel und Garmisch als Favorit. In dem schwierig gesteckten Kurs setzte sich der Mühlviertler mit nur sieben Hundertstelsekunden gegen Romed Baumann (Deutschland) durch. Bronze gewann der Franzose Alexis Pinturault (+0,38 Sekunden). In der Abfahrt waren die Abstände noch knapper. Eine Hundertstelsekunde war er schneller als der Deutsche Andreas Sander und 18 Hundertstel vor Beat Feuz.

"Euphorisch"

"Vinc" habe sich dann nach dem größten Rummel am Abend bei seiner Familie gemeldet, erzählt seine Schwester Jacoba Kriechmayr. "Schade, dass keiner von uns bei dem Großevent dabei sein konnte", bedauert die junge Freeriderin. Ein bisschen gefeiert hat auch Kriechmayrs Cousine Monika Schöllhammer. "Wir haben aus der Ferne mit den Nachbarn angestoßen und Konfettibomben angezündet." Auf dem Gramastettner Gemeindeamt war die Freude über den Sieg bei den Mitarbeitern groß. "Euphorisch und ausgelassen", beschrieb Bürgermeister Andreas Fazeni da die Stimmung. Leider konnte diesmal der Fanclub nicht vor Ort sein – die Reise nach Cortina musste storniert werden.

Begehrte Fanartikel

Bei dem Super-G-Weltcupsieg in Hinterstoder im Vorjahr waren noch 250 Fans dabei. Vinc-Fanartikel, wie Hauben und Jacken, sind spätestens seit seiner Super-G-Silbermedaille und Abfahrts-Bronze vor zwei Jahren bei der WM in Aare heiß begehrt. Wenn auch durch die Pandemie derzeit kein Empfang für den WM-Sieger in Gramastetten möglich ist, dieser werde nachgeholt, verspricht Fazeni. Der Ortschef will dem Skifahrer ein Denkmal setzen. Eine Skulptur oder die Umbenennung des Rodlstadions könnte er sich vorstellen.

Eine limitierte Kriechmayr-Edition der Gramastettner Krapferl gab es bereits vor der WM, so Johannes Mayr, Chef der Hummel’s Backmanufaktur. "Es ist eine Blechdose mit acht Gramastettner Krapferl. Beim Kauf fließen zwei Euro zugunsten wohltätiger Zwecke." 1.000 Dosen hat Mayr noch. Der Krapferlbäcker ist ein Fan von Kriechmayr der ersten Stunde. "Wir hatten schon Fan-Hauben, als Vinc noch keine Weltcuppunkte machte."

Die Anfänge

Das Skifahren hatte Vinc zuerst von seinem Vater Heinrich Kriechmayr gelernt, obwohl seine aus Belgien stammende Mutter Gertrudis auch eine gute Skifahrerin ist. Schon im Alter von ungefähr zwei Jahren stellte Heinrich Kriechmayr seine Kinder Jacoba, Rafael und Vincent in Obertauern auf die Bretter, wie Jacoba Kriechmayr erzählt.
Der Landwirt aus der Koglerau, der auch Wirtschaftsrecht studierte, war einst beim Bundesheer in Tirol bei den Gebirgsjägern und später Skilehrer in Obertauern. "Als Kinder sind wir auch öfter auf dem Skilift in der Koglerau Ski gefahren", sagt Vinc Schwester. Dorthin konnten die Kinder leicht zu Fuß vom Bauernhof hingehen. Der Koglerauer Schlepplift wurde 2016 eingestellt und abgebaut. Spätestens im Sommer wird Vinc wieder mehr Zeit auf dem elterlichen Bauernhof verbringen und mithelfen. Es ist ein Betrieb mit zirka 65 Rindern.
Der Weltmeister gilt als sehr bodenständig, unkompliziert und umgänglich. "Im Sommer hat er schon mal auf dem Gemeindeamt vorbeigeschaut. Im Rodlbad ist er auch ab und zu", erzählt der Bürgermeister.

Landeshauptmann gratuliert

Auch das "Sportland Oberösterreich" gratulierte dem Doppelweltmeister herzlich zu den Erfolgen. Landeshauptmann Thomas Stelzer und Sport-Landesrat Markus Achleitner fieberten mit dem 29-Jährigen eifrig mit. Im Vorjahr war „Vinc“ auch Oberösterreichs Sportler des Jahres geworden. Und nicht zuletzt die Mitglieder seines Heimatvereins TVN Wels drückten ihrem Aushängeschild die Daumen.

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